Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wege des Herzens

Wege des Herzens

Titel: Wege des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
Vom Netzwerk:
aufgefunden worden war, wahrscheinlich gestorben an einer Überdosis Rauschgift. Man wusste nicht, wer er war, und die Polizei bat um Hilfe bei der Identifizierung. Der Mann war ungefähr fünfundzwanzig bis dreißig Jahre alt, schmächtig gebaut, der einzige Anhaltspunkt war eine Gravur in seiner Uhr, ein Datum und daneben die Worte: »In Liebe, für immer, Fiona.«
    Shane?
    Gestorben an einer Überdosis in einer Bruchbude in Dublin?
    Fiona spürte, wie ihr übel wurde. Sie taumelte zur Tür und stieg aus dem Bus, die Zeitung in der Hand. Es war eine Telefonnummer angegeben, die man kontaktieren sollte. Aber eigentlich wollte Fiona nicht in die Sache hineingezogen werden. Sie hatte seit Monaten, seit Jahren, nicht mehr an Shane gedacht. Wozu das alles wieder aufrühren?
    Warum sollte sie unter diesen Umständen seine Mutter wiedertreffen? Aber so tun, als ob sie das Foto nicht gesehen hätte, konnte sie auch nicht.
    Er verdiente ein anständiges Begräbnis, eine Mutter, jemanden, der ihn identifizierte. Fiona setzte sich auf eine Bank an der Bushaltestelle und überlegte, welche Möglichkeiten sie hatte. Sie konnte die Polizei anrufen und ihnen Shanes vollen Namen und seine Adresse nennen. Sie konnte seine Mutter ausfindig machen und sie warnen. Sie konnte nichts tun. Hätte sie diese Zeitung nicht gefunden, hätte sie es nie erfahren.
    Doch Fiona war klar, was sie zu tun hatte. Sie rief die in der Zeitung angegebene Nummer an. »Ich glaube, der Tote in der Zeitung ist ein junger Mann namens Shane O’Leary. Wenn Sie die Polizeiwache auf der griechischen Insel Aghia Anna anrufen, werden Sie dort die Nummer der Polizeistation in Athen bekommen, wo er vor drei Jahren verhaftet wurde. Dort haben sie seine Fingerabdrücke und alle anderen Details. Wer ich bin? Niemand. Wirklich, das ist nicht wichtig. Ich wollte nur Ihnen und vielleicht seiner Mutter helfen, falls sie noch am Leben ist. Nein, mehr habe ich nicht zu sagen.«
    Dann klappte sie ihr Handy zu und wartete auf den nächsten Bus.
    Als sie an diesem Abend ins Bett ging, stellte Fiona fest, dass sie keinerlei Gefühle mehr für den toten Shane hegte. Sie konnte sich kaum mehr an ihre gemeinsame Zeit erinnern oder daran, weshalb sie ihn so sehr geliebt hatte. Es war wohl keinem Menschen möglich, sich in Erinnerung zu rufen, weshalb man einmal so wahnsinnig, so einseitig geliebt hatte. Wahrscheinlich war sie Jahre ihres Lebens nicht ganz bei Verstand gewesen.
     
    Voller Stolz präsentierte Father Flynn einem jungen polnischen Paar seinen Saal und erzählte, dass seine erste Hochzeit hier Ende August stattfinden würde, ein junger Arzt und eine Krankenschwester aus der Herzklinik würden sich hier trauen lassen. Die beiden hätten sie und ein weiteres Paar zu ihrer Hochzeit eingeladen, damit sie sich davon überzeugen konnten, ob ihnen die Räume zusagten.
    »Das ist aber sehr großzügig von den beiden«, meinte das junge Paar überrascht.
    »Ja, die beiden sind herzensgute Menschen. Und die Catering-Firma ist grandios. Sie werden total überzeugt sein.«
    »Wahrscheinlich sind sie sehr teuer.«
    »Nein, ich glaube nicht. Erst kürzlich haben sie ein großes Büfett für eine slowakische Taufe ausgerichtet. Es gab Gemüse vom Holzkohlengrill mit einem unaussprechlichen Namen, das keiner der Gäste jemals zuvor gesehen hatte, aber allen hat es hervorragend geschmeckt.«
    »Vielleicht könnten wir den Saal auch noch ein wenig dekorieren. Sie haben wunderschöne Vorhänge hier, aber kaum Bilder.«
    »Wir hatten mal eine sehr nette junge Polin bei uns, Ania, die hat die Vorhänge genäht. Aber leider ist sie wieder nach Hause zurückgegangen.«
    »Vielleicht, weil sie dort glücklich ist«, erwiderte das junge Paar.
    »Mag sein …«, sagte Father Brian, der von Johnny, Declan und Fiona mittlerweile den größten Teil der Geschichte erfahren hatte. Wo immer Ania auch sein mochte – er glaubte nicht, dass sie sehr glücklich war.
     
    Ania hatte genau in dem Moment eine Besprechung mit ihrem Schwager Lech wegen des Geschäftsumbaus für ihre Mutter. Es war eine große Auslage geplant, in der zwei Schaufensterpuppen Platz hätten. Ein Freund würde das Ladenschild malen.
    »Du hast hart für dieses Geld gearbeitet, Ania.«
    »Mamusia verdient es. Ich habe ihr Schande bereitet.«
    »Ach, das bildest du dir nur ein. Du warst nicht die Einzige, die von Marek zum Narren gehalten worden war. Hast du gewusst, dass er inzwischen im Gefängnis ist?«
    »Nein, das habe ich

Weitere Kostenlose Bücher