Wege des Herzens
Tag zu uns kommt.«
»Was haben Sie Fiona denn heute Interessantes erzählt?«, fragte Declan.
»Sie wissen, wie ich heiße?« Fiona hatte ganz vergessen, dass auch sie ein Namensschild trug.
»Natürlich. Ich weiß auch, was Sie gestern zum Mittagessen hatten. Es gab Hummer«, sagte er.
»Ist ja toll.« Aber sie schien sich zu freuen.
»Mir haben Sie nicht gesagt, dass Sie Hummer gegessen haben.« Lar war tief betrübt.
»Nein, dazu bin ich doch noch gar nicht gekommen. Außerdem gab es nur eine Miniportion. War ziemlich knauserig von den Leuten, fand ich.«
Declan wäre am liebsten für immer bei dieser Frau stehen geblieben und hätte sich mit ihr unterhalten. »Und, was haben Sie heute Neues erfahren?«
»Lar hat mir die Abseitsregel beim Fußball erklärt«, erwiderte Fiona.
»Sie verstehen die Abseitsregel?« Declan blieb vor Staunen der Mund offen stehen. Kaum jemand konnte einem diese Regel erklären.
»Lar sagt, dass es die Regel deshalb gibt, damit die Spieler nicht ständig vor dem gegnerischen Tor herumlungern und nur darauf warten, dass ihnen ein langer Ball zugespielt wird. Also, der Spieler befindet sich im Abseits, wenn er bei der Ballabgabe näher zum Tor steht als der vorletzte Verteidiger.«
»Sie sollten Sportkommentatorin werden«, meinte Declan bewundernd.
Sofort mischte Lar sich ein. »So gut ist ihr Gedächtnis auch wieder nicht. Sie sollten Sie lieber nicht fragen, was URL oder html bedeutet. Mir ist schleierhaft, wie sie überhaupt mit einem Computer umgehen kann. Die Vorstellung, unser Leben würde in ihrer Hand liegen, kann einem kalte Schauer der Angst über den Rücken jagen.«
Fiona war nicht im Geringsten beleidigt. »Aber ich habe mir gemerkt, was eine Wühlmaus ist. Wenn ich zuvor in Büchern darauf gestoßen bin, habe ich nie gewusst, ob das ein nützliches oder schädliches Tier ist. Ich glaube, in Irland gibt es nicht einmal Wühlmäuse. Ist ja egal. Lar hat jedenfalls gemeint, dass man mit dem Namen alle möglichen stumpfnasigen, kurzohrigen maus- oder rattenähnlichen Nagetiere bezeichnet.«
»Sind sie nun nützlich oder schädlich?«, fragte Declan.
»Sehr schädlich, würde ich meinen. Kommen Sie, Lar, machen wir weiter, sonst werden wir nie mit dem Formular fertig.«
»Wichtige Dokumente lese ich mir nun mal gern in Ruhe durch«, erklärte Lar.
»Ja, aber das ist ein Fragebogen für eine Röntgenaufnahme, und die Frage lautet: Liegt eine Schwangerschaft vor?« Fionas Augen funkelten die beiden Männer an.
»Man kann nicht vorsichtig genug sein«, erwiderte Lar.
Es kostete Declan große Mühe, sich von den beiden loszureißen.
Fiona war wirklich eine zauberhafte junge Frau, musste Declan sich eingestehen, als er im Waschraum der Kliniktoilette in den Spiegel schaute, aus dem ihm ein großes, rundes Gesicht mit einem wilden Schopf abscheulich karottenroter Haare entgegenblickte. Wahrscheinlich hatte er nicht die geringste Chance bei ihr. Aber vielleicht gab es doch noch Hoffnung, wenn er etwas mit seinen Haaren machen würde?
Als er gestern mit dem Fahrrad nach Hause gefahren war, war er an ein paar schicken Geschäften, unter anderem auch an einem sehr teuren Frisiersalon, vorbeigekommen. Noch heute würde er sich dort einen Termin geben lassen. Schaden konnte das auf keinen Fall.
Der Salon war mit schwarzem Marmor, Chrom und Glas eingerichtet.
»Kann ich mich bei Ihnen auch unverbindlich beraten lassen?«, fragte Declan.
»Selbstverständlich kann ich Sie beraten. Ich bin Kiki, eine der Stylistinnen«, sagte eine junge Frau mit langen, schwarzen Haaren, dickem weißem Make-up und dunkellila Fingernägeln.
»Danke, Kiki, soll ich mich dazu vielleicht setzen? Also, was könnte ich mit meinen Haaren machen?«, fragte er.
»Was
wollen
Sie denn mit Ihren Haaren machen?«
»Genau deswegen will ich mich ja beraten lassen. So können meine Haare jedenfalls nicht bleiben.«
»Warum denn nicht?« Kiki gähnte so herzhaft, dass man ihr Gaumensegel sah.
»Na ja, es ist einfach hoffnungslos«, meinte Declan.
»Wieso, fällt es Ihnen aus oder was?«, fragte Kiki.
»Nein, es fällt mir nicht aus, aber ich komme mir vor, als hätte ich einen roten Wischmopp auf dem Kopf. Es ist zum Verzweifeln.«
»Also, ich finde Ihre Haare ganz in Ordnung«, erwiderte Kiki.
»Sie sehen lächerlich aus.«
»Nein, Ihr Haar passt genau zu Ihrem Gesicht. Es ist absolut okay.« Für Kiki war die Beratung damit beendet.
»Ich dachte eigentlich, Sie sollen Kunden in den
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