Wege des Herzens
denn geholfen, Mr.Dunne?«
»Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr. Alle hier sind großartig. Es ist ein beruhigendes Gefühl, hierherkommen zu können.«
»Ja, das entnehme ich auch den Berichten. Ich überlege mir tatsächlich, in meinem Zentrum auf dem Land eine ähnliche Einrichtung zu gründen. Es ist nicht so, dass nur die Stadtmenschen Stress und Ärger kennen, wissen Sie …«
»Nein, aber in der Stadt mit dem vielen Verkehr, den Jugendbanden und den Hooligans geht es oft ein bisschen rauher zu.«
»Wem sagen Sie das! Was glauben Sie, warum ich aus New York fortgegangen bin? Ich komme nur noch einmal im Monat nach Dublin, und das auch nur wegen der Sitzungen der Krankenhausleitung von St. Brigid. Manchmal begleitet Hannah mich, und dann gehen wir ins Theater und übernachten hier, aber am schönsten und friedlichsten ist es doch zu Hause.«
»Sind Sie denn schon im Ruhestand, Mr.Kovac?«, fragte Aidan Dunne.
»Ja, so könnte man das nennen, aber ich habe mehr zu tun als je zuvor. Vor zwei Jahren durften wir noch einmal ein großes Glück erleben. Die Nichte meiner Frau, Orla, hat ziemlich überraschend noch ein Kind bekommen und wusste nicht, wohin damit. Also haben wir ihr ein Zimmer bei uns zu Hause eingerichtet, und tagsüber passen Hannah und ich auf das Kind auf, während Orla in Rossmore unterrichtet. Abends kommt sie dann vorbei und nimmt ihre Tochter wieder mit.«
Clara betrachtete eingehend den Fußboden. Auf der anderen Seite des Raumes konnte sie die gedrungene Gestalt von Father Flynn wahrnehmen, der seinen Freund Johnny abholen wollte. Clara verspürte das große Bedürfnis, sofort zu ihm zu eilen und ihm zu sagen, dass sie noch diese Minute wieder in die Kirche eintreten würde. Jetzt wusste sie – es gab einen Gott, und dieser Gott hatte genau zur rechten Zeit eingegriffen.
Chester Kovac erzählte gerade davon, wie er und Hannah und ihr Hund Zloty immer in den Whitethorn Woods mit dem Kinderwagen spazieren gegangen waren und dass diese Spaziergänge – jetzt, da das kleine Mädchen alt genug war und selbst laufen konnte – noch mehr Spaß machen würden.
»Wenn man selbst so viel Glück erleben darf, kommt es einem fast schäbig vor, es nicht zu teilen«, sagte er. Doch ein Blick auf Aidans Gesicht ließ ihn innehalten. »Ich rede und rede über Dinge, die mit Ihrem Leben nicht das Geringste zu tun haben. Entschuldigen Sie bitte«, bat er.
»Nein, ich bitte Sie. Das hat durchaus etwas mit mir zu tun. Meine Tochter bekommt nämlich bald ihr erstes Kind, wissen Sie, und sie und ihr Mann wünschen sich, dass wir auf das Kind aufpassen, aber ich habe nicht gedacht …« Aidans Stimme wurde leiser.
»Ich weiß – mir ging es genauso, bevor die kleine Emer auf die Welt kam. Ich habe gedacht, so ein kleines, schreiendes Bündel hätte außer vollen Windeln nichts zu bieten. Aber weit gefehlt – der Umgang mit einem Kind ist faszinierend!«
»Ich habe Angst, dass wir dafür zu alt sein könnten …«
»Diese Angst hatten wir zunächst auch«, erwiderte Chester. »Aber seitdem fühlen wir uns jeden Tag ein bisschen jünger.«
»Ich habe das für eine reine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme aus Mitleid gehalten, damit wir nicht ganz ohne Geld dastehen.« Wenn, dann konnte er Chester gleich alles sagen, dachte Aidan.
»Glauben Sie mir, wenn, dann sind Sie es, der ein gutes Werk tut, indem Sie als Mitglied der Familie das Kind mit Liebe und Fürsorge verwöhnen.«
Aidan sah Hilary und Nora auf sie zukommen. Ein Blick auf Aidans Gesicht genügte, und Nora wusste, dass er eine Entscheidung getroffen hatte. Und dass er glücklich damit war.
Man verabschiedete sich, tauschte Adressen aus, schüttelte Hände, und Aidan versprach, eines Tages nach Rossmore zu kommen, damit sie sich mit eigenen Augen von allem überzeugen konnten. Nora hatte keine Ahnung, wovon die Rede war, nickte aber begeistert.
Gerade als Nora und Aidan gehen wollten, kam Declan aus dem Zimmer. »Hey, vielleicht sollte man sicherheitshalber Aidans Blutdruck noch mal messen«, sagte er.
»Nicht nötig, Declan«, erwiderte Clara. »Ich würde sagen, der ist genau richtig.«
»Aha, seit wann verlassen wir uns hier auf unsere Intuition?«, fragte er lachend.
»Hätten Sie mit eigenen Augen gesehen, was ich gerade miterlebt habe, dann würden Sie auf die Knie fallen und dem Allmächtigen danken, dass er ein Auge auf uns hat«, sagte Clara.
»Ich wusste doch, dass die Klinik hier etwas Überirdisches an sich
Weitere Kostenlose Bücher