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Wege im Sand

Wege im Sand

Titel: Wege im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Bucht zwischen den Landspitzen ein Spiegel des Himmels. Sie sah, wie Madeleine ihr Glas nachfüllte.
    »Trinken wir auf …« Madeleine verstummte. Sie starrte in die Ferne, als überlegte sie krampfhaft, welcher Toast als Nächstes angemessen sei. »Auf … was?«
    Stevies Rücken prickelte, als sie stumm dasaß, obwohl ihr ein Trinkspruch schon auf der Zunge lag. Der richtige Zeitpunkt ist noch nicht gekommen, ermahnte sie sich. Warte. So schwer es ihr auch fiel, sie hielt sich zurück. Madeleine brachte den nächsten Toast selbst aus. »Auf unser Wiedersehen!«
    »Auf unser Wiedersehen«, murmelte Stevie.
    Sie stießen miteinander an. Madeleine war glücklich mit ihrem Champagner und schien nicht zu bemerken, dass sich Stevies Blick immer wieder auf den Strand konzentrierte, auf ein Cottage hinter dem Deich an der Grenze zur silbergrünen Marschlandschaft. Auf ein Haus mit einem prachtvollen Garten und zwei Frauen mit Strohhüten – Bay McCabe und Tara O’Toole –, die mitten auf der Straße standen und zwei Mädchen auf einem Tandem in Empfang nahmen.

    In Boston saß Jack in seinem Büro von Structural Associates, das sich im dreizehnten Stock befand, und sah den Flugzeugen zu, die auf dem Logan Airport jenseits des glitzernden blauen Hafens landeten. Francesca kam herein, schloss die Tür hinter sich. Sie sah elegant aus, trug ein modisches, perfekt sitzendes Prada-Kostüm und schwarze Riemchenschuhe mit hohen Absätzen. Ihre Haut war von der Sonne gebräunt, weil sie die beiden vergangenen Wochenenden Freunde in Nantucket besucht hatte. Sie lehnte sich an seinen Schreibtisch.
    »Hallo Fremder.«
    »Hallo Francesca.«
    »Ich rekapituliere. Ich habe dir Postkarten aus Siasconset und – wenn ich das sagen darf – außerordentlich verführerische Fotos von mir an Bord der hundert Fuß langen Yacht geschickt, die dem Herzallerliebsten meiner Freundin gehört, dazu mehrere Aufforderungen an dich – und Nell –, die nächste Fähre zu nehmen und mich zu besuchen, aber du ignorierst mich.«
    »Ich ignoriere dich nicht …«
    »Den ganzen Sommer hast du dich rar gemacht. Du bist schon vor Monaten von Atlanta nach Boston umgezogen, aber seit Juni hast du dich kaum noch blicken lassen. Unserem Boss scheint es nichts auszumachen, dass du kaum noch in deinem Büro bist. Vielleicht ahnt er ja was.«
    »Was sollte er denn ahnen?«
    »Dass du die Firma verlässt.«
    Jack starrte die Blaupausen auf seinem Schreibtisch an. Sie waren für sein neuestes Projekt, eine neue Brücke über einen Highway in New Hampshire. Francesca hatte sie gemeinsam mit ihm entworfen. Er erinnerte sich, wie überrascht er gewesen war, als sie ihn mitten auf der Baustelle geküsst hatte, die sie das erste Mal nach Beginn der Bauarbeiten besuchten. Er hatte ein schlechtes Gewissen. Nicht weil er die Firma verließ, und sie, sondern weil er dabei nicht das geringste Bedauern empfand.
    »Wo hast du das gehört?«
    »Ich habe es nicht gehört – aber ich habe Augen im Kopf. Ich habe bemerkt, dass du nie mehr da bist. Dass der Boss alle wichtigen Aufgaben Taylor überträgt. Und ich jedes Wochenende alleine bin. Obwohl ich dachte, dass wir diesen Sommer viel gemeinsam unternehmen würden.«
    »Es liegt nicht an dir, Francesca.« Sein Blick fiel auf die Einkaufstüte vom Faneuil Hall Bookstore, in der sich zwei weitere Bücher von Stevie Moore befanden, für Nell. Die rote Wanderdrossel und der Nordwind und Möweninsel. Er war der Meinung, Eulennacht sei unübertroffen, aber er wollte alle Bücher kaufen. Er hob den Blick.
    »Nein? Das fällt mir schwer zu glauben. Ich habe mit Ivan Romanov telefoniert, und er wollte wissen, ob ich dich in Inverness besuche. Du hast es offenbar nicht einmal für nötig gehalten, es mir persönlich zu sagen.«
    Jack starrte sie an. Es gab keine Entschuldigung, keine Rechtfertigung. Sie war eine wundervolle Frau, eine erstklassige Ingenieurin, eine großartige Kollegin. Er hatte hinter ihrem Rücken gekündigt und eine Stellung bei einem Kunden seines Unternehmens angenommen. »Es tut mir Leid; ich möchte nicht, dass du denkst, ich hätte dich ausgebootet.«
    »Ausgebootet? Entschuldige, aber du bist ein Idiot. Ich hatte kein Interesse an dem Job – ich wusste, dass Ivan Headhunter beauftragen wollte, einen geeigneten Kandidaten zu finden, weil er den Job nämlich mir zur gleichen Zeit wie dir schmackhaft zu machen versuchte. Ich fühle mich nur – verraten. Wir sind Freunde, Jack. Ich hatte gedacht,

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