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Wege des Herzens

Wege des Herzens

Titel: Wege des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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meisten Menschen glaubten. Aber er konfrontierte Rosemary nicht mit seinem Wissen. Stattdessen mietete er eine Wohnung für seinen Sohn, die näher an der Stadt lag und von der aus Carl bequem in die Schule fahren konnte, an der er unterrichtete. Und auch für Ania wäre sie näher. Stück für Stück hatte Bobby sich aus den Äußerungen Einzelner zusammengereimt, was passiert war – und vor allem aus dem, was die Leute nicht sagten.
    Das meiste hatte er von Johnny im Übungsraum erfahren. Und Amy, die Neue, die sich so merkwürdig anzog und Ania vertrat, hatte ihm verraten, dass die junge Polin erbost in die Heimat zurückgeflogen war, weil irgend so eine unverschämte alte Schachtel sie bei einer Party, zu der der Sohn des Hauses sie eingeladen hatte, für die Küchenhilfe gehalten hatte.
    Bobbys Gesicht brannte vor Scham, aber noch war die Zeit nicht gekommen, die Sache mit Rosemary auszufechten.
    Und noch etwas wusste Bobby, das außer ihm kein anderer wusste. Er war als Einziger darüber informiert, dass Carl und Ania am Samstag zurückkommen würden.
    Er hatte Carl wegen der Wohnung bereits eine SMS geschickt. Sie war vollständig möbliert, und er und Ania konnten sofort einziehen, sobald sie wieder in Irland waren. Er hatte die Wohnung erst mal für ein Jahr angemietet, bis die beiden entschieden hatten, wo sie sich endgültig niederlassen wollten.
    Dann würde Bobby ihnen ein Haus oder eine Wohnung kaufen. Die große Villa am Meer würde er verkaufen. Es gab dort einfach zu viele Treppen. Der Immobilienmakler hielt bereits Ausschau nach einem kleineren Haus. Bisher hatte er Rosemary von alledem noch nichts erzählt, aber das würde er nachholen, sobald die Zeit reif dafür war.
    Am Freitag, als Rosemary mit ein paar Makrelen vom Einkaufen nach Hause zurückkam, war es dann so weit.
    »Ich dachte, wir könnten mal das Rezept von dieser Tussi aus der Klinik ausprobieren«, sagte sie.
    »Das ist keine Tussi. Die Frau heißt Lavender und ist eine sehr freundliche und hilfsbereite Person, die uns zeigt, wie wir uns
gesund
ernähren können.«
    »Okay, das ist doch nur so ein Ausdruck.«
    »Aber kein sehr netter«, sagte er.
    »Nerv mich nicht, Bobby, ich hatte einen schweren Tag.«
    »Ich auch.«
    »
Du
hattest einen schweren Tag? Was hast du denn schon getan? Du gehst ja nicht einmal mehr in den ersten Stock hinauf!«
    »Stimmt.«
    »Dann erzähl mir mal von deinem schweren Tag.« Rosemary machte ein wütendes Gesicht.
    »Erst habe ich mir auf einem Laptop Hunderte von Wohnungen angesehen, bevor ich mich für eine davon entschieden habe, um sie für Carl zu mieten. Anschließend habe ich mir alle möglichen blumigen Formulierungen aus den Fingern gesogen, um dieses Haus hier einem potentiellen Käufer schmackhaft zu machen. Ich habe nämlich die Absicht, es zu verkaufen.«
    »Du kannst doch nicht im Ernst daran denken, dieses Haus hier zu verkaufen!«
    »Doch, genau das habe ich vor.«
    »Ohne mit mir darüber zu reden?«
    »Ich habe darauf gewartet, dass du nach Hause kommst, Rosemary, bevor ich dem Makler endgültig Bescheid gebe. Jetzt weißt du es, und jetzt kann ich ihn anrufen.«
    »Bobby, bist du vollkommen verrückt geworden? Du kannst doch für Carl keine Wohnung anmieten. Wir wissen nicht einmal, wo er ist.«
    »Ich schon, Rosemary. Er ist in Polen.«
    »Er ist wo?« Ihr Gesicht wurde aschfahl.
    »Ja.«
    »Er ist diesem kleinen Flittchen hinterhergeflogen. Ich glaube es nicht. Das ist unmöglich. Das
muss
er doch einsehen.«
    »Sie ist kein Flittchen. Sie ist seine Freundin.«
    »Vielleicht war ich etwas voreilig mit meinen Äußerungen.«
    Bobby erwiderte nichts.
    »Und ich bin bereit, dies Carl gegenüber auch zuzugeben, sobald er wieder zur Vernunft gekommen ist.«
    Noch immer Schweigen.
    »Ist jetzt Schluss mit deinem albernen Protest?«
    »Das ist kein alberner Protest«, antwortete er langsam.
    »Aber warum hast du das nicht vorher mit mir besprochen?« Entsetzt sah Rosemary ihren Mann an.
    »Weil du mit dem hier nichts mehr zu tun hast«, sagte Bobby Walsh.
    »Wieso?«, fragte Rosemary flehend.
    »Das dürftest du doch inzwischen begriffen haben«, entgegnete ihr Mann traurig.
     
    Ein paar Tage später las Fiona in der Zeitung, dass die Leiche des unbekannten jungen Mannes als die eines gewissen Shane O’Leary identifiziert worden war. Der Verstorbene hatte offenbar eine tödliche Dosis Rauschgift zu sich genommen und konnte nach einem anonymen Hinweis an die Polizei von seiner Mutter

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