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Wehe Dem, Der Boeses Tut

Wehe Dem, Der Boeses Tut

Titel: Wehe Dem, Der Boeses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
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gefährlich anziehend gefunden, wenn in ihren Adern tatsächlich das gleiche Blut geflossen wäre. Als hätte er ihre Gedanken gelesen, blickte er sie an, und da sah sie es, dieses leise Aufflackern von Leidenschaft, das er vergebens zu verbergen suchte.
    Ihr schnürte sich die Kehle zu; die Zeit schien still zu stehen.
    Es war ihr, als seien sie und Zach die einzigen Menschen auf der Welt. Ein Mann, eine Frau. Nervös fuhr sie sich mit der Zunge über die Lippen, bemerkte, dass sein Blick dieser Bewegung folgte. Er schluckte krampfhaft.
    »Miss Nash?« Der Hotelangestellte an der Rezeption riss sie aus ihren Grübeleien.
    »Ach ja«, sagte sie, froh über die Ablenkung. Sie räusperte sich, hoffte, man möge ihr nicht ansehen, woran sie gerade gedacht hatte, und fragte: »Hat jemand etwas für mich hinterlassen?«
    »Regnet es in Oregon?«, fragte der Angestellte scherzhaft zurück und reichte ihr einen Stapel Notizzettel, so dick, dass sie ihn kaum mit einer Hand greifen konnte. Rasch überflog sie die einzelnen Botschaften. Einige stammten von Reportern, andere konnte sie überhaupt nicht zuordnen. Wahrscheinlich hatten Neugierige sie hinterlegt, begeistert über die Sensation, dass jemand es wagte, sich als London Danvers auszugeben.
    Während sie zum Lift gingen, warf Zach noch einen Blick über die Schulter und berührte sie dann am Arm. »Es stört dich doch nicht, wenn ich dich hinauf in dein Zimmer begleite und nachsehe, ob dein Freund noch irgendwelche Geschenke für dich hinterlegt hat?«
    Adrias Herz setzte einen Schlag aus. Sie zögerte und nagte an ihrer Unterlippe. Das ist Blödsinn, ausgemachter Blödsinn, Adria. Du bist doch sonst ein kluges Köpfchen – warum willst du jetzt alles verderben? Denk nach, um Gottes willen! Wenn du mit Zachary allein im Zimmer bist, beschwörst du Ärger herauf, nein, dann bettelst du geradezu um Schwierigkeiten, die dir über dem Kopf zusammenschlagen werden! Mit einem Schulterzucken drückte sie die Taste des Lifts und antwortete: »Wie du meinst.« O Gott, hatte sie das wirklich gesagt?
    In der Liftkabine wurde die Atmosphäre unerträglich angespannt. Zachary lehnte sich gegen die Seitenwand und machte keinerlei Anstalten, den Abstand zwischen sich und Adria zu verringern, aber dennoch atmeten beide auf, als sie die Etage erreicht hatten und sich die Türen öffneten.
    Ohne einen Blick zu Zach trat Adria hinaus in den langen Flur. Er war menschenleer und still. Beinahe zu still.
    Lass nicht zu, dass deine Fantasie mit dir durchgeht.
    Sie kämpfte gegen das Gefühl an, dass etwas nicht stimmte, zögerte jedoch sekundenlang, ehe sie nach dem Türknauf griff. So albern es auch war, sie hatte dennoch das unheimliche Gefühl, dass jemand oder etwas kürzlich in böser Absicht hier gewesen sei, und ein Schauer unheilvoller Vorahnung lief ihr über den Rücken.
    Das war doch lächerlich. Sie hatte einen harten Tag hinter sich und der Schreck über die erhaltenen Drohungen steckte ihr noch in den Knochen.
    »Stimmt etwas nicht?«, fragte Zach so dicht hinter ihr, dass sie seinen Atem in ihrem Nacken spürte.
    Mach dich nicht lächerlich.
    »Nein, nein, alles in Ordnung.«
    Er zog eine Augenbraue hoch. »Soll ich vorangehen?«
    Das gab den Ausschlag. »Nein, Zach, ich glaube, das schaffe ich selbst«, sagte sie in spöttischem Tonfall. »Hör auf mit diesen Bodyguard-Allüren, ja?« Sie brachte ein schmales Lächeln zustande, steckte endlich den Schlüssel ins Schloss und stieß mit der Schulter die Tür auf.
    Adria trat einen Schritt ins Zimmer.
    Es war eiskalt in dem Raum; die Klimaanlage rumpelte.
    Adrias Blick blieb an dem mannshohen Spiegel neben dem Schrank hängen. Das Blut gerann ihr in den Adern. »Oh Gott«, hauchte sie und unterdrückte einen Schrei.
    »Was ist?«, wollte Zach wissen und ging an ihr vorbei, nur um bei dem Anblick, der sich ihm bot, wie vom Donner gerührt stehen zu bleiben. »Herr im Himmel!«
    Der Spiegel war gesplittert und blutverschmiert, als hätte jemand mit der bloßen Faust hineingeschlagen. Auf das geborstene Glas war ein großes, verstümmeltes Foto von Adria geklebt. Ihr Kopf war vom Körper abgetrennt; der blutige Riss im Spiegel zog sich quer über ihren Hals. Ihre Augen waren ausgeschnitten und mit Blut gerändert, der Spiegel voller roter Schlieren, sodass Adria, wenn sie das Bild betrachtete, ihre eigenen Augen wie durch einen blutigen Schleier sah.
    Sie begann zu zittern. »Welches Ungeheuer tut so etwas?«
    Zach legte den Arm

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