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Wege im Sand

Wege im Sand

Titel: Wege im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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klinisch-nüchtern. Er meinte, ›es‹ sei vermutlich krank gewesen, oder schwach und dem Daseinkampf nicht gewachsen gewesen; und dann fing er an, mir den Darwinismus, die natürliche Auslese und das Überleben derjenigen ›Individuen‹ zu erklären, die der Umwelt am besten angepasst sind. Ich sagte ihm, sie hätte etwas Besseres verdient. Ich nannte sie Clare, nach meiner Mutter. Ich hielt eine private Trauerzeremonie für sie ab. Und dann verließ ich Linus.«
    »Schlimm. Dass er nicht verstehen konnte, was du in diesem Augenblick gebraucht hättest.«
    »Ja, das war wirklich schlimm.«
    Sie saßen eine Weile schweigend da. Madeleine sann über den Schmerz nach, wie es war, ein Kind zu verlieren. Sie dachte an Nell und wusste, dass Stevie an Clare dachte.
    »Und schlimm war auch, dass ich selbst nicht begriff, was ich gebraucht hätte. Ich war mir selbst fremd.«
    »Was heißt das?«
    »Emma zog mich früher oft auf – sie sagte, ich hätte ständig das Bedürfnis nach Nähe, nach Verbundenheit. Sie hatte Recht. Ich war überzeugt, dass ich einen Mann in meinem Leben brauchte, um mich gut zu fühlen. Die Erfahrungen mit Kevin und Linus belehrten mich eines Besseren. Ich hatte sie geheiratet, weil ich etwas von ihnen erwartete – brauchte –, was sie mir nicht geben konnten. Ich hatte die Ehe meiner Eltern als Maßstab genommen, sie waren mein Vorbild. Ein ideales Paar, die wirklich und wahrhaftig Seelengefährten waren, mit mir als einem Kind der Liebe … bei mir tickte die gute alte biologische Uhr, wenn du weißt, was ich meine.«
    »Oh, nur zu gut.«
    »Ich kehrte nach New York zurück – auf einem Frachter. Tilly und ich hatten eine eigene Kabine. Wir legten in Southampton ab. Als wir die Azoren erreichten …«
    »Bist du von Bord gesprungen?«
    »Nein. Ich hatte mich in den Kapitän verliebt.«
    Madeleine lachte, und Stevie fiel ein. »Sag bloß …«
    »Es war eine lange Seereise. Frachter sind keine Kreuzfahrtschiffe. Sie fahren nicht auf direktem Weg von einem Hafen zum nächsten. Sie gondeln eher von hier nach da, um die halbe Welt. Darüber vergehen Monate. Ich hatte beschlossen, eine Zeit lang auf See zu verbringen, um nachzudenken und mir über einige Dinge klar zu werden.«
    »Vielleicht warst du ein bisschen zu lange auf See?«
    »Ja. Mit zu viel Aquavit. Es war ein schwedisches Schiff, auf dem es jede Menge gegrillten Lachs, geräucherten Lachs, gepökelten Lachs und Lachsrogen gab … immer mit Aquavit bis zum Abwinken. Und jedes Mal, wenn wir aus einem Hafen ausliefen, war Champagner fällig – und wir steuerten viele Häfen an.«
    »Hast du damals dem Alkohol abgeschworen?«
    »Ja, aber nicht gleich. Ich war auf hoher See, wir steuerten die Azoren, Teneriffa, Kapstadt, Rio und Miami an, mit Unmengen von Wasser dazwischen und viel Zeit zum Nachdenken. Ich war zwei Mal geschieden, siebenunddreißig und einer Torschlusspanik nahe …«
    »Du wolltest ein Kind.«
    »Genau.«
    »Also hast du den Kapitän geheiratet.«
    »Wenigstens hat er die Trauung nicht selber vollzogen.« Stevie lachte leicht. »Die Aufgabe übernahm der erste Maat.«
    »Wie einfallsreich.«
    »Ja, gewissermaßen. Die Ehe war, zum Glück, nicht rechtsgültig. Als wir in Manhattan anlegten, wusste ich, dass ich Probleme hatte, und das nicht zu knapp. Mein Vater holte mich am Schiff ab und besorgte mir einen Anwalt, der die Annullierung durchgesetzt hätte – wenn die Ehe rechtskräftig gewesen wäre.«
    »Wie hat der Kapitän reagiert?«
    Stevie blickte zum Strand hinunter. »Er war aufgebracht. Doch in der kurzen Zeit, die ich nach unserem beidseitigen ›Ich will‹ mit ihm verbrachte, merkte ich, wie aggressiv er eigentlich immer war. Unter dem Einfluss des Aquavits hatte ich das mit einem leidenschaftlichen Temperament verwechselt. Mir ging erst ein Licht auf, als er Tilly einen Fußtritt verpasste.«
    »Er hat deine Katze getreten?«
    »Er wollte. Aber ich habe mich dazwischengeworfen, um sie zu schützen, und er hatte mich am Kinn erwischt.«
    »Mistkerl.«
    Stevie nickte seufzend. Madeleine drückte ihr mitfühlend die Hand. Sie saßen eine Weile schweigend da, und Madeleine war dankbar für ihr Leben mit Chris. Eine Seemöwe flog an der Terrasse vorbei, im Aufwind treibend, der vom Strand herüberwehte. Die Frauen sahen ihr nach, wie sie mühelos dahinglitt, ohne einen einzigen Flügelschlag. Tilly hockte drinnen, vor der Fliegengittertür, und verfolgte sie mit grimmigem Blick.
    »Das war das letzte

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