Wege des Herzens
Paddy.
»Und, hast du sie wenigstens ein bisschen zappeln lassen?«
»Nein. So was kann ich nicht. Dafür bin ich viel zu ehrlich. Und wenn du meinen Rat hören willst, Decco, dann lass solche Spielchen. Sie bringen nichts. Mit Ehrlichkeit fährt man viel besser. In einer Welt voller Haie bringen einen Anstand und Verlässlichkeit wesentlich weiter.«
»Damit hast du sicher recht, Dad.« Noch nie hatte Declan so wenig überzeugt geklungen.
»Declan, hätten Sie vielleicht Lust, mit mir und Hilary heute Abend auf einen Drink zu gehen? Um zu feiern, dass Sie Ihre erste Woche hier so bravourös überstanden haben?«
Declan freute sich sehr über die Einladung, aber insgeheim hatte er immer noch gehofft, dass es ihm irgendwie gelingen würde, eine Eintrittskarte zu diesem Wohltätigkeitsball zu ergattern. Er hatte sogar einen Kostümverleih ausfindig gemacht, der abends noch offen hatte, so dass er sich im Notfall noch einen Smoking hätte ausleihen können. Declan wusste, dass es albern war, aber ihn plagte nun mal die schreckliche Vorahnung, dass Fiona in diesem Golfclub die Liebe ihres Lebens kennenlernen könnte. Dabei hatte er sich an diesem Dienstag hoffnungslos in sie verliebt. Ja, mehr noch, er liebte sie, so wie sein Vater seine Mutter geliebt hatte. Das konnte sehr schnell gehen, wenn man einmal wusste, dass er oder sie der oder die Richtige war.
»Das ist sehr freundlich von Ihnen, Clara. Ich muss nur kurz meinen Vater anrufen und ihn bitten, dass er die Hunde heute Abend für mich ausführt.«
»Ja, haben Sie denn immer noch jeden Abend diese schrecklichen kleinen Kläffer von Judy Murphy am Hals?« Claras Bewunderung schien grenzenlos.
»So schlimm sind sie auch wieder nicht, wenn man sie besser kennt. Natürlich machen sie einen ohrenbetäubenden Lärm, aber so sind sie nun mal.«
»Sie sind wirklich ein äußerst toleranter junger Mann«, sagte Clara lobend, ehe beide wieder an ihre Arbeit zurückkehrten.
Barbara und Fiona waren während der Mittagspause beim Friseur gewesen. Als Declan sie an diesem Nachmittag bei der Mitarbeiterbesprechung wiedersah, konnte er kaum der Versuchung widerstehen, die beiden Ringellocken neben Fionas Ohren um seine Finger zu wickeln. Doch er riss sich zusammen. Offenbar war er jetzt völlig am Durchdrehen. Er musste sich drei Mal räuspern, ehe er souverän genug war, den beiden viel Erfolg bei der Gala zu wünschen.
»Wir werden am Montag sicher hören, wie es war«, fügte er steif hinzu und hoffte inständig, man möge ihm seine Verzweiflung nicht allzu deutlich anmerken. Fiona durfte auf keinen Fall wissen, wie sehr er sich wünschte, dass sie nicht hinging.
»Von mir werden Sie alles aus erster Hand erfahren«, sagte Tim, der Sicherheitsmann. »Ich arbeite nämlich heute Abend im Golfclub, und meinem Adlerauge wird nichts entgehen.«
Declan überlegte einen verrückten Moment lang, ob er Tim darum bitten könnte, dafür zu sorgen, dass Fiona allein nach Hause ging.
»Ich werde auch was erzählen können«, warf Ania munter ein. »Ich bin nämlich an der Garderobe.« Barbara und Fiona freuten sich sehr, das zu hören.
»Vielleicht lernst du ja auch einen netten Mann kennen«, sagte Barbara aufgeregt.
»Nicht bei den Mänteln, fürchte ich.« Ania war Realistin.
Irgendwie brachte Declan den Rest des Tages hinter sich, ehe er mit schwerem Herzen hinaus zu Clara ging, die bei ihrem Wagen auf ihn wartete.
»Hilary musste im letzten Moment leider absagen«, erklärte Clara. »Irgendein Problem mit ihrer Mutter, aber wir beide gehen jetzt trotzdem etwas trinken.« Sie klappten Declans Fahrrad zusammen, und dann steuerte Clara ein beliebtes Weinlokal an.
»Das ist wirklich sehr freundlich von Ihnen«, sagte Declan und bemühte sich, seine Aufmerksamkeit auf diese liebenswürdige Frau zu lenken, die vor ihm saß.
»Nein, ich muss mich bedanken. Es ist viel schöner, sich an einem Freitagabend mit einem netten Menschen zu unterhalten, als in ein leeres Haus zurückzukommen«, entgegnete sie.
Clara bestellte erst ein Mineralwasser, dann ein Glas Weißwein, gefolgt von einem weiteren Mineralwasser. Declan entschied sich für einen Claret, von dem er im Laufe des Abends drei Gläser trank. Clara erzählte von ihren Töchtern Adi und Linda, von Adis schwierigem Freund und von Lindas problematischem Lebensstil. Und davon, dass sie jetzt neue Regeln für ihr Zusammenleben eingeführt habe, was sowohl zu ihrem eigenen als auch zu deren Nutzen sei. Ihre
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