Wege des Herzens
bin.«
Grania zwinkerte Tony zu. Er hatte recht gehabt, wie immer. Nur was das Problem mit ihrem Vater betraf, da würde er auf Granit beißen. Wenn doch nur alles schon vorbei wäre. Sie würden ohnehin nichts bei ihm erreichen, also war es besser, es schnell hinter sich zu bringen.
Sie musste nicht lange warten. Mitten hinein in die Aufregung, seit wann sie es denn genau wüssten, wann das Baby zur Welt käme und ob sie im Voraus wissen wollten, welches Geschlecht es habe, platzte Noras Frage. »Ja, wirst du denn deinen Job in der Bank aufgeben, Grania, und zu Hause bleiben, um dich um das Kind zu kümmern?«
»Nur, solange ich im Mutterschutz bin. Dann gehe ich wieder arbeiten«, antwortete Grania fröhlich.
»Und was wirst du dann tun?«, wollte Brigid wissen.
»Oh, ich werde das Baby jeden Morgen zu dir ins Reisebüro bringen. Du kannst es dort unter ›B‹ ablegen!«, erwiderte Grania lachend.
»Ja, klar, das wäre ganz toll. Aber im Ernst, was hast du vor?«
»Tja, wir haben uns überlegt, dass wir uns jemanden suchen, der zu uns kommt und hier auf das Kind aufpasst, einen Maler oder Schriftsteller vielleicht – auf jeden Fall hätten wir eine ruhige, friedliche Arbeitsumgebung zu bieten, und der Babysitter müsste nur hin und wieder mal das Fläschchen geben und die Windeln wechseln. So jemanden zu finden dürfte doch nicht schwierig sein …«
»Aber ob man sich auf so einen Künstler auch wirklich verlassen kann? Habt ihr da keine Angst?«, gab Aidan, die Stirn gerunzelt, zu bedenken.
»Es muss ja nicht unbedingt ein Dichter oder Maler sein. Es könnte ja auch, sagen wir mal, ein Lehrer sein. Der könnte dann hier Privatstunden geben.«
Jetzt wurde Aidan hellhörig.
»Nein, Tony«, sagte er.
»Hör dir doch erst mal an, was ich zu sagen habe. Du würdest uns einen doppelten Gefallen tun und uns gleich aus zwei Verlegenheiten helfen. Wenn wir wüssten, dass du und Signora hier seid, könnten wir ruhigen Gewissens zur Arbeit gehen.« Man merkte Tony an, wie ernst ihm damit war.
»Und für euch müsste ich auch nicht extra aufräumen«, warf Grania ein.
»Bei uns in der Schule gibt es genügend Schüler, die dringend Nachhilfeunterricht bräuchten«, fügte Tony hinzu.
»Dann unterrichte ich sie in der Schule und bleibe nachmittags länger, so lange, wie du mich eben brauchst.«
»Das würde nichts bringen, Aidan. Das sind alles eher schüchterne Schüler, die Angst vor diesen Gangs haben. Die können nicht länger bleiben, da sie nur in der Gruppe geschützt sind. Mir wäre es wirklich recht, wenn ich einen sicheren Ort wüsste, an den ich sie schicken könnte.«
»Guter Versuch, Tony, aber nein.«
»Dad, bei wem könnte mein Kind wohl besser aufgehoben sein als bei dir und Nora? Davon könnten beide Seiten profitieren. Du verdienst dein Geld weiterhin damit, dass du Kinder unterrichtest, die es dringend brauchen, und unser Baby wird von den wunderbarsten Menschen betreut, die ich kenne.«
»Wie schon gesagt, danke, aber nein«, wiederholte Aidan.
»Signora, was hältst du davon?«, fragte Tony.
»Das muss Aidan entscheiden«, erwiderte Nora.
Jetzt wusste Tony auch nicht mehr weiter. »Ich will unsere Familienfeier nicht dadurch belasten, dass ich euch weiterhin bedränge. Aber vielleicht hast du ja noch einen klugen Gedanken beizusteuern, Kato?«
Kato blickte von einem zum anderen. »Nun, natürlich muss ein Familienvater das tun, was er für richtig hält, und schon aus Respekt steht es keinem von uns zu, ihn davon abzubringen«, sagte er.
Wäre es nach dem Blick gegangen, den Aidan ihm zuwarf, hätte Kato seine Tochter Brigid noch am nächsten Tag heiraten können, wenn er wollte.
»Ich vermute, du hättest gewollt, dass ich Tonys Angebot annehme«, sagte Aidan zu Nora, als sie wieder zu Hause waren.
»Ich will, dass du das tust, was du für richtig hältst«, entgegnete Nora ruhig.
»Aber im Grunde hältst du das doch für eine gute Idee, oder?«
»Ich finde, dass wir den jungen Leuten etwas schuldig sind. Sie würden sich so freuen, wenn wir ihnen helfen könnten, und sie sind in den letzten Jahren immer gut zu uns gewesen. Tony hat mir die Stelle als Italienischlehrerin verschafft, er hat dir die Leitung der Abendkurse übertragen. Grania hat mich mit offenen Armen in der Familie aufgenommen; sie und Brigid haben sich großartig verhalten. Viele andere Mädchen in ihrem Alter hätten mir die kalte Schulter gezeigt und mich abgelehnt. Es würde mich wirklich freuen,
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