Wehe Dem, Der Boeses Tut
klang mürrisch. »Ich … Es kam nur so überraschend. Himmel, solche Neuigkeiten erfährt man schließlich nicht jeden Tag.« Er klopfte neben sich auf die fleckige Matratze und sie setzte sich auf die Bettkante. Seine kräftigen Arme umschlangen sie und sie wollte ihm so gern wieder vertrauen, an ihre gegenseitige Liebe glauben. Sein Atem, rauchig und warm, streifte ihr Ohr. »Du willst es, dieses Kind?«
»Du etwa nicht?«
»O doch. Klar.«
Sie beruhigte sich ein wenig, auch wenn seine Worte nicht so überzeugend geklungen hatten, wie sie es sich wünschte.
»Ich schätze, ich müsste dich jetzt wohl fragen, ob du meine Frau werden willst, wie?«
Sie blinzelte gegen die Tränen an und nickte. »Ich glaube, es gehört sich so.«
»Na, dann tu ich doch mal, was sich gehört. Okay, ich frage dich also: Trisha, willst du meine Frau werden?«
»Natürlich will ich«, antwortete sie, schlang die Arme um seinen Nacken und ließ sich mit ihm aufs Bett zurückfallen. »Ich liebe dich, Mario. Ich habe dich schon immer geliebt und werde dich lieben bis in den Tod.«
»So ist's recht«, sagte er, küsste sie und tätschelte ihren Scheitel, als sei sie ein kleines Kind.
Zwei Wochen später hatten sie ihren Eltern die Neuigkeiten mitgeteilt und Witt wie auch Anthony hatten vor Wut getobt.
Laut Mario hatte Anthony seinen Sohn als Dummficker beschimpft und ihm verboten, sich noch ein einziges Mal mit Trisha zu treffen. Wenn Mario sich unbedingt verlieben und verheiraten wollte, dann gab es da doch noch dieses nette Lanza-Mädchen in der Nachbarschaft, und wenn er dumm genug war, ein Mädchen zu schwängern, dann sollte Mario mal seinen Kopf untersuchen lassen. Er hatte sich sagen lassen müssen, er solle aufhören, mit dem Schwanz zu denken, und endlich guten Rat annehmen. Anthony hatte ihm untersagt, Trisha jemals wiederzusehen, und Mario hatte es versprochen.
Doch Mario hatte das Versprechen gebrochen. Eine Woche darauf berichtete er Trisha von der Szene zwischen ihm und seinem Vater. Auf Trisha machte er den Eindruck eines erleichterten Menschen ohne Rückgrat.
Witt war noch wütender geworden als Marios Vater. Als Trisha zu ihm ins Arbeitszimmer kam und ihrem Vater die Nachricht überbrachte, wurde Witt hochrot im Gesicht, und ihn packte eine so rasende Wut, dass Trisha um ihr Leben fürchtete.
»Du wirst Polidori niemals heiraten«, schäumte Witt, kam hinter seinem Schreibtisch hervor und trat nach einer antiken Vase, die in tausend Scherben zerbrach.
»Du kannst mich nicht daran hindern!« Trisha konnte genauso dickköpfig sein wie ihr Vater.
»Du bist noch minderjährig, Trisha. Sechzehn, um Himmels willen! Wir könnten den Scheißkerl wegen Verführung Minderjähriger belangen.«
»Er liebt mich, Dad. Er will mich heiraten.«
»Nur über meine Leiche«, schwor Witt. »Es ist ein harter Schlag für uns, aber noch ist nicht alles verloren. Noch ist Zeit.«
»Wie meinst du das?«, fragte sie, wollte nicht verstehen. Doch vor Angst wurde ihr flau im Magen.
»Ich kenne einen Arzt, der –«
»Nein!«, schrie sie. »Ich will keine Abtreibung! O Gott, Dad, das kann doch nicht dein Ernst sein!« Panik fuhr ihr in die Glieder. Das Baby wegmachen lassen? Niemals! Eher würde sie davonlaufen, als dass sie zuließ, dass ihr Vater ihr ungeborenes Kind umbrachte. Wie um es zu schützen legte sie die Hände über den Leib.
»Entweder schaffst du diese Sache nach meiner Vorstellung aus der Welt, oder der Junge geht ins Gefängnis«, beharrte Witt mit hassverzerrtem Gesicht. »Und treib keine Spielchen mit mir, Trisha, denn nichts wäre mir lieber, als Polidoris einzigen Sohn im Knast zu sehen.«
»Du würdest doch nicht …«
Witt bleckte die Zähne, in seinen blauen Augen glomm pure Bosheit. »Er hat dich geschändet, Trisha. Vergewaltigt und geschwängert. Er hat dich benutzt wie eine gewöhnliche Schlampe. Wenn du glaubst, ich würde zulassen, dass du ein Kind von einem Polidori bekommst, hast du dich getäuscht.«
»Ich werde nicht –«
Witt hob die Hand, wollte sie schlagen, und Trisha stieß einen markerschütternden Klageton aus.
»Ich kümmere mich darum.« Kat war ins Zimmer gestürzt, als hätte sie im Flur auf ein Stichwort für ihren Auftritt gewartet. Sie sah Trisha mit eisiger Ruhe an. Zum ersten Mal hatte Trisha Angst vor ihr.
»Sie ist meine Tochter«, protestierte Witt.
»Und du hast dich nicht unter Kontrolle.« Kat presste die Lippen zusammen. »Ich sagte, ich kümmere mich darum,
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