Wege des Herzens
sie der Polizei erzählen, wenn sie eine einstweilige Verfügung beantragten. James machte seine Sache gut, und Eileen erinnerte sich sofort an ihn.
»Sie waren doch mit Brian an dem Abend im Pub«, sagte sie.
»Ja, der arme Brian macht momentan eine schlimme Zeit durch.«
»Ach, tatsächlich?«, meinte Eileen mitfühlend.
»Hatten Sie denn wirklich eine Liebesbeziehung?«, fragte James.
»Sie wissen genau, dass es so war und noch
ist
, James. Brian will sich diese Tatsache nur nicht eingestehen.«
»Ja, aber er streitet alles ab.«
»Überlegen Sie mal, wie ich mich dabei fühle? Es ist mir schon schwergefallen, ihm zu glauben, dass sein Gelübde als Priester ihm nicht wichtig war, dass einzig unser Schwur, uns für immer zu lieben, für ihn zählte.«
»Das hat er gesagt?«, fragte James erstaunt.
»O ja, Sie wissen doch, was für ein hoffnungsloser Romantiker er ist. Und jetzt will er mich aus irgendeinem Grund aus seinem Leben verbannen. Das ist unerträglich.«
James betrachtete Eileens rundes Gesicht, die unschuldig dreinblickenden blauen Augen. Wie schrecklich, wenn diese junge Frau sich in ihn verliebt und seiner Frau und seinen Kindern erzählt hätte, dass sie eine Affäre hätten. Wer hätte an ihren Worten gezweifelt? Bei der Vorstellung lief es James kalt über den Rücken.
»Aber wäre es da nicht besser für Sie, Eileen, wenn Sie die Sache auf sich beruhen ließen und nach vorn schauen würden? Vergessen Sie Brian, leben Sie Ihr Leben.«
»Liebend gern würde ich das tun, James. Das würde ich auch jeder anderen Frau an meiner Stelle raten, aber so einfach ist die Sache nicht. Ich bin nämlich schwanger, wissen Sie. Ich kann nicht nur an mich allein denken. Ich muss auch noch an das Kind denken.«
Diesen Umstand erzählte James jedoch Brian erst, als sie beide allein waren.
»Du wolltest sicher nicht, dass ich damit vor allen anderen herausplatze, oder?«
»James, mein Freund, du denkst also, es stimmt, was sie sagt, und willst es mir deshalb nur unter vier Augen erzählen.«
»Nein, das denke ich nicht.« James war empört.
»Warum dann diese Geheimniskrämerei? Warum sollen die anderen nicht erfahren, wie schrecklich diese Frau ist? Ihr bemüht euch alle so, mir zu helfen, warum sollen die anderen nicht wissen, wie verrückt und wie gestört sie ist?«
»Natürlich, Brian, tut mir leid, daran habe ich nicht gedacht.«
»Du hast dir schon etwas dabei gedacht, aber das Falsche. Wenn dieses Mädchen tatsächlich schwanger ist, dann hat das nichts mit mir zu tun.
Nichts
.«
»Vielleicht könnte sich das für dich sogar als Vorteil erweisen«, sinnierte James, bemüht, seinen Patzer wiedergutzumachen. »Du weißt schon – Bluttest, DNA -Test, alle diese Dinge.«
»Danke, James, vielen Dank. Im Ernst.« Doch auf Brians Gesicht lag ein grimmiger Ausdruck. Dass James auch nur für eine Minute an ihm zweifeln könnte, verunsicherte ihn sehr.
Es war Hilarys freier Tag im Herzzentrum, aber sie hatte Ania als ihre Vertretung bestens angelernt. Ania machte Aktennotizen, erledigte die Ablage und vereinbarte Termine. Außerdem kümmerte sie sich darum, dass im Wartezimmer immer genügend Stühle standen.
Dort saß nun Rosemary Walsh mit ihrem Mann Bobby und seufzte wie üblich. Bobby hingegen, fröhlich und höflich, lächelte wie immer. Es war schon auffallend, wie sehr Carl seinem Vater und wie wenig er seiner versnobten Mutter ähnelte. Doch jetzt war nicht die Zeit, um an Carl zu denken. Vielleicht sollte Ania überhaupt nicht an ihn denken. Was verstand sie schon von Männern. Sie hatte sich Mareks wegen zur Närrin gemacht, und das durfte ihr kein zweites Mal passieren.
In dem Moment klingelte es an der Tür. Das musste ein neuer Patient sein, denn alle anderen kamen herein, ohne zu klingeln. Ania öffnete die Tür.
Draußen stand eine alte Frau um die siebzig, die ihren dünnen Mantel enger um sich zog. Die Frau hatte glattes, stumpfes Haar und große, erschrocken blickende Augen. Ihr Name und ihre Adresse lauteten: Kathleen Edwards, Mountainview Road 34 .
Sorgfältig trug Ania den Namen von Mrs.Edwards’ Hausarzt und den ihres Kardiologen ein und kopierte ihre Entlassungspapiere aus dem Krankenhaus.
»Jetzt bräuchte ich nur noch den Namen Ihres nächsten Angehörigen, Mrs.Edwards. Das ist eine reine Formalität, Sie kennen doch die Krankenhäuser! Nur für den Fall, dass Sie sich mal nicht so gut fühlen und wir jemanden benachrichtigen müssen. Soll ich den Namen
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