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Wege des Herzens

Wege des Herzens

Titel: Wege des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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überrascht.
    Erfreut klatschte Nora in die Hände. »Wie wundervoll. Wir werden dich dort besuchen!«
    »Aber Kato wird
hier
leben. Er hat ein Geschäft, das habe ich dir doch erzählt.«
    »Ich weiß, aber ihr werdet doch öfter zum Einkaufen hinfahren müssen, und vielleicht könnten dein Dad und ich euch besuchen, und ihr könntet uns Djemaa El Fna zeigen. Das ist der große Marktplatz in der Mitte von Marrakesch, wo es alles gibt, was das Herz begehrt – ein Basar mit Schlangenbeschwörern, Musikern … Es wäre toll, mit jemandem, der sich auskennt, dort herumzuschlendern.«
    Brigid musste unwillkürlich lächeln, als sie sich diese Reise vorstellte.
    »Und hast du vielleicht auch ein Bild von Kato?«, fragte Nora.
    »Natürlich«, sagte Nora und holte einen Stapel Fotos aus der Tasche, die sie mit einem großen, gutaussehenden Marokkaner zeigten, der den Arm um ihre Schultern gelegt hatte.
    »Was für ein attraktiver Mann«, sagte Nora. Nicht ein Wort davon, dass er
Ausländer
sei und dass es
große kulturelle Unterschiede
gebe, nur, dass er gut aussah und dass es schön wäre, seine Heimat kennenzulernen.
    Aidan warf Nora einen liebevollen Blick zu. Er konnte von Glück reden, sie zur Frau zu haben. Ihretwegen musste er sich einfach zusammenreißen und sich den ungezogenen Rüpeln in der Mountainview-Schule stellen. Nora sollte schließlich jetzt ein anständiges Leben führen und auch im Alter abgesichert sein. Das war das mindeste, was ihr zustand.
     
    Nora und Aidan saßen in Johnnys Therapieraum, ein Blatt Papier mit den diversen Übungen in der Hand, und schauten ihm aufmerksam zu, während er die verschiedenen Bewegungsabläufe erklärte. Bei den Übungen für Arme und Nacken machte sogar ein Mann im Rollstuhl begeistert mit. Neidisch betrachtete er Aidan, als er ganze vier Minuten auf dem Laufband schaffte.
    »Ich wollte, ich könnte das auch«, sagte er, »aber ich bin schon nach ein paar Sekunden völlig aus der Puste, so dass es sich gar nicht lohnt.« Der Mann hieß Bobby Walsh; früher einmal hatte ihm eine große Firma gehört, doch nach seinem Herzinfarkt hatte er alles aufgegeben.
    »Ist es Ihnen schwergefallen?«
    »Zu Anfang ja, aber es gibt so viele Dinge, für die ich früher nie Zeit hatte. Für meine Frau ist es allerdings schwer, glaube ich, da ich ihr jetzt die ganze Zeit zu Hause auf die Nerven gehe.«
    »Ist sie auch hier?«
    »Nein, Rosemary hat immer so viel zu tun, gesellschaftliche Verpflichtungen und so …«
    Aidan fühlte sich plötzlich glücklich und geliebt, da Nora mitgekommen war. Sie löcherte Johnny mit Fragen, welche Art von Gewichten für Aidan geeignet wären, und Johnny gab ihr den Rat, sich für das Training zu Hause einfach ein paar große Büchsen Erbsen zuzulegen.
    »Hatten Sie denn einen Sohn als Nachfolger für Ihre Firma?«, wollte Aidan von Bobby wissen.
    »Nein – mein Sohn Carl hat sich nie für die Firma interessiert. Nie. Er ist Lehrer oben in Mountainview – ein rauhes Pflaster, aber er ist der richtige Typ dafür. Einige der älteren Lehrer hätten jedoch so ihre Probleme, hat er mir erzählt.«
    »Ja, einer davon bin ich«, erklärte Aidan. »Ich unterrichte dort nämlich Latein, das heißt, wenn ich es mal bis ins Klassenzimmer schaffe.«
    »Oh, Sie sind also Aidan Dunne!« Bobby lächelte. »Carl hat Sie schon oft erwähnt. Er hat mir erzählt, dass Sie es fertigbringen, die Kids tatsächlich für Latein zu interessieren – und das ist eine große Leistung.«
    »Wie heißt denn Ihr Sohn?«
    »Carl Walsh.«
    »Natürlich kenne ich ihn, ein sehr netter junger Kollege. Er unterrichtet Englisch, nicht wahr?«
    »Stimmt genau.«
    »Nun, ich werde ihn ja sehen, wenn ich in ein paar Wochen wieder in der Schule bin.«
    »Sie gehen dorthin zurück?« Bobby schien sich zu wundern.
    »Ich habe keine andere Wahl«, erwiderte Aidan Dunne.
     
    Clara freute sich, dass Nora Dunne sie so tatkräftig unterstützt hatte – zwar nur für sechs Wochen, aber sie war mit Feuereifer dabei gewesen. Nora Dunne interessierte sich wirklich für alles, und diese Einstellung konnte Clara nur bewundern.
    So war Nora bisher als Einzige auf die Idee gekommen, sich einen Taschenatlas zu holen und auf der Karte von Polen nachzuschauen, wo Anias Heimatort eigentlich lag. Und von Fiona ließ sie sich die kleine griechische Insel zeigen, auf der sie einen ganzen Sommer verbracht hatte. Nora unterhielt sich auch oft mit den anderen Patienten und ließ sich von Judy Murphy

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