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Wege des Herzens

Wege des Herzens

Titel: Wege des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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Tochter.«
    »Nein, ich meine, außer seiner Frau.«
    »Mach dich nicht lächerlich!«
    »Er hat eine andere, Ania, glaub es mir«, bat Lidia eindringlich.
    »Warum sollte ich dir das glauben?«
    »Sie ist eine Freundin meiner Schwester, und sie sagt auch, dass es Liebe ist. Genau wie du.«
    »Das ist nicht wahr.«
    »Warum sollte ich dich anlügen?«
    »Damit ich mit dir komme und im Ausland arbeite, so dass du nicht so allein bist. Ich kann aber nicht weg. Ich kann Mamusia nicht verlassen, auch nicht dieses Dorf oder meine Schwestern …«
    »Oder Marek«, beendete Lidia den Satz für sie. »Aber eines Tages wirst du weggehen, und deswegen schicke ich dir meine Adresse, sobald ich in Irland bin.«
    »Wie heißt sie?«
    »Wer?«
    »Die Freundin deiner Schwester.«
    »Julita.«
    »Gut«, sagte Ania.
     
    Danach lichtete sich der Nebel ein wenig, so als ob man bei einer Kamera die Brennweite richtig eingestellt hätte. Deutlich erinnerte Ania sich an die darauffolgenden Wochen, nachdem sie von Julita erfahren hatte, auch wenn sie mit der Information zunächst natürlich nichts anderes anzufangen wusste, als sie in den hintersten Winkel ihres Gedächtnisses zu verbannen. Ihre Mutter hatte begonnen, sich darüber zu beklagen, dass einige ihrer alten Kunden immer häufiger Ausflüchte suchten, um nicht mehr zu ihr kommen zu müssen. Und ihre beiden Schwestern sagten ihr direkt auf den Kopf zu, dass sie mittlerweile
das
Stadtgespräch sei. Auch der nette junge Priester fragte sie, ob ihr irgendetwas auf der Seele laste. Er habe immer ein offenes Ohr für sie, auch wenn er ihr vielleicht keine große Hilfe sein könne.
    Durch Zufall sah Ania schließlich Lev wieder, der, seit er gegangen war, in einer Eiscremefabrik arbeitete. Ania hatte sich an die Fabrikleitung gewandt, um sich zu erkundigen, ob ihre Mutter eventuell die Arbeitskittel und Uniformen für sie nähen könnte.
    »Wie läuft’s im Café?«, wollte Lev wissen.
    »Ganz gut, glaube ich. Du kennst doch Marek, er erzählt uns nicht viel.«
    »Er hätte dir von Anfang an mehr erzählen sollen, das habe ich ihm immer gesagt.« Lev schüttelte den Kopf. »Schließlich hast du das Lokal für uns gefunden.«
    »Nein – ich habe ihm zwar einen Brief geschrieben, aber da hat er es bereits gewusst.«
    »Er hat es nicht gewusst, Ania, er wollte nur nicht, dass du denkst, du hättest es für ihn gefunden.«
    »Bestimmt war das eine Mischung aus beidem …«, erwiderte sie.
    Und schließlich erhielt Ania noch einen Brief von ihrer Schwägerin aus Gdansk.
    Liebe Ania,
    ich weiß eigentlich nicht so genau, weshalb ich Dir diesen Brief schreibe, aber ich habe Dich auf Anhieb gemocht, als Józef und ich das erste Mal bei Euch zu Besuch waren.
    Vor ein paar Wochen waren wir bei einer Messe für Gaststättenbedarf. Dort haben wir Marek gesehen. Er hat sich ein sehr teures Gerät zur Herstellung von Pfannkuchen angeschaut, genauer gesagt, für Crêpes. Wir haben ihn angesprochen, aber er schien sich nicht an uns zu erinnern, so dass wir ihm nicht gesagt haben, wer wir sind. Er war in Begleitung eines sehr jungen Mädchens namens Julita.
    Was immer Du in Deinem Leben noch machen wirst – ich wünsche Dir viel Glück und Zufriedenheit.
    Józef meint zwar, dass wir Dir nichts sagen sollten, aber ich war der Ansicht, dass Du diese Information erhalten solltest, damit Du leichter eine Entscheidung treffen kannst.
    Alles Gute,
    Zofia.
    »Wo war eigentlich Marek letzte Woche?«
, wollte Ania beiläufig von Roman wissen.
    »Oh, er war doch bei dieser Messe und hat sich dort alle möglichen modernen Gerätschaften angeschaut. Ich schätze, dass er auch einiges bestellt hat.«
    »Kann er sich denn das alles leisten?« Sie hatten schon vor langer Zeit aufgehört, das Lokal als
ihr
Café zu bezeichnen; inzwischen war es das von Marek, und das wussten alle.
    »Na ja, sein Schwiegervater greift ihm finanziell stark unter die Arme«, erklärte Roman.
    »Ja, solange er sich nichts zuschulden kommen lässt«, konterte Ania.
    »Was meinst du damit?« Nervös sah Roman sie an.
    »Ach, nichts Bestimmtes«, erwiderte Ania wahrheitsgemäß.
     
    Als Marek an diesem Abend ins Lokal kam, hörte Ania, wie Roman ihn warnte, dass sie in einer merkwürdigen Stimmung sei, und deshalb ließ er mal wieder seinen ganzen Charme spielen.
    »Meine reizende Ania, wie gut du wieder aussiehst. Wirst du heute Abend mit den Männern tanzen und ihnen Appetit darauf machen, ihr Geld bei uns auszugeben?«
    »Damit

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