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Wege des Herzens

Wege des Herzens

Titel: Wege des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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Johnny.«
    »Wie ist sie reingekommen?«
    »Er hat ihr selbst einen Schlüssel gegeben.«
    »Brian schwört, dass es außer seinem nur noch einen anderen Schlüssel gibt, und den hast du«, sagte Johnny.
    »Der Father will damit doch sicher nicht behaupten, dass ich sie in die Wohnung gelassen habe?«
    »Nein, aber könnte sie deinen Schlüssel unbeobachtet an sich genommen haben?«
    »Nein, könnte sie nicht. Der Schlüssel ist immer in meiner Handtasche.«
    »Und an deine Handtasche könnte sie nicht rangekommen sein? Diese Frau ist wirklich unberechenbar.«
    »Nein, sie hatte nie Gelegenheit gehabt, meine Handtasche …« Ania stutzte. »Es sei denn …«
    Johnny spitzte die Ohren. »Es sei denn was?«
    »Nein, das ist völlig unmöglich. Einmal, als ich gerade beim Bügeln war, ist sie vorbeigekommen. Father Brian war nicht da. Eileen hat mich gebeten, ihr eine Tasse Tee zu machen.«
    »Und du hast deine Tasche …«
    »Nur für einen kurzen Augenblick.«
    »Aber sie war allein damit?«
    »Ich habe doch nicht damit gerechnet, dass sie in meiner Tasche wühlen würde …«
    »Nein, keiner von uns hat mit so etwas gerechnet … und wahrscheinlich hat sie dir den Schlüssel am nächsten Tag im Zentrum wieder zurückgesteckt, nachdem sie sich einen Zweitschlüssel hat machen lassen.«
    »Sie scheint sich in Father Flynns Wohnung ganz gut ausgekannt zu haben.«
    »In ihrer Einbildung war das auch so, Ania. Diese Frau ist wirklich verrückt.«
    »Ich weiß, sie ist gefährlich«, meinte Ania.
    »Das auch«, stimmte Johnny ihr zu. »Bitte, komm doch heute Abend. Brian kann wirklich jeden Freund brauchen.«
    »Ich habe heute eigentlich Englischunterricht«, erwiderte Ania zögernd.
    »Verstehe, aber den hast du nicht nötig. Von uns allen sprichst du doch am besten Englisch. Komm ins Corrigans,
bitte
«, flehte er.
    Und Ania versprach ihm, dass sie Carl anrufen und ihre Englischstunde absagen würde. Er würde es sicher verstehen.
    »Außerdem habe ich heute schon ein neues Wort gelernt«, fügte sie hinzu.
    »Welches denn?«, wollte Johnny wissen.
    »Pfaffe, ein anderes Wort für Priester«, erklärte sie stolz.
    Johnny schlug die Hände über dem Kopf zusammen.
     
    An diesem Abend saßen sie alle bei Corrigans zusammen und lauschten ungläubig Brians Bericht, während er ihnen das Foto zeigte und anschließend in Tränen ausbrach. Johnny eilte an die Theke, um seinem Freund einen Brandy zu holen. Ein Bier reichte hier nicht mehr aus. Ania brach ebenfalls in Tränen aus, weil das Leben gar so ungerecht war und weil sie sich schämte, jemals an Father Flynn gezweifelt zu haben. Und James O’Connor erklärte gewichtig, dass man als Lehrer wenigstens eines gelernt habe, nämlich, bei jeder Art von Problemen zunächst eine To-do-Liste zu erstellen.
    Dann wischten sich beide ihre Tränen ab, stärkten sich mit einem tiefen Schluck und planten den nächsten Schritt. Sollten sie einen Privatdetektiv anheuern, der Eileen beschatten und eventuell ihre Familie ausfindig machen würde? Auf diese Weise könnten sie vielleicht mehr über sie in Erfahrung bringen.
    Doch wo fand man einen Detektiv? In den Gelben Seiten? Unter Umständen kannte ja der Wachmann, der mit Johnny und Ania in dem Herzzentrum arbeitete, einen Kollegen, der in dieser Branche tätig war. James notierte sich auf seiner Liste: »Tim fragen, ob er entsprechende Kontakte hat«. Aber das kostete womöglich Unsummen, die sich niemand von ihnen leisten konnte. Und sie selbst konnten Eileen auch nicht beschatten, da sie sie erkennen würde.
    »Die Frau, mit der ich zusammenwohne –
sie
könnte es für uns tun«, schlug Ania schließlich vor. Ihre Freundin Lidia arbeite in einer Bar und trete sehr selbstbewusst auf, wie Ania nicht ohne Neid erzählte. Lidia wurde mit allem fertig, was das Leben für sie auf Lager hatte. James notierte sich: »Angelegenheit mit Lidia besprechen«. Weitere Punkte auf seiner Liste lauteten: »Mit dem Bischof reden«, »Sich an einen ranghöheren Polizeibeamten wenden«, »Eine Petition einreichen«, »Einen Journalisten dazu bringen, über Father Flynns Sicht der Dinge zu berichten«, »Jedem erzählen, dass Eileen verrückt ist, und sie ansonsten ignorieren«. Doch keine ihrer Ideen kam ihnen besonders vielversprechend vor. Ihre größte Hoffnungsträgerin schien Lidia zu sein.
    Lidia staunte nicht schlecht, als Ania gleich in Begleitung von drei Männern zu ihr ins Pub kam. Als sie ihre Arbeit unterbrach, sich zu ihnen setzte

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