Wegweiser Nahrungsmittel-Intoleranzen
ethnischen Zugehörigkeiten) aus dem Darm keinen Milchzucker aufnehmen; für diese Menschen stellen die meisten Milchprodukte eine Ballaststoffquelle dar. Rund ein Drittel der europäischen Bevölkerung kann Fruchtzucker nicht oder nur sehr schlecht resorbieren; für diese Menschen sind Obst und Fruchtsäfte Ballaststoffe.
Zuckeraustauschstoffe und Süßstoffe
Sorbit kann von nahezu 80 Prozent der westlichen Bevölkerung nicht verwertet werden und stellt für diesen Personenkreis einen Ballaststoff dar. Sorbit ist ein Zuckeralkohol und gehört zu den Zuckeraustauschstoffen, die in letzter Zeit sehr gerne anstellevon Zucker in Bonbons, Kaugummis, Marmeladen, Müsli- und Diät- oder Diabetikerpodukten eingesetzt werden. Da er nicht als Zucker deklariert werden muss, steht auf diesen Produkten oft »zuckerfrei« oder »für Diabetiker geeignet«.
Auch die meisten anderen Zuckeraustauschstoffe können von vielen Menschen nicht oder nur schlecht resorbiert werden und haben damit »Ballaststoff-Charakter«; das heißt ihr Konsum kann zu Blähungen und Durchfall führen. Das gilt jedoch nicht für Süßstoffe.
Zuckerersatzstoffe (Auswahl)
Zuckeraustauschstoffe (mit Ballaststoffwirkung)
Süßstoffe (keine Ballaststoffwirkung)
Sorbit (E 420)
Mannit (E 421)
Isomalt (E 953)
Xylit (E 967)
Maltit, Maltitsirup (E 965i, ii)
Lactit (E 966)
Acesulfam (E 950)
Aspartam (E 951)
Cyclohexylsulfamin säure/Cyclamat) (E 952)
Saccharin (E 954)
Thaumatin (E 957)
Neohesperidin (E 959)
Natürlich kann ein Mensch auch »Resorptionsstörungen« für mehrere Nahrungsmittel aufweisen. Das Endergebnis ist immer dasselbe: Eine erhöhte Ballaststoffzufuhr über längere Zeit führt zur Verstärkung von Ungleichgewichten in der Darmflora und schließlich zu Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfall (oder auch Verstopfung!) und Fettstühlen. Alles Symptome, die von Ärzten als »Reizdarmsyndrom« beschrieben und von vielen Medizinern dem psychosomatischen Formenkreis zugeordnet werden. In manchen Ländern sollen bis zu 25 Prozent der Bevölkerung an dieser »psychosomatischen« Krankheit leiden.
Wichtige Fakten zu Ballaststoffen
Ballaststoffe sind vom Körper nicht resorbierte Substanzen, die von den Darmbakterien verstoffwechselt werden können. Manche der Endprodukte verursachen erhebliche Beschwerden.
Bei vielen Menschen wirken »normale« Nahrungsmittelbestandteile wie Fruktose, Laktose, Sorbit etc. als Ballaststoffe.
Durch die Anreicherung zahlloser Lebensmittel mit Ballaststoffen nehmen viele Menschen immer mehr davon zu sich.
Überernährung (Overfeeding) führt automatisch zu einer erhöhten Belastung mit Ballaststoffen.
Ballaststoffe wie Inulin werden oft als »Fettersatz« in »fettarmen Produkten« verwendet.
Es gibt keine Ballaststoffe, die das Wachstum ausschließlich einer Bakterienart fördern (wie dies in der Werbung für manche präbiotische Produkte behauptet wird).
Chronisch vermehrte Zufuhr von leicht fermentierbaren Ballaststoffen führt über das vermehrte Wachstum von Bakterien zu vermehrter Immunstimulation und damit zu Insulinrezeptorresistenz und Übergewicht.
Moderne, synthetisch hergestellte Ballaststoffe/sind oft geschmacks- und geruchsneutral und können dadurch Joghurts u. a. Nahrungsmitteln zugesetzt werden, ohne dass man dies bemerkt.
Moderne Zubereitungsmethoden (Großküchen, »Cook-and-Chill-Verfahren«, Warmhalten von Speisen etc.) können normale Nahrungsmittelbestandteile in einen Ballaststoff (resistente Stärke) umwandeln.
ZUSATZINFO
Großküchen-Ballast
In industriell vorgefertigter Nahrung und bei der Verarbeitung von Lebensmitteln in Großküchen (mit langem Warmhalten der Speisen oder wiederholten Kühl- und Auftauprozessen) entstehen Vernetzungen von Stärkemolekülen, die sogenannte resistente Stärke, die ebenfalls vom Menschen nicht oder nur schlecht aufgespalten werden kann und somit zu einem Ballaststoff wird.
Welche Unverträglichkeiten gibt es?
Im Zusammenhang mit unangenehmen Körperreaktionen Inach dem Genuss bestimmter Nahrungsmittel wird oft der Begriff »Allergie« verwendet. Echte Nahrungsmittelallergien sind aber sehr selten (etwa zwei Prozent der Bevölkerung), Nahrungsmittelintoleranzen dagegen sehr häufig (50–80 Prozent der Bevölkerung). Diese Häufigkeit wirft eher die Frage auf, ob es sich dabei wirklich um eine Krankheit handelt oder nur um eine »Normvariante«, die mit Beschwerden einhergeht.
Nahrungsmittelunverträglichkeiten (im weiteren Sinn) werden eingeteilt
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