Wege des Herzens
versprach Lavender.
Die ganze Zeit über ließ Aidan Nora nicht aus den Augen, da er unbedingt wissen wollte, was sie von der Sache hielt. Nora lobte die Rezepte und sagte, dass man sich gar nicht mehr vorstellen könne, all dieses fette Junkfood in sich hineinzustopfen, wenn es doch so leckere und gesunde Dinge gab! Aidan war erleichtert, dass es seiner Frau so gut gefiel, und ging mit ihr anschließend sofort zum nächsten Fischhändler.
Lavender hatte ihnen geraten, immer mehrere Portionen zu kaufen und den Vorrat einzufrieren. Doch Nora und Aidan hatten leider keinen anständigen Gefrierschrank, so dass dies für sie nicht möglich war.
»Macht nichts, es tut uns gut, wenn wir jeden Tag zu Fuß zum Einkaufen gehen«, meinte Nora, als sie die Herzklinik verließen.
Clara, die diese Bemerkung gehört hatte, schmunzelte. Nora schien sich an ihren Teil der Abmachung zu halten.
An diesem Abend bekam Nora Besuch von ihrer guten Freundin Brenda Brennan aus dem Quentins, die wissen wollte, wie es Aidan ging.
»Aber was wird heute Abend aus deinem noblen Fresstempel, wenn du nicht da bist und dich um alles kümmerst?«, fragte Nora. Ohne die ruhige, umsichtige Brenda, die alles im Griff hatte, konnte man sich das Quentins einfach nicht vorstellen.
»Ach, ich lerne gerade zu delegieren, Nora«, erwiderte Brenda. »Ich habe vor kurzem eine langbeinige Blondine aus Litauen eingestellt. Ihr Englisch ist perfekt, und sie hat wirklich Klasse. Sie vertritt mich heute Abend, und wenn ich nicht aufpasse, bin ich dort bald überflüssig.«
»Siehst du, genau davor habe ich bei mir in der Schule auch Angst«, warf Aidan ein. »Wir haben einen neuen, jungen Lateinlehrer bekommen. Warum sollten sie mich alten Knacker wieder zurückhaben wollen?« Tiefe Sorgenfalten zerfurchten seine Stirn.
»Weil du mehr über Latein weißt, als dieser Knabe je in seinem Leben lernen wird.« Nora war loyal wie immer.
»Aber ich sollte allmählich wirklich wieder in die Schule zurück. Mir geht es gut …«
»Dein Direktor hat doch gesagt, dass du dir Zeit lassen sollst«, erinnerte ihn Nora.
»Ja, aber der Direktor ist zufälligerweise auch mein Schwiegersohn«, sagte Aidan kläglich.
»Oh, Aidan, das hat doch damit nichts zu tun«, mischte Brenda Brennan sich ein. »Da bin ich ganz sicher. Ich kenne Tony O’Brien jetzt schon ziemlich lange. Wenn er das sagt, dann meint er das auch so.«
»Ich komme mir einfach so nutzlos vor.« Aidan machte sich wirklich die größten Sorgen.
»Du und nutzlos, Aidan? Allein der Gedanke ist lächerlich. Genieß lieber die paar Wochen Auszeit. Du wirst dir noch wünschen, du hättest die Zeit besser genützt, wenn du wieder in der Tretmühle bist.«
»Aber wenn es mir gut genug geht, diese Zeit zu genießen, dann kann ich doch ebenso gut auch arbeiten, oder?«
»Aidan – setz dich in den Zug und fahr mit Nora hinaus ans Meer. Es ist wunderschön in Dunlaoghaire, wenn die Wellen so wild ans Ufer schlagen. Der Winter ist die schönste Zeit dafür. Oder fahrt nach Sandycove oder Dalkey, geht in eines der netten Pubs, wo man was Gutes zu essen bekommt …« Brenda fielen unendlich viele Dinge ein, die die beiden zusammen unternehmen könnten, und sie versuchte, ihnen den nötigen Anstoß zu geben, zu dem Nora offenbar nicht fähig war. Bald hatten sie zwanzig Ausflüge beisammen, die sie unbedingt unternehmen mussten, solange Aidan noch ein freier Mann war.
»Er sieht richtig gut aus – er hat wieder Farbe im Gesicht«, sagte Brenda, als Nora sie zur Tür begleitete.
»Sobald er wieder in die Schule geht, dauert es nicht lange, und er ist wieder so blass und grau wie zuvor«, meinte Nora.
»Was willst du tun …?«
»Was wohl? Er glaubt nun mal aus einem lächerlichen Pflichtgefühl heraus, nicht anders zu können, als unseren Lebensunterhalt zu verdienen, damit wir später eine anständige Rente bekommen. Ich kann mich ihm doch nicht in den Weg stellen.«
»Ich würde es tun«, sagte Brenda Brennan. »Ich würde mich vor ihm auf die Knie werfen und ihn anflehen, nicht mehr in die Schule zurückzugehen. Das würde ich tun, wenn es um Patrick ginge.«
»Wir zwei sind da anders, Brenda. Ihr habt euch kennengelernt, als ihr noch jung wart. Wir waren schon über vierzig. Wir respektieren einander und wollen den anderen nicht mehr ändern.«
»Ich hoffe nur, ihr wisst, was ihr tut.« Doch Brenda klang nicht so, als käme ihr das sehr wahrscheinlich vor.
»Signora?«
Überrascht blickte
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