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Wege des Herzens

Wege des Herzens

Titel: Wege des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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aus.
    Auf einmal fing der Raum an, sich zu drehen, und Ania hörte Mareks Stimme, der zu seinem Bruder sagte: »Roman, bring sie
sofort
hinaus.«
    Ania spürte, wie starke Arme sie aus dem Lokal und hinaus auf den Hof beförderten, bis sie um die Ecke verschwunden und außer Sichtweite waren. Dort ließ sie sich auf einen Eisenstuhl plumpsen und starrte auf den kleinen Garten, den sie hier anzulegen versuchte hatte, auf die Blumen, die sie gewässert, und den Steingarten, den sie arrangiert hatte. Eines Tages würden sie hier draußen auch Tische und Stühle aufstellen, hatten sie und Marek beschlossen, und ein Gartencafé für die ganze Familie eröffnen, mit Schaukeln für die Kinder.
    Das heißt, Ania hatte das beschlossen, Marek hatte nur genickt. Und jetzt würde nichts mehr daraus werden. Lev hatte Ania ein kleines Glas Slibowitz gebracht. Beim Geruch des starken Pflaumenschnapses musste sie würgen, aber der heiße, brennende Schnaps schien ihre Sinne zu schärfen. Sie musste sich täuschen. Marek konnte ihr das nicht antun.
    Ania versuchte, aufzustehen und in das Café zurückzugehen, aber starke Hände hielten sie fest. Sie hörte, wie Roman sagte: »Bleib hier, es ist besser so. Er kommt gleich zu dir heraus …«
    Von drinnen hörte sie erneutes Lachen.
    »Warum, Roman?«, fragte Ania. »Warum hat er das getan?«
    »Pst, pst …« Mit seinem schmuddeligen Taschentuch wischte Roman ihr die Tränen ab und setzte das Schnapsglas erneut an ihren Mund, aber sie schob seine Hand weg. Dabei spürte sie, wie er seinen Griff lockerte.
    Marek war gekommen.
    Mit tränenverschmiertem Gesicht blickte sie zu ihm hoch, während Roman und Lev in das Café zurückkehrten.
    »Meine kleine Ania.« Marek kniete sich neben sie und ergriff ihre Hand.
    Sie sagte nichts, sondern starrte auf das Blumenbeet, einst eine Wasserrinne, bis sie die Erde umgegraben, den Boden bepflanzt und gedüngt und von allen Schnecken und Ungeziefer befreit hatte, die über ihren kleinen Garten hergefallen waren.
    »Ania – das ändert nichts zwischen uns«, beteuerte Marek ein ums andere Mal.
    Schließlich sah sie ihm doch ins Gesicht. »Und
wie
stellst du dir das vor?«
    »Wir werden uns trotzdem weiterhin sehen. Du bist die Frau, die ich liebe. Das
weißt
du doch.«
    »Wie bitte?«
    »Aber du weißt doch, dass das, was uns verbindet, etwas ganz Besonderes ist. Das kann durch nichts ersetzt werden.«
    »Aber du wirst Oliwia heiraten«, sagte Ania dumpf.
    »Ja – aber das berührt unsere Beziehung nicht. Wir werden weiterhin zusammenarbeiten und hinauf in unser Zimmer gehen und uns dort lieben.« Dabei schaute er sie an, als ob nichts passiert wäre.
    »Warum heiratest du Oliwia dann?«, fragte sie.
    »Du weißt, warum«, erwiderte Marek.
    »Nein. Weiß ich nicht. Warum?«
    »Weil sie schwanger ist, natürlich«, sagte er, als ob es das Normalste von der Welt wäre.
    »Ich glaube dir nicht.«
    »Tja, aber so ist es.« Er zuckte die Schultern.
    »Und ist das Baby von dir?«, fragte Ania mit großen Augen.
    »Noch ist es kein Baby … und es geht auch noch niemanden etwas an. Aber du hast gefragt.«
    »Natürlich habe ich gefragt, Marek. Ich mag zwar naiv sein, aber so blöd bin ich auch wieder nicht. Natürlich frage ich den Mann, der behauptet,
mich
zu lieben und
mich
heiraten zu wollen, warum er eine
andere
Frau geschwängert hat und
sie
heiraten wird. Warum sollte ich nicht fragen? Also, was
meinst
du damit, dass sich nichts ändern wird?«
    »Es
muss
sich nichts ändern, Ania – das liegt ganz bei dir.«
    »Aber wenn du mit ihr verheiratet bist …«
    »Sie wird zu Hause sein, ihr Vater baut ihr eine große Villa. Wir können weitermachen wie bisher.«
    »Du bist verrückt, Marek. Du bist grausam und verrückt.«
    »Ich bin ein Mann, der sich gerade mit der Tochter eines reichen Mannes verlobt hat, damit unser Café weiter existieren kann. Das ist eine rein geschäftliche Transaktion und hat mit Liebe nichts zu tun. Wenn du mir das nicht glaubst, dann bin ich verloren.«
    »So wie ich. Verloren. Total verloren.«
    »Was hast du vor?«
    »Das weiß ich noch nicht. Vielleicht gehe ich ins Wasser, vielleicht wird der Fluss über meinem Kopf zusammenschlagen.« Ania sprach vollkommen gefasst.
    »Nein, nein – an so etwas darfst du nicht einmal denken.«
    »Es gibt nichts mehr für mich, wofür es sich zu leben lohnte.«
    »Du wirst schon sehen, Ania, es wird alles wieder wie früher werden«, beteuerte Marek.
    »Ich werde jetzt nach Hause

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