Weg in die Verdamnis
zu.«
Santerre gab die Beschreibung seines Feindes sehr detailliert weiter. Er traf dabei auf aufmerksame Zuhörer, die jedes Wort, das über seine Lippen drang, aufsaugten. Einige von ihnen machten sich sogar Notizen.
Sie schrieben die Worte kurzerhand mit dem Kugelschreiber auf ihre Handflächen.
»Reicht es?« fragte Santerre nach einer Weile.
Er sah das Nicken. Er war sehr zufrieden, und wieder verzog sich sein Mund zu einem Lächeln.
»So«, sagte er, »damit wäre alles geklärt. Ihr werdet jetzt ausschwärmen und ihn suchen.«
Daniel hatte noch eine Frage. »Was geschieht, wenn wir ihn gefunden haben?«
Santerre rieb seine Hände. Schon ein Beweis seiner großen Vorfreude.
»Wenn ihr ihn gefunden habt, werdet ihr ihn nicht töten, sondern ihn mir bringen. Schafft ihn zu mir, denn ich will mich mit ihm beschäftigen.«
»Und unser Weg? Was ist mit ihm?« fragte Daniel.
»Wir werden ihn gemeinsam gehen.« Santerres Augen funkelten in wilder Vorfreude, auch deshalb, weil alle seiner Meinung waren und nickten. Sie hätten wohl nicht genickt, wäre ihnen klargewesen, daß es in der Geschichte der Bibel, die sich mit den zwölf Aposteln beschäftigte, noch ein Kapitel über einen Verräter gegeben hätte.
Nein, daran dachten sie nicht.
Und so konnte das Unheil seinen Lauf nehmen…
***
Wir waren mit einem Taxi zum Prater gefahren. Obwohl wir davon ausgehen konnten, daß eine Hölle vor uns lag, ging es uns recht gut, denn wir hatten es tatsächlich noch geschafft, uns hinzulegen und auch zu schlafen.
Sogar Father Ignatius war eingeschlafen, wohl auch deshalb, weil er wußte, daß er nun nicht mehr allein war und zwei Helfer an seiner Seite hatte.
So gut wie möglich hatte er uns noch einmal die Typen beschrieben, mit denen er aneinandergeraten war, und wir gingen knallhart davon aus, daß sie auf Santerres Seite standen, einem Monstrum, dem es gelungen war, die Jahrhunderte zu überleben, weil er seinem Mentor, dem Teufel, Menschen geopfert hatte.
Wir zahlten und verließen den Wagen. Als der alte Diesel-Benz abfuhr, wehte uns noch eine Qualmwolke gegen die Gesichter, als wäre der Fahrer froh darüber, uns loszuwerden.
Der Tag hatte sich verabschiedet, über Wien lagen die grauen Schatten der Dunkelheit und ließen auch den Prater nicht aus. Aber hier war es irgendwie anders, oder es kam mir nur so vor. Das Gelände selbst war von der Finsternis umschlungen worden, doch auf ihm hatten sich zahlreiche Lichter ausgebreitet, die wie eine Insel wirkten. Bunte Lichter, abgegeben von den optischen Lockungen der Reklamen, die einige Karussells und Buden umhüllten.
Viel Betrieb herrschte nicht. Es war einfach zu kalt. Die Temperaturen schwebten knapp über dem Gefrierpunkt, der Wind biß in unsere Gesichter, es roch nach Schnee, nach Regen, aber auch nach dem Angebot der zahlreichen Imbißbuden. Da vermischte sich der Duft von Gebratenem mit dem des Knoblauchs, denn hier wurden auch die berühmten Langos verkauft, dünne Pfannkuchen, mit einer öligen Knoblauchsoße bestrichen.
»Tja, jetzt sind wir also da!« sagte Father Ignatius, »und alles sieht so normal aus.« Beinahe entschuldigend hob er die Schultern. »Ich kann euch auch keinen Beweis liefern.«
»Das war auch nicht nötig«, sagte ich. »Wir wissen schließlich, daß es zwölf Gegner sind.«
»Ja, die sich auch verteilen können, John.«
»Was meinst du genau damit?«
Ignatius räusperte sich. »Noch bin ich mir nicht sicher, denn ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß sie so reagieren wie am Nachmittag.« Er schaute für einen Moment zu Boden. »Ich glaube nicht daran, daß sie zusammengeblieben sind. Sie würden auffallen, und das will dieser Santerre bestimmt nicht.«
Suko, der bisher noch nicht gesprochen hatte, fragte: »Worauf willst du hinaus?«
»Das kann ich dir sagen. Wäre es nicht besser, wenn wir uns trennen und erst mal das Gelände nach ihnen absuchen? Ich weiß, daß es viel verlangt ist. Wir haben auch keine Funkgeräte, über die wir uns verständigen könnten, und meine Beschreibung der Personen war auch nicht perfekt, aber immerhin so, daß diese einem von euch sicherlich auffallen, wenn ihr sie seht. Oder liege ich da falsch?«
»Nein, sicherlich nicht.«
»Was sagst du, John?«
»Eine Trennung wäre nicht schlecht.«
»Gut«, sagte Ignatius und nickte. »Das ist sogar sehr gut, wie ich finde. Wie machen wir es genau?«
Suko schaute mich an. »Was meinst du, John? Soll ich mit Ignatius losziehen,
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