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Weg in die Verdamnis

Weg in die Verdamnis

Titel: Weg in die Verdamnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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den Kreiseln – in eine Röhre hinein, aus der die Besucher rückwärts und sich dabei drehend wieder hervorschossen.
    Ich blieb an diesem Fahrgeschäft stehen und beobachtete es mit einer gewissen Skepsis.
    Nicht, weil ich Furcht davor gehabt hätte, mitzufahren, ich dachte daran, daß Santerre und seine Helfer auch eine derartige Bahn besetzen und Entsetzen verbreiten konnten.
    Nur mühsam lenkte ich meine Gedanken ab und konzentrierte mich auf die Wirklichkeit.
    Einige Meter entfernt stand ich bereits im Schatten. Es war wie im richtigen Leben. Dunkelheit und Licht lagen dicht beieinander, und auch ich verschmolz mit den Schatten, so daß er mich regelrecht aufgesaugt hatte. Ein relativ guter Ort für eine Beobachtung, aber auch andere Typen waren auf den Gedanken gekommen.
    In meiner Nähe standen die zweibeinigen Prater-Hyänen und schauten sich um. Männer unterschiedlichen Alters, die kein Zuhause hatten, gierig an ihren Zigaretten sogen.
    Viele von ihnen waren auf der Suche nach der schnellen Beute. In der Nacht war der Prater nicht eben die sicherste Ecke von Wien, das hatte sich herumgesprochen, und wer allein das Gelände betrat, lief Gefahr, angemacht zu werden.
    Mir erging es nicht anders. Als die Gestalt vor mir stehenblieb, roch ich zunächst den Schnapsatem. Es war eine junge Frau, schon ziemlich angetörnt, die einen langen Mantel trug, den sie blitzschnell öffnete und mich dabei angrinste.
    Unter dem Mantel war sie fast nackt. Zumindest trug sie kein Oberteil.
    »Na, gefällt es dir?«
    »Nein«, sagte ich und ging weg.
    Sie schlug ihren Mantel zu und schimpfte hinter mir her. Ich drehte mich nicht mehr um. Irgendwann kam ich mir ebenfalls vor wie einer dieser Müßiggänger auf der Suche nach irgendwas. Aber was es genau war, das wußte ich auch nicht.
    Es stimmte auch, daß ich auf der Suche war. Ich suchte die Typen, von denen Father Ignatius gesprochen hatte. Bisher war mir noch niemand aufgefallen. Zwar hielten sich genügend junge Leute auf, aber sie paßten eigentlich nicht zu dem, was mir Ignatius mitgeteilt hatte.
    Ohne es bewußt zu wollen, hatte ich meine Schritte aus dem Bereich der grellbunten Vergnügungsstätten weggelenkt und gelangte nun in den dunkleren Teil des Praters.
    Hier wuchsen sogar noch Bäume. An den Ästen hingen kaum Blätter.
    Sie standen auf dem Gelände wie stumme Wächter. Im Sommer sorgten sie für Schatten, denn um die Bäume herum waren kleine Biergärten eingerichtet worden. Sie gehörten zumeist zu den in unmittelbarer Nähe stehenden Lokalen, die allesamt irgendwie barackenartig aussahen und nicht gerade zu einem Bier einluden.
    Das mochte in der warmen Jahreszeit anders aussehen. Jetzt aber waren die Eingänge verrammelt und die Fenster geschlossen. Der Februar gehörte eben nicht zu den ›guten‹ Monaten.
    Auch hier hielten sich Menschen auf. Allerdings welche, die das Licht absolut scheuten, um ihren nicht immer gesetzlichen Beschäftigungen nachzugehen.
    Es wurde gedealt, es wurden Geschäfte erledigt, es wurde geflüstert, und man sprach auch über andere. Man sah auch mich.
    Wenn ich dicht an irgendwelchen Leuten vorbeiging, spannte sich deren Haltung. Die Typen kamen wir wie sprungbereit vor, als warteten sie darauf, ihre Messer ziehen zu können.
    Sie taten es nicht, und ich ging weiter.
    In der Ferne, jenseits der Bäume drang das Knattern der benzingetriebenen Karts auf, die ihre Runden auf Asphaltbahnen drehten. Ab und zu huschten Lichtreflexe durch die Finsternis, die mich allerdings nicht antörnten.
    Neben einem geschlossenen Videoladen blieb ich schließlich stehen.
    Das alte Schild an der Außenseite deutete darauf hin, daß nur Erwachsene Zugang hatten. Da konnte man sich ungefähr denken, was dort gezeigt wurde.
    Als ich einen Blick auf die Uhr warf, stellte ich fest, daß noch keine halbe Stunde seit meiner Trennung von Suko und Ignatius vergangen war. Mir war die Zeit allerdings lang vorgekommen, vielleicht auch deshalb, weil nichts passiert war.
    Wirklich nichts?
    Ich griff in die Tasche und holte die Packung mit den Zigaretten hervor.
    Als das Stäbchen brannte, hielt ich es in der hohlen Hand, damit niemand die Glut sah. Außerdem wollte ich mich von den anderen Müßiggängern nicht zu stark abheben.
    Der Rauch sickerte aus meinen Nasenlöchern. In meiner unmittelbaren Umgebung gab es nichts, was mich gestört oder nicht hingepaßt hätte.
    Es lief alles normal ab, und doch schaffte ich es nicht, mich damit anzufreunden. Gerade in

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