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Wege des Herzens

Wege des Herzens

Titel: Wege des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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Notizbuch aus der Tasche geholt und begonnen, eine Liste zu erstellen. Brian musste dem umgehend einen Riegel vorschieben. »Das ist wirklich sehr freundlich von Ihnen, Eileen, und ich weiß, dass Sie es nur gut meinen, aber damit helfen Sie mir ganz und gar nicht. Ich bin blind, was meine Umgebung angeht, und dieser Teppich und diese Wohnung gefallen mir, wie sie sind. Deshalb muss ich Sie bitten, sich nicht weiterhin einzumischen.«
    »Aber, Brian, nicht einmal Ihre Hemden sind gebügelt. Ich meine, anständig.«
    »Sie sind bügelfrei«, erwiderte er lahm.
    »Nein, das sind sie nicht. Sie sind völlig zerknittert und zerknautscht. Sie brauchen eine nette junge Frau, die ein Mal in der Woche kommt und für Sie bügelt.«
    »Bitte, Eileen.«
    »Nein, im Ernst. Als Sie noch Pfarrer in Rossmore waren, hat sich da jemand um Ihre Wäsche gekümmert?«
    »Anna, die Frau von Józef. Sie hat auch gebügelt, denke ich.«
    »Denken Sie! Unglaublich, Sie wissen es nicht einmal!« Eileen riss erstaunt die Augen auf.
    »Na ja, das war mir nicht so wichtig.«
    »Es
ist
aber wichtig, wenn Sie Leute mit Einfluss kennenlernen, die Ihnen und dem Zentrum nützlich sein könnten. Was werden die über Sie denken, wenn Sie daherkommen wie ein Hooligan? Wer würde Ihnen schon sein Geld oder seine Hilfe anbieten?«
    Brian wünschte sich, sie würde endlich gehen. »Ich will Sie nicht länger aufhalten, Eileen, und wie gesagt, ich möchte mich für Ihr Interesse bedanken. Ich
werde
über das alles nachdenken, versprochen, aber es kommt nicht in Frage, dass Sie für mich bügeln …«
    Eileen stieß einen leisen Schrei aus.
    »
Ich?
Sie haben gedacht, ich will Ihnen anbieten, für Sie zu bügeln? Oh, Gott, was für eine Idee!«
    Brian spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg. »Tut mir leid, ich dachte, Sie hätten gesagt, ich bräuchte eine nette junge Frau, die das macht.«
    »Damit habe ich jedenfalls nicht
mich
gemeint. Im Gemeindezentrum gibt es doch jede Menge junger Frauen, die vom Putzen leben. Die würden das im Handumdrehen erledigen.«
    »Ja, selbstverständlich. Entschuldigung«, murmelte er.
    »Und wenn ich Ihrer E-Mail nicht entnommen hätte, dass Sie Gesellschaft bräuchten, wäre ich auch gar nicht gekommen.«
    »Ich habe Ihnen keine E-Mail geschickt, Eileen. Das habe ich doch gesagt.«
    »Und was ist das hier?« Und schon las Brian Flynn eine ausgedruckte E-Mail, die in der Tat von ihm zu stammen schien. Darin stand, dass seine Abende lang und einsam seien und dass ihm angenehme Gesellschaft jederzeit willkommen wäre.
    »Also, was sollte ich davon halten?« Erstaunt riss Eileen ihre himmelblauen Augen auf.
    »Es tut mir wirklich leid, Eileen, aber das habe ich nicht geschrieben«, sagte er.
    »Tja, aber da stehen doch Ihr Name und Ihre Mail-Adresse.« Und es stimmte. Da stand tatsächlich Father Brian.
    »Okay, Brian, schade um die Gelegenheit«, sagte sie schließlich – verständnisvoll, verzeihend.
    »Welche Gelegenheit?«, fragte er verzweifelt.
    Eileen senkte den Blick und schaute auf das Blatt Papier, als wollte sie sagen: Keine weiteren Fragen.
     
    Brian Flynn schlief nicht gut in dieser Nacht. Verzweifelt versuchte er, eine Erklärung für das alles zu finden. Doch keine davon schien ihm vernünftig oder plausibel zu sein. Am nächsten Morgen hielt er wie immer den Gottesdienst ab und schüttelte anschließend jedem der wenigen Kirchgänger geistesabwesend die Hand.
    »Es wäre wunderbar, wenn Sie einen polnischen Priester an der Hand hätten, der hin und wieder für uns die Messe lesen könnte«, sagte die kleine Ania zu ihm. Sie und Lidia waren da, wie üblich, und wie immer wechselte Ania beim Verlassen der Kirche ein paar Worte mit Brian. Plötzlich kam Brian der Gedanke, dass er seinen Freund Tomasz bitten könnte, ein Mal im Monat in seiner Kirche zu predigen. Tomasz würde das bestimmt gefallen, und die Leute wären begeistert. Bei dem Gedanken daran, wie er das alles arrangieren würde, leuchtete sein müdes Gesicht vor Freude auf.
    »Ach ja, und noch etwas, Father Flynn. Eileen hat mir gesagt, dass sie jemanden bräuchten, der sich um Ihre Bügelwäsche kümmert. Es wäre eine Ehre für mich …«
    »Nein, Ania, Eileen hat da etwas missverstanden.«
    »Aber sie hat gesagt, dass sie gestern Abend zum Essen in Ihrer Wohnung war, und Sie hätten sich beklagt, dass Ihre Kleidung so ungepflegt ist und nicht aussieht wie die eines Geistlichen, der mit feinen Leuten speist, und da hat sie gefragt, ob ich

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