Wege des Herzens
Salon locken und sie nicht verscheuchen«, meinte Declan verärgert.
»Mister, Sie sehen absolut in Ordnung aus. Was hat es für einen Sinn, wenn ich Ihnen einen Neuschnitt, eine Tönung, Strähnen, blonde Spitzen oder sonst was vorschlage, das Sie Hunderte von Euros kosten würde, wenn Sie so, wie Sie sind, absolut gut aussehen. Wie oft soll ich Ihnen das noch sagen?«
Der Geschäftsführer, den laute Stimmen immer misstrauisch machten, stand plötzlich hinter ihnen. »Alles in Ordnung?«, fragte er.
»Ja. Kiki war sehr hilfreich. Ich werde nächste Woche wiederkommen«, versicherte Declan, während er zum Ausgang ging.
Kiki eilte ihm nach und hielt ihm die Tür auf. »Danke«, sagte sie. »Ich mag es einfach nicht, wenn die hier Leuten wie Ihnen, die jeden Cent umdrehen müssen, das Geld aus der Tasche ziehen.«
Hielt sie ihn etwa für arm, weil er Rad fuhr, dachte Declan, als er auf sein Fahrrad stieg. Für seine Mutter war er ein hochqualifizierter Herzspezialist. Doch weder das eine noch das andere zählte im Moment wirklich für ihn. Wichtig war nur, was Fiona über ihn dachte. Und noch wichtiger war, dass sie bei der Party am Freitag auf keinen Fall jemanden kennenlernen durfte, der ihr den Kopf verdrehte.
Die kleinen Jack-Russell-Terrier von Judy waren absolut unkomplizierte Hunde und verstanden sich bestens mit Dimples, auch wenn dieser sie zunächst würdevoll ignorierte und so tat, als seien sie Luft für ihn. Auf dem Weg in den Park erzählte Declan den Hunden alles über Fiona – wie schön sie war, wie geistreich und witzig. Weitgereist war sie außerdem und hatte auch schon mal in Griechenland gelebt. Sie teilte sich die Wohnung mit Barbara, besuchte aber oft ihre Eltern. Er
schien
ihr zwar sympathisch zu sein, wie Declan den Hunden anvertraute, aber bei Frauen konnte man bekanntlich nie wissen. Sein Problem war nun, dass er einen Idioten aus sich machen würde, wenn er sich ihr zu früh erklärte, sprach er sie aber zu spät an, bestand die Gefahr, dass sie bei dieser schrecklichen Wohltätigkeitsparty einen anderen Mann kennenlernte. Hunde hätten es da viel leichter, erklärte Declan den Vierbeinern, das sollten sie mal endlich kapieren. Die Terrier pflichteten ihm laut kläffend bei, während Dimples nur einen herablassenden Blick für ihn übrig hatte. In dem Moment hörte Declan lautes Rufen.
»Hier steckst du also. Bei den Kötern kriegst du deinen Mund auf, aber zu Hause muss man dir jedes Wort aus der Nase ziehen.« Es war Paddy Carroll auf seinem Weg ins Pub, zu seinem abendlichen Bierchen. »Komm mit und leiste mir Gesellschaft. Bring dein Rudel Huskies ruhig mit, wir können uns draußen hinsetzen.«
»Ich will dich und deine Freunde aber nicht stören, Dad.«
»Unsinn, du bist mir immer willkommen, mein Sohn.« Sein Vater lachte. »Und bei der Gelegenheit kannst du mir gleich von dem Mädchen erzählen, in das du dich verliebt hast.«
»Welches Mädchen?«
»Decco, ich weiß, dass ich dir mit meinen siebenundfünfzig Jahren uralt vorkomme, aber ich habe nicht vergessen, wie das damals war. Ich war genauso wie du völlig aus dem Häuschen, als ich deine Mutter das erste Mal traf.« Hoffentlich würde ihm sein Vater jetzt nichts Peinliches oder allzu Intimes erzählen, dachte Declan. Das hätte er in dem Moment nicht ertragen. Doch Paddy Carroll schwelgte bereits in Erinnerungen an alte Zeiten. »Es war im Jahr 1980 , und der Song ›Your Eyes are the Eyes of a Woman in Love‹ stand an erster Stelle der Hitparade. Damals habe ich deine Mutter das erste Mal gesehen. Sie hatte einen roten Samtrock und eine weiße Bluse an. Und nachdem wir die ganze Nacht miteinander getanzt hatten und ich sicher war, dass sie die Richtige für mich war, da habe ich sie gefragt: ›Und, sind sie es?‹, und sie hat wissen wollen: ›Sind sie was?‹, und ich habe geantwortet: ›Deine Augen, Molly, sind das die Augen einer verliebten Frau?‹«
»Und was hat Mam darauf geantwortet?« Gegen seinen Willen war Declan nun doch neugierig.
»Vielleicht, hat sie gesagt, das wird sich noch herausstellen, aber schließlich hätten wir jede Menge Zeit. Weißt du, Declan, ich habe eine ganze Woche nicht schlafen können, und mir ist schleierhaft, wie ich es geschafft habe, mir bei der Arbeit nicht alle Finger abzuhacken.«
»Wann hat sie es denn gewusst, ob sie verliebt ist oder nicht?« Declan konnte kaum glauben, dass er dieses Gespräch mit seinem Vater führte.
»Nach acht Wochen«, erwiderte
Weitere Kostenlose Bücher