Weg in die Verdamnis
es.«
»Was wollte er?«
Der Sprecher holte tief Luft. Er war ja schon froh, daß ihn Santerre nicht auslachte oder fertigmachte. Santerre schien ihm zu glauben, und so faßte er sich ein Herz und übersprang den Graben. »Der Pfaffe ist zu uns gekommen. Er hat sich an das Rad geschlichen, als hätte er genau gewußt, wo wir uns aufhalten.«
»Wie sah er aus? Beschreibe ihn mir!«
Daniel nickte heftig. »Mach ich, werde ich machen. Ich habe mir sein Aussehen eingeprägt. Er war wirklich schlimm, nein, er war normal.«
Daniel geriet aus dem Konzept. Erst nachdem ihn Santerre angefahren hatte, konnte er normal reden.
Der Besucher hörte aufmerksam zu. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich dabei nicht, aber er schüttelte einige Male den Kopf, und das wunderte die elf Männer.
»Er war es nicht!« sagte Santerre.
»Wen meinst du?«
»Es ist nicht derjenige gewesen, den ich gemeint habe«, flüsterte der Unheimliche. »Es war nicht der Blonde, den ich in unserem Haus sah. Es ist ein anderer gewesen. War er wirklich älter?«
Daniel nickte heftig. Er war froh, daß ihm der andere seine Worte abnahm und ihn nicht einfach als Lügner hinstellte. Trotzdem fühlte sich Daniel nicht locker. Die Spannung blieb einfach in seinem Magen oder in seiner Brust hocken. Sie war wie ein Netz, dessen Maschen dicht um seinen Körper gewoben waren. Der Blick des anderen traf ihn, und Daniel spürte ihn wie ein böses Brennen, zugleich auch eine Kälte in seinem Innern.
»Was schließt du daraus?« wurde gefragt.
Die anderen schwiegen. Santerre wollte von ihm allein die Antwort haben. »Los, rede!«
»Man ist uns auf der Spur!« flüsterte er.
»Genau, man ist uns auf der Spur!«
»Aber uns trifft keine Schuld. Wir haben uns an das gehalten, was du uns gesagt hast! Das mußt du uns einfach glauben!« Daniel hatte mit schriller Stimme gesprochen.
»Ich habe auch nichts gesagt. Wäre es anders gewesen und hättet ihr euch nicht an meine Richtlinien gehalten, würdet ihr schon nicht mehr leben!« Er hatte es so gesagt, daß ihm jeder glaubte. Santerre drehte sich, bevor er wieder das Wort ergriff. »Es kann durchaus sein, daß man mir auf die Spur gekommen ist. Mir und keinem anderen. Mich trifft also die Schuld daran, daß uns dieser Pfaffe verfolgt hat. Und ich sage euch, daß es noch andere Verfolger gibt.«
»Wie viele denn?« fragte jemand aus dem Kreis.
Santerre schaute den jungen Mann an, der sich unter dem Blick duckte.
»Nur einer.«
»Du kennst ihn?« fragte Daniel.
»Ja, ich habe ihn gesehen. Und ich denke, daß er ein Freund des Pfaffen ist.«
»Dann kann er auch hier sein.«
»Wir müssen damit rechnen.« Santerre lächelte eisig. »Aber das sollte uns nicht stören. Wir werden ihn ebenso ausradieren wie den Pfaffen.«
Nach diesen Worten wartete er ab und freute sich über die allgemeine Zustimmung, die die elf jungen Männer durch ihr Nicken kundtaten: »Es wird alles seinen geregelten Weg gehen. Nichts und niemand kann unseren Plan stören. Der Weg in die Verdammnis ist seit Urzeiten vorgezeichnet. Der Teufel selbst hat ihn angelegt, um diejenigen, die auf seiner Seite stehen, zu belohnen.«
Seine Begleiter nickten. Sie hingen mit ihren Augen wie gebannt an seinen Lippen.
»Angst?« fragte er.
»Nein!« Eine Antwort nur, aber aus mehreren Mündern.
»Das ist gut, denn ihr braucht keine Angst zu haben. Das Leben ist mit scharfen Stacheln gespickt, das wißt ihr selbst, doch wir sind in der Lage, diese Stacheln zur Seite zu räumen, und in der heutigen Nacht werden wir damit beginnen. Den Pfaffen kennt ihr, den habt ihr gesehen, den werdet ihr auch in der Dunkelheit nicht verfehlen können, aber es gibt da noch jemanden, und der ist gefährlicher, da nehme ich kein Blatt vor den Mund. Es ist der Blonde, der zu Hilfe geholt wurde. Er trägt etwas bei sich, das ich und auch der Teufel hassen. Es ist ein Kreuz. Ihr werdet die Aufgabe haben, diesen Blonden zu finden und ihm das Kreuz abzunehmen. Werft es dann fort!« keuchte Santerre. »Zerstört es! Macht mit ihm, was immer ihr wollt, aber laßt es ihm auf keinen Fall, denn ohne Kreuz ist dieser Mann wehrlos. Ihr wißt selbst, daß auch ich nicht unbesiegbar bin, so ehrlich bin ich euch gegenüber gewesen. Das Kreuz ist unser Feind, die Menschen sind es ebenso, die nicht auf unserer Seite stehen. Denkt immer daran, und jetzt werde ich euch die Beschreibung des Mannes geben, auf den es ankommt. Ich hatte die Chance, ihn mir genau anzuschauen. Hört gut
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