Wegweiser Nahrungsmittel-Intoleranzen
Reizdarmbeschwerden, bei denen eine Zöliakie mit Sicherheit ausgeschlossen worden ist, unter Glutenentzug eine deutliche Besserung ihrer klinischen Symptomatik zeigen. Nachdem es für dieses Krankheitsbild keine diagnostischen Hilfsmittel gibt, kann man die Diagnose nur klinisch, zum Beispiel mithilfe eines einfachen Selbsttests (Gluten-Entlastungstest) stellen. Es ist zu beachten, dass auch dieser Test nicht der anerkannten schulmedizinischen Versorgung entspricht.
Mit dem »Gluten-Entlastungstest« können Sie selbst ermitteln, ob Ihre Beschwerden vom Gluten in der Nahrung hervorgerufen werden oder nicht. Dabei dokumentieren und bewerten Sie die Symptome, die möglicherweise auf das Gluten in der Nahrung zurückgehen, während eines zwei- bis vierwöchigen Zeitraums – einmal mit Gluten (»Belastung«) und einmal unter Glutenentzug. Achten Sie darauf, dass die Bedingungen in beiden Zeiträumen in etwa vergleichbar sind. Das heißt, es sollte nicht eine Testphase in Stresszeiten und die andere in eine Erholungszeit (zum Beispiel Urlaub) fallen. Beginnen Sie während dieser Zeit auch nicht mit der Einnahme neuer Medikamente; sonst lässt sich nicht mehr beurteilen, ob eine Verbesserung der Symptome auf die Einführung des Medikaments oder auf die Diät zurückzuführen ist. Der Selbsttest ist in Kapitel 2 beschrieben.
Bitte beachten: Durch einen solchen Auslassversuch kann die Diagnose einer Zöliakie durch den Arzt unmöglich gemacht werden. Deshalb sollte ein solcher Selbstversuch immer erst nach einer entsprechenden ärztlichen Abklärung erfolgen (zum Beispiel wenn der Arzt keine Ursache für die vorliegenden Beschwerden gefunden hat).
Behandlung des glutensensitiven Reizdarmsyndroms
Wichtig
Die nebenstehenden Ratschläge gelten nicht für Patienten mit echter Zöliakie!
Beim »glutensensitiven Reizdarmsyndrom« hängen die Beschwerden von der Menge des zugeführten Glutens ab. Meist reicht es daher aus, die Glutenzufuhr deutlich zu reduzieren, das heißt eine glutenarme Ernährung anzustreben. Bei der traditionellen Brotherstellung mit Natursauerteig wird Gluten in hohem Ausmaß abgebaut, sodass Brot, welches auf diese Art hergestellt wurde (zum Beispiel Roggenbrot), besser verträglich sein kann. Es ist jedoch zu beachten, dass bei Sauerteig große Qualitätsunterschiede bestehen und in der großindustriellen Brotherstellung meist Sauerteigersatz (»Kunstsauer«) verwendet wird. Teigwaren werden in der Regel von dieser Patientengruppe besser toleriert als Brot, sollten aber auch nicht in größeren Mengen gegessen werden. Hier zahlt es sich aus, ein bisschen zu experimentieren, wie viel Gluten noch vertragen wird.
Unverträglichkeitsreaktionen auf andere Getreide-Inhaltsstoffe als Gluten
Die Schale des Getreidekorns enthält verschiedene Substanzen, die Unverträglichkeitsreaktionen hervorrufen können.
In der Literatur gibt es immer wieder Berichte, dass außer Gluten auch andere natürliche Inhaltsstoffe im Getreide zu Beschwerden führen können. In welchem Ausmaß die einzelnen Substanzen tatsächlich von klinischer Relevanz sind, kann mit dem derzeitigen Wissensstand nicht sicher beurteilt werden und scheint auch großen individuellen Schwankungen zu unterliegen. Aufgrund der fehlenden Studien sind die von Getreideinhaltsstoffen ausgelösten Unverträglichkeitsreaktionen auch unter Medizinern sehr umstritten.
Einige dieser Getreideinhaltsstoffe werden beim Kochen oder Backen zerstört, andere jedoch sind hitzestabil und bleiben selbst im gekochten oder gebackenen Produkt wirksam. Vieledieser Substanzen finden sich in der Schale des Getreidekorns, sodass Weißmehlprodukte häufig besser verträglich sind als Vollkornprodukte.
Unverträglichkeit von Weizenkeimlektin (WGA)
Lektine sind Eiweißstoffe, die u. a. in Getreide und Hülsenfrüchten (Erbsen, Bohnen, Linsen, Soja) vorkommen. Aufgrund ihrer Wirkungen auf die Darmschleimhaut können sie verschiedene Störungen mit sehr unterschiedlichen Symptomen verursachen. Allgemein kann man sagen, wenn Reizdarmbeschwerden (Bauchschmerzen, Durchfall, Blähungen, Stuhlunregelmäßigkeitenetc.) nicht in den Griff zu bekommen sind und alle diagnostischen Maßnahmen, die oben beschrieben wurden, zu keiner zufriedenstellenden Diagnose geführt haben, sollte auch an die Möglichkeit einer Lektinunverträglichkeit gedacht werden.
ZUSATZINFO
Was ist das Besondere an Lektinen?
Lektine gehören zu den Glykoproteinen, die man sich als »klebrige« Eiweiße
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