Wegweiser Nahrungsmittel-Intoleranzen
führen.
Sorbit ist ein beliebter Zuckeraustauschstoff in »Reformwaren«, doch etwa 80 Prozent der Normalbevölkerung und auch etwa 80 Prozent der Zöliaken vertragen ihn nicht.
Leider verwenden die Hersteller von glutenfreien Produkten sehr häufig Eiweißersatz aus Erbsen, Milch, Soja etc. Diese Produkte können bei Zöliakiepatienten durch ihren Lektingehalt oder aber durch Kreuzreaktionen bei Allergien die Ausheilung der Darmschleimhaut verhindern und damit zu einer sogenannten »therapierefraktären« Zöliakie führen.
Zöliakiepatienten vertragen oft auch Laktose, Sorbit und Lektine nicht.
4. Darmentzündung
Schließlich findet man als Komplikation der Zöliakie noch chronische Dickdarmentzündungen (»mikroskopische« oder»kollagene« Kolitis), die nur mittels Koloskopie und Entnahme einer Gewebsprobe diagnostiziert werden kann. Diese Krankheiten bedürfen zusätzlich zur Diät auch noch einer medikamentösen Therapie.
Kommt es also nach 3–6 Monaten zu keiner eindeutigen klinischen Besserung, Normalisierung des Stuhls und der Zottenarchitektur (die endoskopisch nachzuweisen ist), dann sollte unbedingt eine weitere Abklärung auf zusätzliche Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder andere Darmerkrankungen erfolgen.
Glutensensitives Reizdarmsyndrom
Neben dem bekannten und allgemein akzeptierten Krankheitsbild der Zöliakie gibt es einen ungleich höheren Bevölkerungsanteil mit Beschwerden verschiedenster Art (meistens lautet die Diagnose »Reizdarm«, und daran sollen in einigen RegionenEuropas bis zu 25 Prozent der Bevölkerung leiden), die nach einer Reduktion von Gluten in ihrer Ernährung eine dramatische Besserung ihrer Beschwerden erreichen. Der Zusammenhang zwischen Glutenreduktion und Verbesserung des Gesundheitszustands ist so offenkundig, dass ich für diese Patientengruppe die Diagnose »glutensensitives Reizdarmsyndrom ohne Vorliegen einer Zöliakie« geprägt habe, auch wenn der genaue Wirkmechanismus noch im Dunkeln liegt.
ZUSATZINFO
Gluten als Histaminliberator
Wenig bekannt ist, dass Gluten sowohl bei Patienten mit Histaminintoleranz als auch bei Reizdarmpatienten zu Beschwerden führen kann. Der Grund ist, dass Gluten in Abbauprodukte zerlegt wird, die bestimmte körpereigene Zellen (Mastzellen) dazu veranlassen, rasch und in großen Mengen Histamin freizusetzen. Diese Histaminfreisetzung führt dann zu allergieähnlichen Symptomen, selbst wenn gar keine allergische Reaktion stattgefunden hat.
Patienten mit Reizdarmsyndrom haben offenbar mehr Mastzellen in der Darmwand als andere Menschen. Deshalb genügen bereits kleine Mengen eines Auslösers (wie zum Beispiel Gluten- Abbauprodukte), um starke Wirkungen hervorzurufen. Eine weitere Krankheit, bei der Mastzellen in erhöhter Zahl vorliegen, ist die sogenannte systemische Mastozytose; auch hier lösen geringe Mengen von mastzelldegranulierenden Nahrungsmittelbestandteilen erhebliche Beschwerden aus. Bei all diesen Patienten kann Gluten zu einer Verschlechterung der Symptome führen, ohne dass die Betroffenen eine Ahnung haben, woher die Beschwerden rühren.
Welche Beschwerden treten auf?
Das »glutensensitive Reizdarmsyndrom« stellt kein allgemein anerkanntes Krankheitsbild dar; bei ihm beschränken sich die Symptome auf Reizdarmsymptomatik (Durchfall, evtl. abwechselnd mit Verstopfung, Schmerzen, Blähungen etc.). Die Beschwerden treten vor allem nach dem Verzehr von Brot auf, wobei Teigwaren interessanterweise oft besser vertragen werden. Wie gesagt, beziehen sich diese Symptome lediglich auf eigene Beobachtungen, kontrollierte Studien dazu gibt es noch keine.
Ein Auslassversuch kann Klarheit schaffen
Wenn Sie also unter einem oder mehreren der genannten Symptome leiden, kann es sich lohnen, einen Auslassversuch zu machen und alle Speisen, die aus glutenhaltigen Getreidearten hergestellt wurden, für einige Zeit (zum Beispiel zwei Wochen) wegzulassen. Mangelerscheinungen sind nicht zu befürchten, andererseits werden Sie womöglich überrascht sein, wie sich Ihre Lebensqualität verändert.
Diagnose des glutensensitiven Reizdarmsyndroms
Die Diagnose »glutensensitives Reizdarmsyndrom« existiert in der Schulmedizin eigentlich nicht, erkennbar daran, dass diese Diagnose weder im ICD-10 Code (= Internationales Diagnoseverzeichnis) noch in anderen Diagnoseschlüsseln vorkommt.
Aus schulmedizinischer Sicht ist die Diagnose »glutensensitives Reizdarmsyndrom« inkorrekt. Es gibt aber Hinweise, dass Patienten mit
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