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Wege des Herzens

Wege des Herzens

Titel: Wege des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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brauchst meinen Namen gar nicht so zu betonen, Brian. Du hast mir gesagt, dass ich etwas Besonderes bin, dass du dich von deinem Gelübde entbinden lassen würdest, um mich zu heiraten. Du hast mich mit deinem Freund James O’Connor bekannt gemacht, der auch einmal Priester war …«
    »Ich habe Ihnen meinen Freund vorgestellt, weil Sie sich im Corrigans einfach neben uns gestellt haben und es unhöflich gewesen wäre, nichts zu sagen. Jetzt hören Sie mir mal zu, Eileen, hören Sie auf mit diesem Theater, bevor noch etwas passiert. Sie sind eine schöne junge Frau. Sie können und sollten
Ihr
eigenes Leben führen.«
    »Du sagst mir immer, dass ich schön bin«, entgegnete sie verträumt, »aber das ist es nicht, was ich hören will. Ich will endlich von dir hören, wann wir das, was zwischen uns ist, vor der ganzen Welt bekennen können.«
    »Was zwischen uns ist? Zwischen uns ist
gar nichts
, Eileen. Werden Sie endlich vernünftig, in Gottes Namen.«
    »Du hast dich mir gegenüber verpflichtet. Du kannst dich da jetzt nicht mehr herausreden.«
    »Sie wissen, dass das Unsinn ist …«, setzte Brian an.
    »Na, dann erzähl’s doch der Polizei. Du wirst schon sehen, was passiert.« In dem Moment sah Eileen sehr jung und sehr verloren aus.
    »Ich werde es der Polizei erzählen, Eileen, sowohl Ihretwegen als auch meinetwegen. Sie brauchen unbedingt Hilfe.«
    »Aber sicher nicht von der Polizei. Außerdem wird man dir ohnehin nicht glauben. Du bist nur einer von vielen Priestern, die das schlechte Gewissen plagt. Genau das wird die Polizei von dir denken.«
    »Einmal angenommen, die Beamten glauben mir und verwarnen Sie«, sagte Brian.
    »Dann wende ich mich an die Zeitungen. Es ist eine Schande, wie ich hier behandelt wurde. Erst machst du mir Hoffnungen, versprichst mir das Blaue vom Himmel herunter, und nachdem du bekommen hast, was du haben wolltest, kneifst du.«
    »Eileen, ich bitte Sie, Ihnen geht es nicht gut …«
    »Natürlich geht es mir nicht gut, wenn du mir das Wort im Mund umdrehst und mich um meine Zukunft bringst.«
    »Aber Ihre Eltern, Eileen, Ihre Familie, was werden sie dazu sagen? Können sie Ihnen nicht helfen? Vielleicht könnte ich mit ihnen reden und ihnen alles erklären.«
    »Nichts, was du sagen könntest, würde ihre Meinung ändern. Sie würden immer nur den Priester in dir sehen, der seine Position missbraucht hat. Also, wann treffen wir uns heute Abend, und wohin führst du mich aus?«
    »Wir werden uns überhaupt nicht treffen, und ich werde Sie nirgendwohin ausführen.«
    »Na gut, wie du willst, aber wenn sie meine Leiche aus der Liffey fischen, kannst du sicher sein, dass man in meiner Wohnung die Erklärung dazu finden wird. In allen Einzelheiten, mit Fotos – alles.«
    Brian seufzte. »Eileen, die Polizei wird solche Informationen nicht an die Presse weitergeben. Für die sind das doch nur die Hirngespinste eines verwirrten, gestörten Menschen.«
    »Na gut, dann wende ich mich eben gleich an die Presse«, meinte Eileen munter.
    »Es ist nichts zwischen uns, Eileen«, wiederholte er.
    »Du hast recht. Jetzt nicht mehr. Nur noch Schmerz und Enttäuschung«, sagte sie.
    »Es war
nie
etwas, nicht das Geringste.«
    »Ja, ich verstehe. Für dich hat das nie existiert, und jetzt erwartest du von mir, dass ich ebenso denke.«
    Brian redete mit Engelszungen auf sie ein. »Es gab nie etwas, das ich hätte vergessen können. Ich bitte Sie, denken Sie nach und überlegen Sie in Ruhe.«
    »Ich bin vollkommen ruhig, danke. Ich bin glasklar im Kopf. Du hast dir anscheinend eine andere angelacht. Aber ihr und vielen anderen bin ich es schuldig, das publik zu machen.« Und mit diesen Worten griff sie nach ihrer neuen Handtasche und stürmte aus der Cafeteria hinaus.
     
    Brian kehrte in seine Wohnung zurück. Er war hundemüde. Er musste sich unbedingt hinlegen und ausruhen. Vielleicht fiel ihm dann eine Lösung für sein Problem ein. Doch zuerst setzte er sich an seinen Tisch und dachte lange nach. War es nicht traurig, so alt geworden zu sein und niemanden zu haben, an den er sich wenden konnte? Seine eigene Mutter erkannte ihn nicht, und seine Schwester würde nur zu ihm sagen: »Ich habe dich gewarnt!«
    An den Bischof konnte er sich auch nicht wenden, denn Seine Exzellenz würde zweifellos annehmen, dass Brian sich in irgendeiner Weise unpassend benommen habe.
    Plötzlich fiel ihm James O’Connor ein, der vor so vielen Jahren mit ihm zusammen zum Priester geweiht worden war. James war

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