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Wege des Herzens

Wege des Herzens

Titel: Wege des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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Englische. »Aber, jetzt sag doch – geht es dir auch so?«
    »Momentan bin ich nur eines, Marek, nämlich müde, sonst gar nichts.«
    »Freust du dich denn gar nicht, mich zu sehen?« Er konnte nicht fassen, wie kühl ihre Antwort ausfiel.
    »Oh, jeder freut sich doch immer, dich zu sehen, Marek. Oliwia natürlich, und auch Julita, oder?«
    »Julita ist nicht mehr da.«
    »Verstehe. Du hast bestimmt schon Ersatz gefunden«, erwiderte Ania bitter.
    »Du weißt genau, dass es außer dir nie eine andere für mich gab.«
    Ania lächelte müde. »Oh, das weiß ich«, meinte sie und nickte. »Wo ist Julita denn hin?«
    »Hat dir diese wichtigtuerische Lidia denn nicht erzählt, was im Café vorgefallen ist?«
    »Nein, Lidia und ich sprechen nie über das Café«, sagte sie.
    »Das soll ich dir glauben …«, erwiderte er.
    »Fahr nach Hause zu deiner Frau, Marek.«
    »Geht nicht, Oliwia ist auch nicht mehr da. Es hat großen Ärger gegeben, ihrem Vater sind ein paar Dinge zu Ohren gekommen, und er war sehr wütend.«
    »Das ist sehr traurig, hat aber mit mir nichts zu tun«, entgegnete Ania.
    »Doch, das hat es. Ich will wieder von vorn anfangen, ganz von vorn.« Ein flehender Ausdruck lag auf seinem Gesicht.
    »Hast du den Verstand verloren?«, fragte Ania.
    »Also, du bist ja auch wieder in mein Bett gekommen, nachdem ich Oliwia geheiratet hatte«, sagte Marek, offensichtlich gekränkt über ihre Reaktion.
    »Ja, das bin ich, und ich habe keine Ahnung, warum. Das ist mir selbst ein Rätsel. Ich war diejenige, die damals nicht mehr bei Verstand war.«
    »Weil du mich geliebt hast«, erklärte er ihr, als redete er mit einem kleinen Kind.
    »Machst du Urlaub in Irland?«, fragte Ania, abrupt das Thema wechselnd.
    »Nein, ich habe gehört, dass es hier in Irland jede Menge Arbeit gibt. Ich will mit zwei Freunden einen Club eröffnen.«
    »Du gibst das Café an der Brücke auf?«
    »Es gehört mir ja längst nicht mehr.«
    »Und deine kleine Tochter Katarina?«
    »Die wird mit mir nicht viel zu tun haben wollen. Sie hat ja ihre Mutter und ihren reichen Großvater.«
    »Und warum kommst du jetzt zu mir?«
    »Weil ich möchte, dass du wieder für mich arbeitest, wenn wir diesen Club haben, und dass alles wieder so wird wie früher.«
    »Solche Cafés wie bei uns gibt es in Irland nicht«, sagte Ania.
    »Ich habe eher an einen Club mit Striptease und Lapdance gedacht. Die gibt es überall auf der Welt. Und du kannst so gut tanzen, Ania …«
    »Aber ich tanze doch nicht nackt an einer Stange oder schwenke meinen Hintern fremden Leuten vor dem Gesicht herum.« Ania war empört.
    »Du wärst genau die Richtige. Du siehst immer noch gut aus und bist noch schlank und rank, nicht so fett und aufgedunsen wie Oliwia.«
    »Gute Nacht, Marek.« Ania machte Anstalten, nach oben zu gehen, aber er legte ihr die Hand auf den Arm.
    »Lass mich mitkommen.«
    »Fahr nach Hause, Marek, geh zurück und bring das, was du kaputtgemacht hast, wieder in Ordnung.« Der Griff um ihren Arm verstärkte sich und hinderte sie am Gehen. Über Mareks Schulter hinweg konnte Ania sehen, dass die Kellner näher kamen.
    »Ist schon gut, der Herr will gerade gehen«, beschwichtigte sie sie.
    »Du bist mir das schuldig – wir sind es uns gegenseitig schuldig, unseren Traum zu verwirklichen.«
    »Genau, ein Traum, das war es. Zumindest auf meiner Seite. Was dich betrifft – ich weiß es nicht. Auf jeden Fall hast du mich nie geliebt. Nie. Weißt du eigentlich, was für eine Erleichterung es für mich ist, das endlich zu begreifen? Lange Zeit habe ich gedacht, du hättest mich geliebt und ich hätte irgendetwas getan, um deine Liebe zu verlieren. Aber so ist es viel besser. Ich fürchte mich nicht mehr vor dir. Ich habe keine Angst mehr, dich zu verärgern …« Ania bemerkte, dass Lidia gekommen war und sich wortlos neben sie gestellt hatte.
    »Na, du Miststück, warum hast du es ihr nicht gesagt?«, fauchte Marek Lidia an.
    »Ich habe es ihr deswegen nicht gesagt, weil ich nicht wollte, dass du ihr leidtust und sie wieder eine Ausrede für dich erfindet. Ich hatte Angst, dass sie dich noch immer liebt und dich verteidigt.«
    Marek streckte die Hand nach Ania aus, aber sie schob sie beiseite. Sie konnte hören, wie der Besitzer des Restaurants fragte: »Was sollen wir jetzt tun?«
    Lidia schwieg. Das musste Ania entscheiden.
    Sie benötigte zehn Sekunden, bis sie sagte: »Der Herr wird jetzt gehen.« Und dabei straffte sie die Schultern und richtete sich

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