Wege des Herzens
Herzklinik und arbeitete mit einer Gruppe Patienten an den Übungsgeräten, darunter auch Kitty Reilly, die jedoch nicht von ihrer Meinung abzubringen war, dass eine robuste Gesundheit oder jegliche Genesung dem direkten Eingreifen des einen oder anderen Heiligen zu verdanken war. Und wann immer sie ein Zipperlein plagte, machte sie es der ganzen Welt zum Vorwurf, den jeweils dafür zuständigen Heiligen nicht gebührend zu achten. Auch Judy Murphy war da, freundlich wie immer und mittlerweile so fit, dass sie als Johnnys Assistentin ungelenken Menschen wie Lar dabei helfen konnte, ihre Arme und Beine besser unter Kontrolle zu bringen. Bobby Walsh schien sich sehr zu quälen und beteuerte mit traurigem Gesicht, dass er alles tun würde, um mehr Kraft in den Armen zu haben. Also verdonnerte ihn Johnny zu einer Extrarunde an der Armdrückmaschine. Alle trainierten fleißig an ihren Geräten, als Clara ins Zimmer kam.
»Ein dringender Anruf für Sie, Johnny«, sagte sie.
Johnny wunderte sich. Wer rief ihn hier in der Klinik an? Sein Handy war eingeschaltet, und er hätte die Nachricht später abhören können.
»Tut mir leid, Clara, ich weiß nicht, worum es geht.«
»Es ist ein Priester, ein Father Flynn, und er hört sich sehr besorgt an. Gehen Sie ruhig ans Telefon, Johnny, ich passe schon auf die Truppe auf.«
»Oh, gut«, meinte Lar erleichtert. »Wenn der Feldwebel weg ist, können wir uns ein wenig ausruhen.«
»Oh, oh, Sie haben mich noch nicht in Aktion erlebt. Ich bin eine berüchtigte Sadistin am Laufband«, drohte Clara Casey. »Sie werden sich Johnny noch zurückwünschen, glauben Sie mir.«
»Hallo, Brian, wie geht’s, wie steht’s?«
»Schlecht, Johnny. Diese Eileen ist heute nach dem polnischen Gottesdienst zu mir gekommen und hat mich daran erinnert, dass ich sie heute Abend ausführen werde und dass sie sich deswegen noch ein kleines verführerisches Schwarzes kaufen will.«
»Was?«
»Ein Kleid, vermute ich.«
»Ich weiß, was sie damit meint. Aber du hast dich doch nicht wirklich mir ihr verabredet, oder?«
»Natürlich nicht. Was soll ich jetzt tun, Johnny?«
»Ich glaube, das ist ein Zeichen, dass du ein für alle Mal dein Dasein als Pfaffe beenden sollst. Das scheint mir die tiefere Botschaft zu sein.«
»Ich meine es ernst, Johnny.«
»Ich auch. Wenn es dir schon als Pfaffe gelingt, gutaussehende Weiber aufzureißen, dann überleg doch mal, was du alles auf die Beine stellen kannst, wenn du deinem Verein nicht mehr angehörst.«
Langes Schweigen am anderen Ende der Leitung.
»Tut mir leid, Brian, aber die Kleine ist einfach nicht ganz dicht. Das ist alles.«
»Ja, wahrscheinlich.«
»Also behandele sie auch so und achte nicht auf sie.«
»So kann man wohl kaum mit einem gestörten Menschen umgehen.«
»Nein? Dann wirf dich in Schale und zieh mit ihr um die Häuser.«
»Tut mir leid, wenn ich dich bei der Arbeit gestört habe«, verabschiedete sich Brian kurz angebunden.
»Himmel, Brian, ich lade dich später auf ein Bier ein. Versuch bis dahin, auf andere Gedanken zu kommen.«
»Sicher doch«, sagte Brian Flynn und legte auf.
Ania beobachtete Johnny, als er das Telefon zurückstellte.
»Hat Father Brian Probleme?«, fragte sie.
»Ja, ein klitzekleines Problem.« Johnny wollte keine Geheimnisse verraten und auch keine Gerüchte in die Welt setzen.
»Er ist so ein freundlicher Mensch und lebt sehr bescheiden. Ich bügle hin und wieder seine Hemden. Seine Wohnung ist wirklich sehr spartanisch eingerichtet.«
»Würden Sie
mir
auch die Hemden bügeln, Ania?«
»Ja, aber Sie müssen mich bezahlen. Für einen Priester zu arbeiten ist eine Ehre, ein Privileg, aber nicht für einen Fitnesstrainer wie Sie.«
»Ihr Englisch wird von Tag zu Tag besser, Ania«, sagte Johnny staunend.
»Na, wenn Sie irgendwo leben würden, wo nur Polnisch gesprochen wird, würden Sie die Sprache auch bald lernen«, erwiderte Ania.
»O nein, Ihre Sprache könnte ich nie lernen. Die besteht doch nur aus Zischlauten.«
»Tut mir leid«, entschuldigte sich Johnny, als er wieder in den Übungsraum zurückkam. Bobby war noch nicht zusammengebrochen, und einige der Patienten hatten ihr Tempo sogar gesteigert.
»Ihr Freund, dieser Pfarrer – ist alles in Ordnung mit ihm? Er hat so besorgt geklungen«, sagte Clara.
»Er ist zu Recht besorgt. Eine Frau ist hinter ihm her, noch dazu eine, die nicht ganz bei Trost ist. Sie behauptet, dass er mit ihr ausgehen will. Dem armen Brian würde das
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