Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten
Einsatz, um ihr Selbstbewusstsein wieder auf Vordermann zu bringen.
Nachdenklich ließ er die Hände in den Schoß sinken und betrachtete grüblerisch das Holo-Abbild von Elysium. Es war längst Zeit, das hier zu einem Abschluss zu bringen, und so wandte er sich dem Artillerieoffizier zu.
»Sind wir bereit, Phase Vier einzuleiten, Commander Rahman?«
»Jawohl, Sir. Geschosse bereit, Zielkoordinaten eingegeben.«
»Gut.« Aufmerksam betrachtete Howell das Mienenspiel des Mannes. Es wirkte nicht gerade ruhig, aber der Mann war zweifellos gefasst und einsatzbereit. Commander Watanabe hingegen ...
Der Commodore wandte sich dem Commander zu. Watanabe war noch bleicher als zuvor, er schwitzte stark, und Howell verkniff sich ein Seufzen. Genau das hatte er befürchtet, sogar schon, bevor Alexsov seiner eigenen Besorgnis über Watanabes Zuverlässigkeit Ausdruck verliehen hatte.
»Commander Watanabe ...« Er sprach sehr leise. »Leiten Sie Phase Vier ein.«
Watanabe schrak zusammen; seine Wangenmuskeln zuckten. Er starrte seinen Vorgesetzten an, dann blickte er auf seine Konsole hinab und betrachtete die Zielkoordinaten für jede einzelne Stadt auf ganz Elysium.
»Ich ...«
»Ich habe Ihnen einen Befehl erteilt, Commander«, sagte Howell, und sein Blick zuckte über Watanabes Schulter hinweg zu Rachel Shu hinüber.
»Bitte, Sir«, flüsterte Watanabe. »Ich ... ich will ...«
»Sie wollen diesen Befehl nicht ausführen?« Hoffnungsvoll blickte der Commander erneut zu seinem Vorgesetzten hinüber, als er begriff, dass in Howells Stimme tatsächlich so etwas wie Mitgefühl lag. »Das ist durchaus verständlich, Commander, aber Sie sind jetzt einer meiner Offiziere. Somit befinden Sie sich weder in einer Position, in der Sie sich irgendwelche Bedenken leisten könnten, noch steht Ihnen der Luxus offen, selbst darüber zu entscheiden, welche Befehle Sie befolgen und welche nicht. Haben Sie mich verstanden, Commander Watanabe?«
Totenstille legte sich über die Brücke, und der Commander schloss die Augen. Dann stand er auf und riss sich das SynthoLink-Headset von den Schläfen.
»Es tut mir leid, Sir.« Seine Stimme war nur noch ein Krächzen. »Ich kann es nicht. Ich kann es einfach nicht.«
»Ich verstehe. Es tut mir leid, das zu hören«, erwiderte Howell leise und nickte zu Rachel Shu hinüber.
Der smaragdgrüne Lichtstrahl zuckte quer durch die Brücke. Er traf Watanabe genau ins Genick, und der Commander zuckte unkontrolliert. Doch das war die natürliche Reaktion eines leblosen Körpers - nichts anderes als ein letzter Muskelreflex.
Die Leiche fiel auf das Deck. Der Gestank verbrannter Haare brachte irgendjemanden zum Husten, doch niemand rührte sich. Niemand war auch nur überrascht, und das Rascheln von Plastik und Metall auf Leder war zu hören, als Shu den Neural-Disruptor wieder in ihrem Holster verstaute. Ihre Miene verriet leichten Abscheu.
»Commander Rahman«, ergriff Howell wieder das Wort, und der leitende Artillerieoffizier richtete sich in seinem Sessel ein wenig weiter auf.
»Jawohl, Sir?«
»Leiten Sie Phase Vier ein, Commander.«
Buch 2:
FLÜCHTLING
Kapitel 11
Alicia lag auf dem Bett, starrte zur Decke empor und kaute auf ihrer Unterlippe herum, während sie sich nach Kräften bemühte, nicht zu düsteren Gedanken nachzuhängen. Es fiel ihr zunehmend schwer.
In einer Hinsicht zumindest sah es gar nicht so schlecht aus. Tannis' Diagnosen ergaben jetzt genau das, was sie auch sollten - nun, da Tisiphone wusste, welche Ergebnisse zu erwarten waren -, und Alicia machte sich keinerlei Sorgen mehr, sie könne irgendetwas verraten, was sie eigentlich doch verborgen wissen wollte. Tannis hatte die Nerven selbst untersucht, hatte es mit chemischer Therapie versucht und sogar mit hypnotischer Regression, doch Tisiphone war immens erfahren darin, die Gedanken und Reaktionen von Menschen zu beeinflussen und zu steuern. Sie mochte in letzter Zeit nicht mehr dazu in der Lage sein, das bei irgendjemand anderem zu tun, doch Alicias Gehirn und auch ihr Körper waren jetzt Tisiphones eigenes Territorium, und dort duldete sie keinerlei Eindringlinge, also drohte von dieser Seite aus keine Gefahr.
Bedauerlicherweise half das nicht gegen die Langeweile. Tisiphone mochte ja Spaß daran haben, die Ärzte zum Narren zu halten oder das planetenweite Computernetzwerk von Soissons zu erkunden, doch Alicia wurde vor Langeweile fast verrückt. Dieser Gedanke entlockte ihr ein säuerliches Grinsen, doch das
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