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Wehe Dem, Der Boeses Tut

Wehe Dem, Der Boeses Tut

Titel: Wehe Dem, Der Boeses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
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hilflosem Zorn die Fäuste. Sie würde nicht bleiben und zusehen, wie er sie mit dieser Frau demütigte – mit dieser Betrügerin, die behauptete, sie sei London.
    Bei dem Gedanken an ihre Halbschwester fühlte Trisha Übelkeit in sich aufsteigen. Es wäre unerträglich, Mario ausgerechnet an eine Frau zu verlieren, die vorgab, London zu sein. London, der es gelungen war, die ungeteilte Aufmerksamkeit ihres Vaters auf sich zu ziehen. London, von Geburt an eine Schönheit. London, die Prinzessin, der Schatz der Familie Danvers.
    Angewidert wandte sich Trisha ab und ging zurück zu ihrem Wagen. Ungewollt kamen ihr die Tränen, und sie schwor sich im Stillen, dass Mario teuer, sehr teuer für diesen Schlag in ihr Gesicht bezahlen würde. Sie warf ihre Zigarette fort, rannte zu ihrem Wagen und versuchte, das Bild von Mario, wie er mit der Hochstaplerin trank und lachte und scherzte, aus ihrem Bewusstsein zu tilgen.
    Zweifellos würde er versuchen, Adria zu verführen. Mario hielt sich selbst für einen großartigen Liebhaber, und Trisha konnte nicht abstreiten, dass er gut im Bett war. Leider hatte er einen unersättlichen Appetit. Er war ihr nie treu gewesen, nicht einmal als Trisha schwanger war. Sie erinnerte sich an jenen Abend, als sei es gestern gewesen.
    Nachdem sie sich in einem Motel in der Nähe des Flughafens geliebt hatten, hatte sie endlich den Mut gefunden, ihm von dem Kind zu erzählen.
    Sein Körper glänzte noch von Schweiß und sie streckte sich neben ihm aus und zeichnete mit den Fingern die Muskelstränge an seinen Armen nach.
    »Ich habe ein Geheimnis«, sagte sie, als er nach einem Päckchen Winston griff.
    »Ach ja?« Er zündete sich eine Zigarette an, dann fragte er mit einem Lächeln: »Was ist es denn?«
    »Etwas ganz Besonderes.«
    »So?«
    »Du wirst Vater.«
    Schweigen. Totenstille.
    »Im September«, sprudelte sie heraus, während er die Augenbrauen zusammenzog und den Rauch durch die Nase ausblies. Dann lächelte er, dieses gewinnende, dreiste Lächeln, und sie wusste, dass alles gut werden würde.
    »Vater. Ich? Ja, großartig.« Er lachte, gab ihr einen Klaps auf das nackte Hinterteil und fügte hinzu: »Guter Witz, Trisha. Beinahe hätte ich wirklich geglaubt, dass du schwanger bist.«
    Ihr Rücken versteifte sich, sie spürte heiße Tränen in den Augen. Sie hatte sich vorgestellt, dass er sie strahlend im Kreis herumwirbeln und ihr versprechen würde, sie zu heiraten, wenn sie ihm von dem Baby erzählte. Sie war dumm genug gewesen zu glauben, dass ihre Liebe – und dieses Baby, dieses unschuldige kleine Baby – der grausigen Fehde zwischen ihren Familien ein Ende setzen würden. Dass die Liebe über den Hass siegen könne.
    »Du machst doch Witze, oder?«, fragte er, als er die Tränen in ihren Augenwinkeln sah.
    »Ich bekomme ein Kind, Mario«, sagte sie wütend, stieg aus dem Bett und zog sich ihren Pullover über den Kopf. »Von dir.«
    Er starrte sie sekundenlang an, die Zigarette, deren Aschenspitze immer länger wurde, unbeachtet zwischen den Lippen. »Nein …«
    »Doch! Ob es dir gefällt oder nicht, wir werden Eltern!«
    »O Gott, Trisha, wie konntest du nur!«, flüsterte er und wurde leichenblass unter der sonnenbraunen Haut. Er rieb sich die Stirn, als wollte er das gesamte Gespräch ausradieren.
    »Wie konnte ich ? Wir waren beide beteiligt.«
    »Aber bist du dir auch sicher?«
    »Ich war beim Arzt.«
    »Scheiße!« Er ließ sich auf die Matratze fallen und stützte den Kopf in die Hände. »Wie konnte das passieren?«
    »Das brauche ich dir wohl nicht zu erklären.«
    »Der Zeitpunkt ist der denkbar schlechteste. Mein Alter –«
    »Herrgott noch mal, Mario. Ich habe es nicht geplant. Tut mir leid, wenn es dir ungelegen kommt«, fauchte sie, innerlich von Schmerz zerrissen. In diesem Moment erbebte das Zimmer vom Dröhnen eines großen Düsenflugzeugs, das direkt über sie hinwegflog, und Trisha hatte das Gefühl, sie müsse sterben.
    Mario zerdrückte seinen Zigarettenstummel im Aschenbecher und blickte zu ihr auf. Als hätte er jetzt erst bemerkt, wie bekümmert sie war, breitete er die Arme aus und bedeutete ihr, sich zu ihm aufs Bett zu setzen. »Komm, Trisha! Das ist ja nicht das Ende der Welt.«
    »Es ist ein Wunder«, sagte sie, als wolle sie ihr ungeborenes Kind in Schutz nehmen. »Ein wahres Wunder.«
    »Aber natürlich.«
    Sie traute ihm nicht und wieder drohten die Tränen. »Du freust dich nicht?«
    »Doch, doch«, versicherte er, aber seine Stimme

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