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Wehe Dem, Der Boeses Tut

Wehe Dem, Der Boeses Tut

Titel: Wehe Dem, Der Boeses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
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Kat war in Tränen aufgelöst gewesen und die verbliebenen Kinder … die Überlebenden … hatten einander und den Polizisten misstrauische Blicke zugeworfen.
    Er strich mit dem Finger über das Glas der Fensterscheibe, dann steckte er entschlossen seinen Zimmerschlüssel ein. Jetzt war keine Zeit für Erinnerungen. Er hasste Adria dafür, dass sie die Wunden seiner bewegten Vergangenheit wieder aufgerissen hatte.
    Im Augenblick wünschte sich Zach nichts mehr, als all das endlich hinter sich zu lassen. Mit der Restaurierung des Hotels hatte er seinen Teil des Abkommens erfüllt und jetzt wollte er seinen Lohn – den Preis, den er seinem alten Herrn vor dessen Tod abgerungen hatte.
    Es war eine schmerzliche Szene gewesen. Sein Vater hatte versucht, das Eis zu brechen, hatte eingestehen wollen, dass er sich im Hinblick auf seine untreue Frau getäuscht hatte, doch die Worte gerieten ihm durcheinander, und es endete wieder einmal in einem Streit. Um ein Haar wäre Zach einfach gegangen, doch es gelang Witt, ihn zurückzuhalten.
    »Die Ranch gehört dir, wenn du sie haben willst, Junge«, hatte Witt angeboten.
    Zachs Hand lag schon auf dem Knauf der Bürotür. »Die Ranch?«
    »Nach meinem Tod.«
    »Vergiss es.«
    »Du willst sie doch, oder?«
    Zach drehte sich um und warf seinem Vater einen Blick zu, der Stahl hätte durchdringen können.
    »Ich gehe.«
    »Warte«, bat der alte Herr. »Die Ranch ist mehrere Millionen wert.«
    »Das Geld interessiert mich einen Dreck.«
    »Ah ja, richtig. Mein nobler Sohn.« Witt stand am Fenster, eine Hand in der Hosentasche, in der anderen ein Glas irischen Whiskey. »Aber du willst sie trotzdem. Wozu?« Er zog die weißen Brauen ein wenig hoch. »Womöglich aus nostalgischen Gefühlen heraus?«
    Der Stich traf ihn tief, doch Zach zuckte nicht mit der Wimper. »Das tut nichts zur Sache.«
    Witt schnaubte durch die Nase. »Sie gehört dir.«
    Zach ließ sich von seinem alten Herrn nicht so leicht einlullen. Er war klug genug zu wissen, dass die Ranch ihren Preis hatte. Einen hohen Preis. »Was muss ich dafür tun?«
    »Gar nicht viel. Restauriere das alte Hotel.«
    »Wie bitte?«
    »Nun tu nicht so, als hätte ich verlangt, dass du fliegen lernst, verdammt. Du hast doch dein Bauunternehmen in Bend. Hol deine Leute her oder stell neue ein. Geld spielt keine Rolle. Ich will nur, dass das Hotel wieder so schön wird wie damals, als es erbaut wurde.«
    »Du hast den Verstand verloren. Es würde ein Vermögen kosten und …«
    »Tu mir den Gefallen. Mehr verlange ich nicht«, sagte Witt leise. »Du liebst die Ranch, ich hänge an dem Hotel. Das Holzgeschäft, die Investitionen, all das bedeutet mir nicht viel. Aber dieses Hotel hat Klasse. Zu seiner Zeit war es das beste dieser Kategorie. So möchte ich es wieder sehen.«
    »Dann engagiere jemand anderen.«
    Witt sah seinen Sohn aus schmalen Augen an und trank seinen Whiskey aus. »Ich will, dass du es tust, Junge. Und ich will, dass du es für mich tust.«
    »Fahr zur Hölle.«
    »Da war ich schon. Und mir scheint, daran warst du nicht ganz unbeteiligt.«
    Zachs Kehle schnürte sich zusammen. Er hatte sich nie mit seinem alten Herrn verstanden, doch er war nicht blind für das Friedensangebot, das ihm hier gemacht wurde. Und zu diesem Angebot gehörte die Besitzurkunde über die Ranch.
    »Lass nicht zu, dass dein Stolz deinen eigenen Wünschen in die Quere kommt.«
    »Nein«, log er.
    Witt streckte ihm seine große Hand entgegen. »Also, was sagst du?«
    Zach zögerte nur für einen Sekundenbruchteil. »Abgemacht«, erwiderte er dann und schlug ein.
    Zach hatte mit der Arbeit am Hotel begonnen und Witt hatte sein Testament geändert. Das Projekt, das Hotel Danvers in seinem früheren Glanz neu erstehen zu lassen, hatte mehr als zwei Jahre in Anspruch genommen. Witt war lange vor der Fertigstellung verstorben, sodass er die Erfüllung seines Traums nicht mehr erlebte. Zach hatte den Großteil seiner Zeit auf der Ranch verbringen können, bis vor einem Jahr die Feinarbeiten der Renovierung begannen. Seitdem war er in Portland unabkömmlich gewesen.
    Er band seine Krawatte und rückte den Knoten zurecht. Jetzt musste er noch die große Eröffnungsfeier durchstehen, ein paar letzte Pannen beheben, und dann nichts wie fort von hier.
    Und was ist mit Adria?
    Himmel, warum konnte er nicht aufhören, an sie zu denken? Es war wie ein Fluch. Denn ob es ihm gefiel oder nicht, sie hatte Ähnlichkeit mit seiner verstorbenen Stiefmutter. Dieses

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