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Wege des Herzens

Wege des Herzens

Titel: Wege des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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hat«, feixte Declan. »Eigentlich ist das nämlich eine religiöse Kultstätte, nur hat mir das vorher niemand gesagt.«
     
    Aidan und Nora saßen an der Sandwichbar des Kaufhauses und hielten Händchen. Ihr Kaffee wurde kalt, weil sie so angeregt über die vor ihnen liegenden Jahre sprachen. Ihr Enkel würde sie von der ersten Sekunde an kennenlernen. Tagsüber hätte Aidan Zeit genug, Kinder zu unterrichten, die wirklich Latein lernen wollten, und Signora hätte eine passende Umgebung, um italienische Konversationskurse für Manager anzubieten. Und was Grania und Tony betraf – sie könnten jeden Morgen guten Gewissens ihrer Arbeit nachgehen.
    Was konnten sie sich mehr vom Leben wünschen?
    Zum ersten Mal in ihrer gemeinsamen Zeit ließen Nora und Aidan, normalerweise stets darauf bedacht, nichts zu verschwenden, ihren Kaffee stehen. Sie hatten es viel zu eilig, zum Bus zu kommen und die großartigen Neuigkeiten den Eltern des Babys mitzuteilen. Sie konnte es kaum erwarten, dass das Kind auf die Welt kam. Wie sollten sie das Warten bis September nur aushalten?

[home]
    KAPITEL SIEBEN
    P eter Barry war immer ein besonnener und umsichtiger Mann gewesen. Als Apotheker konnte man es sich nicht leisten, sorglos und schlampig zu sein, und er war stolz, dass er alle Aspekte seines Lebens bestens im Griff hatte.
    Seine Tochter Amy hingegen hatte nicht eine dieser Eigenschaften geerbt und war eher wie ihre Mutter: träge, sorglos und unbekümmert. Laura war ein hoffnungsloser Fall gewesen, was die Finanzen generell betraf, so dass Peter die Buchführung schließlich selbst in die Hand genommen hatte – mit durchschlagendem Erfolg. Sein Buchhalter und sein Steuerberater waren der Ansicht, dass er eigentlich niemanden mehr brauchte, um die Zahlen zu überprüfen, er habe alles unter Kontrolle.
    Laura war eher diejenige mit der künstlerischen Ader gewesen. Sie hatte eine Decke aus indischer Baumwolle so über ein Sofa zu drapieren gewusst, dass es ausgesprochen elegant wirkte. Sie hatte auch immer die Schaufenster der Apotheke dekoriert. Als Amy noch klein gewesen war, hatte Laura die schönsten Sachen für sie genäht. Keine andere Vierjährige hatte solche Kleider gehabt.
    Mit leicht nostalgischen Gefühlen betrachtete Peter die alten Fotos. Damals hatte Amy noch wie eine kleine Prinzessin ausgesehen, während sie in der letzten Zeit mit ihrem verfilzten Haar, dem hellen Make-up und der schwarzen, weiten Kluft eher einer Terroristin oder einem weiblichen Mitglied der Addams-Family ähnelte.
    Schwer zu sagen, wie es gekommen wäre, wäre Laura nicht so früh gestorben. Wären Mutter und Tochter beste Freundinnen geworden und hätten sich gegen den dummen, alten Daddy verbündet? Oder hatten Peters Kunden recht, wenn sie ihm versicherten, dass Teenagertöchter ihre Mütter noch mehr als ihre Väter hassten? Er würde es nie erfahren.
    Amy war in ihrem letzten Schuljahr, hatte ihn aber bereits vorgewarnt, keine guten Noten von ihr zu erwarten. Man könne unmöglich von ihr verlangen, diese – wie sie sich ausdrückte – »gequirlte Scheiße« zu lernen, die man ihr in der Schule vorsetzte. Wenn ihr Vater doch nur ein einziges Mal im Klassenzimmer sein könnte, würde er selbst merken, was für ein sinnloser Blödsinn dort von den Lehrern erzählt wurde.
    Beim Elternsprechtag war Peter vollkommen überfordert und hilflos gewesen. Ein Lehrer nach dem anderen erklärte ihm, dass Amy in der Klasse keinerlei Probleme bereite, sie passe nur einfach nicht auf und starre ständig aus dem Fenster.
    Und so machte Peter seiner Tochter den Vorschlag, sie entweder in ein Paukstudio oder zur Nachhilfe zu schicken.
    »Wozu?«, hatte Amy ihn gefragt. »Um noch mehr Scheiße zu lernen, nur etwas schneller?«
    Für Amy war alles mit großer Mühe verbunden. Es war mühselig, aufzustehen und in die Schule zu gehen, und es kostete sie eine enorme Anstrengung, ihre schmutzigen Kleidungsstücke in die Waschmaschine zu stopfen.
    Vater und Tochter wohnten direkt über der Apotheke. Als das neue Einkaufszentrum erbaut wurde, hatte man sich bemüht, Wohnen und Kommerz zu verbinden, um dem Komplex einen menschlicheren Anstrich zu geben und die nächtliche Leere in der Fußgängerzone zu vermeiden. Amy war nicht sonderlich angetan von der kleinen Wohnung, da sie keinen Garten hatten.
    »Wer würde sich denn um den Garten kümmern, wenn wir einen hätten?«, fragte Peter, nicht ganz zu Unrecht.
    Woraufhin Amy nur die Schultern zuckte. Diese

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