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Wege des Herzens

Wege des Herzens

Titel: Wege des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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positive Bestätigung, etwas, wofür es sich zu leben lohnt.«
    Nora wirkte noch immer skeptisch. »Und vermutlich sind Sie auch der Ansicht, dass sich gläubige Menschen noch schneller erholen?«
    »Das weiß ich nicht. Möglicherweise kann ein starker Glaube dabei helfen. Aber so etwas ist nicht messbar.«
    »Aber was eine positive häusliche Umgebung bewirkt, das können Sie messen?« Nora klang zynisch.
    »Sie haben doch gesehen, was unsere Klinik hier alles zu bieten hat, Nora. Sie haben mit Ärzten und Schwestern gesprochen, die davon überzeugt sind, dass entsprechende Medikamente, regelmäßige Blutuntersuchungen, Kontrollen, Bewegung und gesunde Ernährung dazu beitragen, Leben zu retten und zu verlängern. Warum sind Sie so skeptisch?«
    »Weil die Lebensqualität immer darunter leiden wird«, erklärte Nora mutlos.
    »Woher nehmen Sie nur diese Gewissheit?«, fragte Clara verärgert. »Ich praktiziere jetzt seit vielen Jahren als Medizinerin, und ein Urteil wie das Ihre würde ich mir nie anmaßen.«
    »Ach was, ich bin die Unsicherheit in Person«, sagte Nora traurig. »Ich würde alles Menschenmögliche tun, um Aidan zu helfen, wieder gesund zu werden. Aber Sie verlangen von mir, dass ich an ein Märchen glaube. Und das fällt mir schwer.«
    »Glauben Sie denn an Kompromisse?«, fragte Clara unvermittelt.
    »Früher nicht, aber inzwischen schon. Wieso fragen Sie?«
    »Weil ich Sie bitten möchte, mir sechs Wochen Zeit zu geben. In dieser Zeit sollen Sie so tun, als würden Sie daran glauben, dass unsere Arbeit etwas bringt und Ihrem Mann guttut. Und wenn Sie danach immer noch der Meinung sind, dass das alles nur zweckoptimistische Augenwischerei ist, dann können Sie ja wieder zu Ihren alten Prinzipien zurückkehren.« Clara schlug ihren Terminkalender auf. »Im April setzen wir uns erneut zusammen, und dann entscheiden wir, wie es weitergehen soll. Sie investieren nur sechs Wochen Zeit. Eineinhalb Monate? Um Aidans willen?«
    »Wie kann ich da nein sagen?« Noras Lächeln war hinreißend. Ihre Zusammenarbeit war in der Tat lebenswichtig für die Genesung ihres Mannes.
     
    Und so hielt Nora Dunne sechs Wochen lang Wort und äußerte sich nur positiv über die Herzklinik, in der Aidan mittlerweile regelmäßig ein und aus ging.
    Sie erzählte sogar ihren Schwestern Helen und Rita davon, die sich bisher nie für ihr Leben interessiert hatten. Einmal in der Woche trafen sich die drei Schwestern in dem Seniorenheim, in dem ihre Mutter inzwischen wohnte. Rita und Helen machten keinen Hehl daraus, dass sie ihre Schwester Nora für äußerst exzentrisch und wenig vertrauenswürdig hielten. Schließlich war sie vor vielen Jahren wegen eines verheirateten Mannes nach Italien durchgebrannt. Als sie endlich wieder nach Hause zurückgekommen war – wahrscheinlich war sie von dort ebenfalls davongelaufen –, hatte sie angefangen, sich sehr merkwürdig zu kleiden. Sie hatte sich in einem Viertel mit zweifelhaftem Ruf ein Zimmer gesucht und damit begonnen, an einer dortigen Schule Italienisch zu unterrichten. Zu allem Überfluss hatte sie auch noch einen Mann »geheiratet«, der Lehrer an dieser Schule war. Aber natürlich war das keine richtige Ehe, da er bereits verheiratet gewesen und geschieden war, und so hatten sie nur standesamtlich heiraten können. Als Helen und Rita nun von Aidan Dunnes Herzanfall hörten, rümpften sie die Nase, als sei das die geringste Strafe, die er für seinen Ehebruch zu erwarten habe.
     
    Nora und Aidan nahmen gemeinsam an einer von Lavenders Kochvorführungen teil. Dort lernten sie, wie man salzarm kocht und fast ohne Fett leckere Fischgerichte auf den Tisch zaubert. Um das zu demonstrieren, bereitete Lavender kleine Rechtecke aus Alufolie vor, gab je ein kleines Stück Kabeljau in die Mitte und fügte etwas Lauch, grüne Bohnen und ein paar Cherrytomaten hinzu. Dann besprühte sie alles mit einem fettreduzierten Öl und faltete die Alufolie zu einem kleinen Päckchen zusammen. Ungefähr zwanzig Minuten später war der Fisch fertig. Während er im Ofen garte, gab Lavender ihren Patienten noch nützliche Einkaufstipps mit auf den Weg und schärfte ihnen ein, von nun an beim Metzger nur noch mageres Fleisch zu verlangen.
    Lavender wusste, dass die meisten der Patienten sparen mussten, und bemühte sich deshalb um praktische und sparsame Lösungen. Als der Kabeljau gar war, lobten alle den ausgezeichneten Fisch. In der nächsten Woche würde sie fettarme Desserts vorstellen,

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