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Wege im Sand

Wege im Sand

Titel: Wege im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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klopfte wie verrückt; sie wartete darauf, dass Madeleine und Nell einander bemerkten. Doch nichts dergleichen geschah, und Stevie wusste nicht, ob sie erleichtert oder enttäuscht sein sollte. Sie öffnete die Tür und eilte den Hügel hinunter.
    »Du bist es wirklich!«, rief sie.
    »Ich kann es nicht glauben!«, entgegnete Madeleine.
    Sie umarmten sich endlos. Stevie nahm Madeleine die Reisetasche ab, und Arm in Arm gingen sie die Steintreppe hinauf.
    »Hier ist alles noch genau wie früher«, sagte Madeleine, sich umschauend. »Sobald ich die Eisenbahnüberführung passiert hatte, war mir, als würde ich an einen verwunschenen Ort gelangen, wie Brigadoon oder so.«
    »In dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint.«
    »Die Häuser sind noch genauso klein und malerisch wie früher, die Gärten sehen aus, als wären sie aus den ländlichen Regionen Irlands hierher verpflanzt worden, und die Kinder fahren mit ihren Rädern wie eh und je mitten auf der Straße, als würde sie ihnen gehören – genau wie wir früher! Ich hätte beinahe ein Tandem umgenietet!«
    Stevie stockte der Atem, aber für Madeleine war das Thema beendet. Sie gingen ins Haus, und Madeleine machte einen Rundgang, wobei sie fortwährend ihr Entzücken kundtat. »Oh mein Gott! Es ist alles noch genau wie früher! Ich sehe deinen Vater an seinem Schreibtisch dort drüben sitzen«, – sie deutete auf den Mahagonischreibtisch, ein wuchtiges Möbelstück mit Schubladen, das in einer Ecke des Wohnzimmers stand. »Wir mussten immer mucksmäuschenstill sein, wenn er arbeitete … und ich weiß noch, wie toll ich es fand, dass du einen Vater hattest, der Gedichte schrieb!«
    Stevie lächelte. »Mir erging es genauso.«
    »Ich fragte mich immer, warum er bei dieser herrlichen Aussicht seinen Schreibtisch so aufstellte, dass er auf die Wand blickte.« Sie deutete auf die Fenster, die auf den Felsenabhang, den Strand und die kleine saphirblaue Bucht tief unter ihnen hinaussahen. »Als ich ihn danach fragte, meinte er: ›Weil Poesie eine andere Sicht erfordert, eine, bei der man nach innen schaut.‹«
    »Ich erinnere mich.«
    »Gilt das auch für dich? Du hast es weit gebracht, Stevie. Ich bin immer so stolz, wenn ich deine Bücher sehe. Brauchst du ebenfalls die Innenschau?«
    »Eher das Gegenteil«, lachte Stevie. »Komm mit nach oben – ich zeige dir dein Zimmer und mein Atelier!«
    Sie gingen die Treppe hinauf. Stevie hatte Madeleine das Gästezimmer zugedacht, wo früher ihre Großmutter mütterlicherseits zu schlafen pflegte. Es ging nach Osten hinaus, und da das Haus auf einer Landspitze errichtet war, die in den Sund hineinragte, war auch auf dieser Seite des Hauses das blaue Meer durch die Bäume zu sehen. Als Nächstes betraten sie Stevies Zimmer.
    »Das ist unglaublich!« Madeleine blickte sich im Raum um, einem Mittelding zwischen Schlafzimmer und Atelier. Er erstreckte sich über die gesamte Breite des Hauses, mit großen Panoramafenstern, die auf den Strand hinausgingen. Da das Haus so hoch gelegen war, fühlte man sich wie in einem Adlerhorst mit seinem unvergleichlichen Ausblick nach Südwesten, über den Sund. An einer Wand hing ein nüchtern wirkendes Gemälde, hypermodern und augenfällig. Ein schwarzer Vogel hockte auf einer Stange im Käfig. Bücherregale bedeckten die Zimmerwände. »Ich erinnere mich nicht, dass dein Zimmer schon damals so groß war, in unserer Jugend.«
    »War es auch nicht. Als mein Vater gestorben war und ich beschloss, das Haus zu behalten, habe ich eine Wand herausreißen lassen und aus den beiden Räumen einen einzigen langen gemacht.«
    »Hier malst du also …« Madeleine stand vor Stevies Staffelei, betrachtete die Bilder.
    »Ja. Es gefällt mir, aus dem Bett zu steigen und sofort mit der Arbeit zu beginnen. Ich … ich lasse mich von meinen Träumen inspirieren.« Sie errötete. Während Madeleine das Bild von den beiden Kolibris mit den rubinroten Kehlen betrachtete, Gefährten, die Nektar aus den roten Blüten saugten, fragte sie sich, was ihre Freundin wohl denken würde, wenn sie wüsste, dass sie neuerdings ständig von Jack träumte.
    »Wunderschön«, sagte Madeleine. »Gehören sie zu deinem nächsten Buch?«
    »Du hast es erraten.« Stevie musterte ihr Werk: leuchtend grüne Vögel, für sie ein Symbol der Hoffnung und Ausdauer. Sie dachte daran, wie sich die Geschichte verändert hatte, mit der sie Anfang des Sommers begonnen hatte. Zuerst war es um zwei Zugvögel und ihren langen Flug

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