Wegweiser Nahrungsmittel-Intoleranzen
auftreten, die von Ärzten deshalb nur schwer oder überhaupt nicht diagnostiziert werden können.
Mit dem zusätzlichen Einsatz von Gentechnik in der Nahrungsmittelherstellung bzw. in der Fütterung von Tieren, die uns als Nahrungsmittel dienen, wird diese Entwicklung weitergetrieben und es ist wahrscheinlich noch mit einer weiteren Zunahme solcher Erkrankungen zu rechnen.
Wenn Sie an Symptomen leiden, die auf eine Nahrungsmittelunverträglichkeit deuten, sollten Sie als Erstes alle Nahrungsmittelvermeiden, die angeblich besonders »gesund« oder besonders wirksam sind! Das gilt für Vitamine, Spurenelemente, sekundäre Pflanzenstoffe, Pro- und Präbiotika oder sonstige »Anreicherungen« in Lebensmitteln gleichermaßen. Aber auch für Ballaststoffe.
Ballaststoffe – schlechter als ihr Ruf?
Nicht resorbierte Nahrungsmittel bezeichnet man als Ballaststoffe. Hat man früher die Rolle von Ballaststoffen unterschätzt, trifft heute das Gegenteil zu: kaum eine Empfehlung zur »gesunden« Ernährung, die nicht den Verzehr erheblicher Ballaststoffmengen anrät. Was mit Nahrungsbestandteilen geschieht, die im Darm nicht resorbiert werden, wurde bereits geschildert (siehe → S. 16 ). Kurz gesagt: Die Darmbakterien nutzen sie als Nährstoffe, vermehren sich stark, produzieren Gase und andere Substanzen, die unter Umständen schädlich sind, und können so die unterschiedlichsten Beschwerden hervorrufen.
Die bunte Schar der Ballaststoffe
Als »Ballaststoffe« werden sehr unterschiedliche chemische Substanzen bezeichnet. Es gibt keine einheitliche Definition.
Im allgemeinen Sprachgebrauch werden die verschiedenen Arten von Ballaststoffen kaum unterschieden. Ob Holz, Vollkorn, künstlich hergestelltes Inulin – ein Mehrfachzucker aus Fruktose –, Oligosaccharide wie Stachyose und Verbascose oder pflanzliche Gummis, all diese Substanzen tragen die Bezeichnung »Ballaststoff«. Den meisten Konsumenten ist nicht klar, dass manche von ihnen schon im Dünndarm zu Bakterienwachstum führen (oder eine bereits bestehende Fehlbesiedelung weiter verschlechtern, siehe → S. 79 ) können und daher besonders unangenehme Blähungen verursachen, während andere wie Holz oder Lignane – pflanzliche Stoffwechselprodukte des Holzes – weitgehend unverändert mit dem Stuhl ausgeschieden werden.
Verdickungs- und Geliermittel zählen ebenfalls zu den Ballaststoffen; sie werden in der modernen Lebensmittelverarbeitung besonders gerne verwendet, da sie zu einer angenehmen Konsistenz des Nahrungsmittels führen. So weiß beispielsweise kaum jemand, dass Cremeeis oder Streichkäse oft den Ballaststoff Carrageen (E 407) enthält, der zu den Pflanzengummis gehört. Vor allem in Kombination mit Zucker (was bei Speiseeis so gut wie immer der Fall ist) kann diese Substanz (oder ähnliche Ballaststoffe, die ebenfalls im Speiseeis oft verwendet werden) zu Blähungen und Bauchschmerzen führen.
Einige häufig in der Lebensmittelproduktion verwendete Ballaststoffe sind:
Lignin
Zellulose, Hemizellulose (E 460–E 466)
ß-Glukan
Johannisbrotmehl, Carubin (E 410)
Pektine (E 440a)
Pflanzengummi (E 413–E 414)
Pflanzenschleime (E 412)
resistente Stärke (E 1404, E 1410–E 1414, E 1420–E 1450)
Algenpolysaccharide (E 406–E 407)
Polyfruktose, Inulin, FOS (Fructooligosaccharide)
Dieses sprachliche Defizit und der gute Ruf der Ballaststoffe in der Ernährungswissenschaft haben dazu geführt, dass ballaststoffhaltige Nahrungsmittel heute generell als »gesund« angesehen werden. Und da sich »gesunde« Nahrungsmittel besser verkaufen lassen, sind mittlerweile viele Nahrungsmittel künstlich mit Ballaststoffen angereichert. So setzen manche Hersteller bereits der Babynahrung Ballaststoffe zu, meist unter der Bezeichnung »Präbiotikum«. Wenn das Kind dann unter schmerzhaften Blähungen und Durchfällen leidet und die Eltern nach einer Alternative suchen, bieten die gleichen Hersteller – meist unter der Bezeichnung »Heilnahrung« – wiederum ballaststoffarme Produkte an.
Ballaststoffe sind für jeden anders
Wichtig
Ballaststoffe können nicht generell als »gesund« eingestuft werden, da es große individuelle Unterschiede bei der Verwertung im Darm gibt.
Die meisten Ernährungsempfehlungen lassen außer Acht, dass jeder Darm für unterschiedliche Substanzen unterschiedliche Resorptionsleistungen hat. So können zwischen 5 und 75 Prozent der europäischen Bevölkerung (die starke Schwankungsbreite ergibt sich aus den unterschiedlichen
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