Wege des Herzens
zufälligerweise eingeladen wurde.«
»Eingeladen?«,
erwiderte Clara entgeistert. Fiona und Declan hatten den Feind zu ihrer Hochzeit eingeladen? Nie und nimmer.
»Na ja, mehr oder weniger. Ich bin sozusagen die
Begleitung
«, erklärte er. »Fiona hat ihre Cousine – sie ist Sozialarbeiterin – eingeladen, und sie hat wiederum mich gefragt, ob ich sie begleiten will.«
»Aha.« Clara war sprachlos, was nicht allzu häufig vorkam.
Fiona und Declan würden sich kaputtlachen, wenn sie das erfuhren.
»Deswegen müssen Sie unbedingt einen Tanz für mich reservieren, Clara«, sagte Frank.
»Oh, ich würde Fionas Cousine nur ungern auf die Zehen treten«, murmelte Clara diplomatisch.
»Nein, nein, das würden Sie nicht. Wir haben keine Affäre oder so was in der Art. Wir sind nur gute Bekannte. Ich glaube, sie freut sich einfach darauf, einen netten Tag zu verbringen.«
»Und es wird bestimmt sehr nett werden, Frank«, meinte Clara.
»Dann können Sie mir gleich alles über Ihre Pläne erzählen, wohin Sie danach gehen werden und so«, fügte er hinzu.
»Nach der Klinik?«
»Wenn Ihr Jahr hier vorbei ist«, erklärte er.
Clara hatte die Tatsache erfolgreich verdrängt, dass sie eigentlich nur für ein Jahr eingestellt worden war, und zwar auf ihr eigenes Drängen hin. »Ah, ja, wenn das Jahr um ist«, erwiderte sie vage.
»Ich bin sicher, dass Sie bereits Pläne haben, wie es mit Ihrer Karriere weitergeht.« Frank hätte es zu gern gewusst.
»Sie werden es mir wahrscheinlich nicht glauben, wenn ich Ihnen sage, dass ich bisher noch nichts geplant habe«, antwortete sie lächelnd.
Sie hatte recht. Er glaubte es ihr nicht. Clara Casey ohne einen Plan – unvorstellbar.
Nachdem Frank gegangen war, blieb Clara noch eine Weile an ihrem Schreibtisch sitzen. Was für ein außergewöhnliches Jahr das gewesen war.
Alans Geliebte, die ein Kind von ihm erwartete. Alan, der sie, Clara, erst um die Scheidung bat und dann wieder bei ihr einziehen wollte. Adi und Gerry, die zusammen losziehen und den Regenwald retten wollten. Linda, die sich vollkommen verändert hatte, seit sie Hilarys Sohn Nick kannte. Dann die Episode mit dem Apotheker Peter Barry, der sie hatte heiraten wollen.
Doch den größten Eindruck hatte bei ihr die Entwicklung der Klinik hinterlassen, mehr als alle anderen lebensverändernden Dinge, die geschehen waren. Sie hatten
tatsächlich
etwas Wichtiges für andere Menschen erreicht. Ihrer Arbeit hatten die Patienten es zu verdanken, dass sie nicht immer wieder ins Krankenhaus mussten. Sie hatten Menschen mit einem kranken Herzen Zuversicht und neue Hoffnung gegeben, und diese Menschen hatten gelernt, die Krankheit in ihren Alltag zu integrieren und damit zu leben.
Das war die Mühe wert gewesen, und Clara war nicht im Mindesten bereit, jetzt schon aufzuhören.
Ania hatte den Auftrag, für das Hochzeitsgeschenk von Fiona und Declan zu sammeln. Zuerst war sie sich seltsam dabei vorgekommen; es war schließlich eine schwierige Situation. Doch dann war nach Fionas Ausbruch nichts weiter passiert. Es kam keine Ankündigung, dass die Hochzeit abgesagt worden wäre. Alles schien seinen normalen Gang zu gehen und zur Zufriedenheit aller zu verlaufen.
Es war nicht schwierig gewesen, die Kollegen zum Spenden und zum Unterschreiben der Karte zu bewegen, die Frage war vielmehr, was sie dem Brautpaar schenken sollten. In keinem der üblichen Geschäfte lag eine Hochzeitsliste aus. Es gab keinerlei hilfreiche Hinweise oder Anspielungen auf etwaige Vorlieben, was Farbe oder Dekor für die neue Wohnung betraf, die Fiona und Declan sich anschaffen wollten. Aber die Spenden flossen reichlich, so dass Ania genug Geld hatte, um ein wirklich schönes Geschenk kaufen zu können.
Deshalb kam sie bei nächster Gelegenheit beiläufig auf dieses Thema zu sprechen. Ob Kristallglas die Ausgaben wert sei oder ob Declan schlichteres Glas bevorzuge, wollte sie wissen. War Silber veraltet oder war es bei jungen Leuten nach wie vor gefragt? Konnte man für jemanden ein Kunstwerk kaufen und tatsächlich dessen Geschmack treffen?
Ein Lachen war Declans einzige Reaktion auf Anias detektivische Fragen.
»Ach, Ania, wir wünschen uns gar nichts, und wenn uns jemand doch etwas schenken will, dann bitte schön eine CD oder ein Buch oder eine Vase.
Bitte
, Ania.« Aber eine große Hilfe war ihr das nicht gewesen.
Andererseits war Declans Antwort immer noch besser als das, was Fiona an diesem Morgen zu ihr gesagt
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