Wegweiser Nahrungsmittel-Intoleranzen
akzeptiert.
Eiweißbestandteile in verschiedenen Getreidesorten (nach Berlitz et al.).
Die Zöliakie oder einheimische Sprue ist zweifellos die bekannteste Form der Glutenunverträglichkeit. Daneben gibt es aber noch eine Gliadin-Überempfindlichkeit, ein »glutensensitives Reizdarmsyndrom« sowie Unverträglichkeitsreaktionen auf andere Getreidebestandteile.
Zöliakie (einheimische Sprue)
Bei Zöliakiekranken löst der Glutenbestandteil Gliadin in der Dünndarmschleimhaut immunologische Reaktionen aus, die zu einer chronischen Entzündung und Schädigung der Schleimhaut führen. Im Lauf der Zeit bilden sich die Darmzotten zurück, damit wird die Resorptionsfläche kleiner und es tritt ein Mangel an Verdauungsenzymen, wie zum Beispiel der Laktase, ein. Deshalb leiden Zöliakiepatienten – solange sie unbehandelt sind – fast immer auch unter Laktoseintoleranz.
Vor einigen Jahren galt die Zöliakie noch als typische Kinderkrankheit und wurde nur bei etwa einem von 1000 Einwohnern diagnostiziert. Heute wird die Diagnose Zöliakie bei etwa 5–10 von 1000 Einwohnern und häufig auch bei Erwachsenen gestellt. Die rasante Zunahme der Erkrankungszahlen ist wahrscheinlich auf die höheren Glutengehalte der neueren Weizensorten zurückzuführen.
Bei der klassischen Zöliakie sind die Dünndarmzotten stark atrophiert (abgeflacht).
Welche Beschwerden treten auf?
Auch Kopfschmerzen, Müdigkeit, Depressionen, Koordinationsstörungen und Unfruchtbarkeit können Symptome einer Zöliakie sein.
Bei der Zöliakie sind die Symptome sehr unterschiedlich. Manche Patienten weisen kaum Symptome auf bzw. haben keine Beschwerden, die sie als solche wahrnehmen (sogenannte »stille Zöliakie«). Anderseits gibt es Verlaufsformen, bei denen Kinder unter schwersten Gedeihstörungen leiden und Erwachsene alle Symptome eines Malabsorptionssyndroms haben. Die Erfahrungen mit meinen Patienten zeigen aber, dass keineswegs nur Verdauungsbeschwerden wie Reizdarmsyndrom, Bauchschmerzen, Durchfall und/oder Verstopfung auftreten, sondern auch Beschwerden, die man normalerweise nicht mit der Nahrung in Zusammenhang bringt, zum Beispiel Müdigkeit und Konzentrationsstörungen nach dem Essen, Depressionen,Bewegungsstörungen, Unfruchtbarkeit und Infektanfälligkeit. Die Symptome, die bei einer Zöliakie vorkommen können, sind in der foglender Tabelle zusammengefasst.
Zöliakie: Symptome und Folgekrankheiten.
Zöliakie bei Kindern
Bei Kindern äußert sich die Zöliakie vor allem durch Gedeihstörungen, das heißt mangelnde Gewichts- und Größenzunahme.
Symptome bei Zöliakie des Erwachsenen
Blähungen
Durchfall (aber auch Verstopfung)
fettige und schmierige Stühle
Bauchschmerzen
Blutarmut (Anämie)
Aphthen (im Mund und im gesamten Verdauungstrakt)
Gewichtsverlust (aber auch Übergewicht)
Müdigkeit, Leistungsabfall
Kopfschmerzen
neurospychiatrische Symptome (Depressionen, Gereiztheit, Konzentrationsstörungen, Ataxie etc.)
Krankheiten, die bei Zöliakie gehäuft vorkommen
Fruchtbarkeitsstörungen, Fehlgeburt
IgA-Mangel
Osteoporose
Kardiomyopathie (Herzmuskelerkrankung)
Diabetes mellitus Typ 1 (IDDM)
Sjögren-Syndrom (eine Autoimmunerkrankung)
Schilddrüsenerkrankungen (Autoimmunthyreoiditis)
neurospychiatrische Erkrankungen (Depressionen, Schizophrenie)
Folgekrankheiten bei Zöliakie
kollagene Colitis
intestinale Lymphome
Krebserkrankungen (Darm, Speiseröhre etc.)
Wie wird die Diagnose »Zöliakie« gestellt?
Viele Ärzte kennen Zöliakie nur als Erkrankung von Kindern.
Durchschnittlich dauert es zehn Jahre, bis bei einem Erwachsenen die Diagnose »Zöliakie« gestellt wird. Die meisten Ärzte kennen zwar das Krankheitsbild, halten es aber immer noch für eine ausschließlich bei Kindern vorkommende Erkrankung. Das dürfte der Grund sein, warum es vom ersten Symptom bis zur endgültigen Diagnosestellung so lange dauert. Bei Kindern wird die Diagnose »Zöliakie« in der Regel sehr viel rascher gestellt. Das ist einerseits darauf zurückzuführen, dass bei Kindern mit Gedeihstörungen oder chronischem Durchfall die Abklärung einer Zölakie zur Routinediagnostik gehört. Außerdem ist die Zöliakie als typische »Kinderkrankheit« den Kinderärzten sehr gut bekannt.
Antikörperbestimmung
Die Diagnose einer Zöliakie kann einerseits durch Antikörperbestimmung (Ak-Bestimmung) im Blut, andererseits durch die Entnahme von Gewebsproben aus dem Dünndarm erfolgen. Idealerweise werden beide Untersuchungen durchgeführt. Dabei ist es wichtig zu
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