Wege des Herzens
hatte.
Ania hatte nämlich von ihr wissen wollen, ob sie gusseiserne Kasserollen für ein gutes Geschenk hielte.
Dabei waren Fiona Tränen in die Augen getreten.
»Hast du dir aufgeschrieben, wer dir was gegeben hat, Ania?«, fragte sie unvermittelt.
Ania wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. »Äh … hm …«, stammelte sie
»Nur damit du weißt, wie viel du den Leuten zurückgeben musst, für den Fall, dass die Hochzeit
nicht
stattfindet.«
»Fiona!«,
rief Ania entsetzt.
»Ich habe nichts gesagt, gar nichts. Vergiss das nicht. Ich habe nur gesagt, dass man sich aufschreiben soll, was die Leute einem gegeben haben –
falls
du tatsächlich Geld sammeln solltest.« Und schon war Fiona aus dem Zimmer.
Es war besser, wenn sie das für sich behielt, überlegte Ania. Das fiel ihr jedoch nicht leicht, vor allem, als Carl sie fragte, welchen Anzug er bei der Hochzeit tragen sollte, und als die Mütter von Fiona und Declan mit ihr über die Korsagen sprechen wollten, die Ania für sie passend zu ihren neuen Komplets anfertigte. Auch als Maud und Simon sie regelmäßig anriefen und mit Fragen zu der Tischdekoration nervten, oder als Barbara anfing, sich fast zu Tode zu hungern, um in ein türkisblaues Kleid zu passen, das ihr eine Nummer zu klein war – da musste sie sich regelrecht auf die Zunge beißen.
Es konnte tatsächlich sein, dass Fiona und Declan
nicht
heirateten. Sollte sie die anderen Beteiligten warnen? Fragen über Fragen, die Ania Kopfschmerzen bereiteten.
Brian Flynn machte sich auf den Weg in die Herzklinik, um Johnny abzuholen, denn sie wollten wieder einmal in Richtung Süden aufbrechen, zu einem ihrer berüchtigten Marathonläufe. Oder auf einen kleinen Bummel, wie Johnny es nannte.
»Willst du nicht mit uns kommen, Declan?«, fragte Johnny. »Wir fahren erst mit dem DART bis nach Bray, dann geht’s ein paar Runden in strammem Tempo die Promenade auf und ab, um gute, frische Seeluft in unsere Lungen zu pumpen.«
»Gott, das hört sich ja sehr gesund an«, meinte Declan. »Aber lieber ein anderes Mal, wenn ich bessere Laufschuhe dabeihabe.«
»Und anschließend lassen wir uns ein köstlich frisches Bierchen schmecken«, fügte Brian hinzu.
»Na, gut. Ihr habt mich überredet«, sagte Declan.
»Und dabei kannst du mich gleich über meine Pflichten als dein Trauzeuge aufklären«, fuhr Johnny fort. »Ich bin nicht sicher …«
»Aber dass wir diesen Gewaltmarsch überstehen und die steilen Hügel rauf- und runterkommen werden, da bist du dir sicher«, neckte Brian ihn.
»Hör auf zu jammern, Brian, du weißt, dass dir das guttut«, sagte Declan, froh, das Thema wechseln zu können.
»Ich habe eigentlich gedacht, dass du bis zum Hals in Hochzeitsvorbereitungen steckst«, meinte Brian, immer noch in der Hoffnung, in Declan einen Verbündeten zu finden, der Johnny bremsen könnte.
»Nein, das überlasse ich lieber den Frauen«, erwiderte Declan. Er musste Brian und Johnny ja nicht unbedingt erzählen, dass Fiona es ablehnte, sich nach der Arbeit mit ihm zu treffen.
Sie würde ihren Teil der Abmachung erfüllen, indem sie sich tagsüber so benahm, als habe sich nichts verändert, sagte sie, aber ansonsten habe es wenig Sinn, abends zusammen auszugehen und immer wieder dieselben Argumente zu wiederholen. Sie hatte ihre Position erklärt und ihm versichert, dass es ihr leidtue. Was gab es sonst noch zu sagen?
Fiona wollte Dimples auf einen langen Spaziergang entführen, und Molly und Paddy hatten nichts dagegen – der Hund wurde ohnehin zu dick.
Fiona und der große Labrador marschierten in Richtung Stadtzentrum los und steuerten das Trinity College an. Dabei fiel Fiona ein Schulausflug ein, der sie damals zu der Drogerie »Sweny« geführt hatte, die bereits im
Ulysses
von James Joyce erwähnt wurde und nicht so aussah, als hätte sich dort in über hundert Jahren viel verändert. Vor dem Hotel, in dem James Joyce seine spätere Frau Nora Barnacle getroffen hatte, blieb Fiona kurz stehen.
Deren
Liebesgeschichte hätte eigentlich keine Zukunft gehabt, und doch hatte es geklappt mit den beiden.
Fiona fragte nicht lange, ob Hunde erlaubt waren oder nicht. Dimples sah ohnehin so aus, als wäre er überall zu Hause, und deshalb würde sie wahrscheinlich auch niemand am Betreten des Geländes hindern.
Lange starrte sie auf die beeindruckenden Fassaden der alten Gebäude, die noch aus der Zeit von Königin Elizabeth I. stammten, und staunte über die vielen wartenden
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