Wehe Dem, Der Boeses Tut
seiner empfindlichsten Stelle zu treffen?
Er griff nach dem Zigarettenpäckchen seiner Frau, steckte sich eine an, doch auch das Nikotin half nicht.
Als er sich wieder zur Suite umwandte, sah er die Gesichter seiner Familie, müde und erschöpft, mit dunklen Ringen unter den Augen. Alle waren versammelt, außer London. Und Zach.
Plötzlich wurde laut an die Tür geklopft. Witt fuhr herum. »Polizei, Danvers! Was zum Teufel ist los?«
Jason öffnete die Tür und ließ Jack Logan ein, der noch wenige Stunden zuvor unten im Saal an der Party teilgenommen hatte. Jack war ein redlicher Polizist gewesen, bis er Witt kennengelernt hatte. Inzwischen ließ er sich mehr von dessen finanziellen Zuwendungen leiten als von seinen eigenen Prinzipien. Jetzt betrat Detective Sergeant Logan in Begleitung von vier Beamten die Suite.
»Wir haben einen Anruf erhalten. Es hieß, London sei entführt worden«, sagte Jack und musterte die Gruppe. Dabei stellte er fest, dass nicht ein, sondern zwei Mitglieder der Familie Danvers fehlten.
»Ja, es sieht ganz danach aus.« Witt drückte seine Zigarette in einem Kristallaschenbecher aus und zeigte den Polizisten Londons Zimmer.
»Lieber Gott«, brummte Logan. Das Zimmer wurde fotografiert und akribisch auf Fingerabdrücke und sonstige Spuren untersucht. Anschließend kehrte Logan in Witts Suite zurück, wo er gemeinsam mit einem Kollegen, Sergeant Trent, die Familie zu vernehmen begann.
Sämtliche Familienmitglieder wurden befragt, teils in der Gruppe, teils einzeln. Logan traute niemandem.
Der Detective verlangte auch die Gästeliste der Party und fragte nach den Namen und Telefonnummern der Hotelangestellten, der Musiker, Floristen und Kellner. Wer waren die Lieferanten? Bei welcher Agentur hatte Katherine das Unterhaltungsprogramm gebucht? Was war mit dem Bäcker und woher stammte die Eisskulptur? Waren Reporter oder Fotografen anwesend?
Wer war Ginny Slade? Woher kam sie? Hatte sie Verwandte? Wie sahen ihre Referenzen aus?
In welcher Beziehung stand sie zu Zach?
»In keiner!«, sagte Katherine mit Nachdruck. Ihr kühles Selbstbewusstsein ließ sie im Stich. Mit von Maskara verschmierten Augen sah sie den Polizisten an. »Zach hat nichts mit der …«
»Er ist ebenfalls verschwunden, nicht wahr?«, fiel Logan ihr ins Wort. »Halten Sie das für einen Zufall?«
»Um Gottes willen, er ist erst siebzehn. Wie sollte er hinter dieser Sache stecken? Wahrscheinlich ist er auch entführt worden«, mischte sich Witt ein. Logan bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick.
»Der Junge ist wiederholt mit dem Gesetz in Konflikt gekommen, schon seit er zwölf war, Witt. Sehen Sie den Tatsachen ins Gesicht. Wie oft ich ihn schon herausgepaukt habe …«
»Aber so etwas hat er sich nie erlaubt«, sagte Witt leise, obwohl er tief im Innern fürchtete, Logan könne recht haben. Zach war ein notorischer Kampfhahn und hatte sich mit niemandem in der Familie je verstanden – nicht einmal mit London, obwohl das vorwitzige Kind ihm ständig am Jackenzipfel hing. »Sie wissen, wen Sie verhaften müssen, Logan. Polidori steckt dahinter.«
»Das wissen Sie nicht.«
»Ach, Unfug!«, knurrte Witt, dem plötzlich der Geduldsfaden riss. Die Spannung im Raum zerrte an seinen ohnehin bereits aufs Äußerste angespannten Nerven.
Logan warf Witt einen weiteren verächtlichen Blick zu und fuhr sich mit einer Hand durch das schneeweiße Haar. Das Gesicht des Polizisten war wettergegerbt und die gerötete Nase zeugte von seiner lebenslangen Liebe zum irischen Whiskey. Logan war ein sachlicher Typ, der sich selten etwas zuschulden kommen ließ. Witt hatte Jahre gebraucht, um an den Mann heranzukommen, ihn für Bestechung zugänglich zu machen. Logan hatte sich gesträubt, doch als es dann hart auf hart kam und der Polizist Hilfe für seine drogenabhängige Tochter Risa brauchte, hatte Witt das Mädchen diskret in einer Privatklinik untergebracht und dafür gesorgt, dass die Medien keinen Wind von der Geschichte bekamen.
Seitdem war Logan ein Freund und Verbündeter, auf den er sich verlassen konnte. Dennoch nahm der Detective kein Blatt vor den Mund. »Wenn Sie mich fragen, Witt – ich wette, dass Zach weiß, was aus Ihrem kleinen Mädchen geworden ist.« Logan warf Kat einen Blick zu. Diese war womöglich noch blasser geworden und sah aus, als drohe sie jeden Moment in Ohnmacht zu fallen. »Könnte er einen Grund haben, ihr etwas anzutun?«
Katherine entfuhr ein Wimmern. »Er ist doch fast noch ein
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