Wegweiser Nahrungsmittel-Intoleranzen
wissen, dass eine vorangegangene glutenfreie Diät die Diagnose verschleiern, ja sogar unmöglich machen kann. Wenn Sie also den Verdacht hegen, an einer Zöliakie zu leiden, sollten Sie unbedingt gleich zum Arzt gehen und ihn zumindest bitten, die entsprechenden Antikörperuntersuchungen vornehmen zu lassen, am besten aber auch gleich eine Gastroduodenoskopie (Darmspiegelung) anzuschließen.
Bei Zöliakie-Verdacht sollten folgende Antikörper-Bestimmungen durchgeführt werden:
Transglutaminase-Antikörper (TTG)
Endomysiale Antikörper (EMA)
Retikulin-Antikörper (RETAK)
eventuell: Gliadin-IgA-Antikörper (GLIADA)
eventuell: Gliadin-IgG-Antikörper (GLIADG)
Von diesen Untersuchungen haben die Transglutaminase-Antikörper und die endomysialen Antikörper die höchste Aussagekraft für die Diagnose der Zöliakie. Gliadin-Antikörper haben nur dann eine hohe Aussagekraft, wenn sie vom IgA-Typ sind. Leider sind Patienten mit Zöliakie oft auch nicht in der Lage, genügend IgA-Antikörper zu bilden. Das kann manchmal der Grund für Fehldiagnosen oder »übersehene« Formen einer Zöliakie sein. Aus diesem Grund sollten gleichzeitig mit den Antikörper-Bestimmungen immer auch IgA-Immunglobuline bestimmt werden. Denn wenn ein IgA-Mangel nachgewiesen wird, ist ein negativer Antikörpertiter (Gliadin-, Retikulin-, Transglutaminase- und endomysiale Antikörper) nicht aussagekräftig!
GLIADA- und GLIADG-Antikörper werden in manchen Zentren nicht mehr bestimmt, da die neueren Antikörper-Bestimmungen (TTG und EMA) eine viel höhere Aussagekraft haben.
Darmspiegelung
Die Darmspiegelung mit Entnahme von Gewebsproben aus dem Dünndarm ist nach wie vor der »Goldstandard« bei der Diagnose einer Zöliakie. Oft ist es notwendig, den endoskopierenden Arzt zu bitten, auch dann mindestens vier Biopsien aus dem Dünndarm zu entnehmen, wenn die Dünndarmschleimhaut auf den ersten Blick »schön« aussieht. In diesem Fall sind die endoskopierenden Ärzte nämlich wenig geneigt, Gewebsproben zu entnehmen, und schon gar nicht gleich vier auf einmal. Der endoskopierende Arzt muss außerdem beim Einschicken der Gewebsproben explizit die Auszählung der »intraepithelialen Lymphozyten (IEL)« verlangen, da der untersuchende Pathologe erfahrungsgemäß nur dann die mühsame Auszählung auf sich nimmt, wenn die Anzahl der IEL eindeutig erhöht ist. Damit fallen »grenzwertige« Befunde aber unter den Tisch.
Bitte beachten Sie: All die oben genannten Untersuchungen sollten nach einer mindestens vierwöchigen Glutenbelastung erfolgen, also nicht direkt nach einem Selbsttest mit Glutenverzicht,da subtile Zöliakieformen sonst nicht mit ausreichender Sicherheit erfasst werden können.
ZUSATZINFO
Die stumme und die latente Zöliakie
Neben der klassischen Form der Zöliakie (= Vollbild der Erkrankung) gibt es noch zwei weitere Formen, die vor allem im Erwachsenenalter häufig sind.
Bei der stummen Zöliakie findet der Arzt Veränderungen der Dünndarmschleimhaut und zöliakiespezifische Antikörper im Serum. Die Patienten berichten jedoch über (fast) keine Verdauungsbeschwerden, sodass diese Form der Zöliakie meistens sehr spät diagnostiziert wird.
Die latente Zöliakie äußert sich mit Symptomen, wie sie in der Übersicht auf → S. 126 angeführt sind. Meist stehen Verdauungsbeschwerden im Vordergrund. Die Untersuchung der Gewebsproben ergibt bei dieser Form der Zöliakie nur eine unvollständige Zerstörung (inkomplette Atrophie) der Darmzotten, und oft werden keine eindeutig positiven Antikörper gefunden. Nach glutenfreier Diät kommt es aber zu einer Rückbildung der Darmzottenatrophie.
Gerade bei dieser Form der Zöliakie sowie bei Zöliakievorstufen ist die Auszählung der sogenannten intraepithelialen Lymphozyten (= IEL) von besonderer Bedeutung. Eine Nachbefundung ist auch bei Gewebsproben möglich, die schon vor langer Zeit entnommen wurden.
Unter Glutenbelastung versteht man eine glutenhaltige Kost, bei der täglich ca. 15 Gramm Gluten gegessen werden. Das entspricht der Summe des Glutengehalts von zwei Semmeln, zwei dicken Scheiben Brot und 200 Gramm gekochten Teigwaren. Es kommt nämlich oft vor, dass Menschen mit einer latenten Zöliakie unbewusst glutenhaltige Nahrungsmittel vermeiden, weil sie bemerken, dass ihnen diese Nahrungsmittel nicht guttun. Bei dieser Vorgehensweise kommt es zur teilweisen Ausheilung und der Arzt kann die Diagnose »Zöliakie« nicht mehr mit ausreichender Sicherheit stellen. Unter dem Motto
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