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Wehe Dem, Der Boeses Tut

Wehe Dem, Der Boeses Tut

Titel: Wehe Dem, Der Boeses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
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war Zach Danvers – noch so ein Schuft, ein Mann, den sie besser meiden sollte. Zwar hatte das Gespräch mit ihm nur ein paar Minuten gedauert, doch sie hatte alles über ihn und seine Familie, ihre Familie, gelesen und ihre Erwartungen bestätigt gefunden.
    Er war das schwarze Schaf der Familie, war von seinem Vater aus dem Haus geworfen und aus dem Testament gestrichen worden. Zach ging seiner eigenen Wege und scherte sich nicht darum, dass er reich auf die Welt gekommen war. Vielleicht würden seine Respektlosigkeit, sein Hang zum Aufbegehren ihn veranlassen, ihr bei der Suche nach der Wahrheit zu helfen.
    Oder auch nicht. Im letzten Jahr vor dem Tod seines Vaters hatte es den Anschein gehabt, als wollten Zach und Witt das Kriegsbeil begraben. Dennoch wusste Adria instinktiv, dass er ihr einziger Verbündeter in dieser Familie sein würde. Die anderen waren offenbar skrupellose Aasgeier, die sich nur das Vermögen des alten Herrn unter den Nagel reißen wollten.
    Was, wenn Zachary auch nicht anders war?
    In diesem Fall würde ihr Kampf schwerer werden, als sie angenommen hatte.
    Sie betrachtete ihr Bild im Spiegel über dem Waschbecken und biss sich auf die Unterlippe. War das Ganze nicht doch ein aussichtsloses Unterfangen? Wie konnte sie hoffen, sich gegen die mächtige Familie Danvers zu behaupten? Und warum war Zachary Danvers – ihr Halbbruder, um Himmels willen – nur so ungemein attraktiv?
    Adria fühlte sich immer schon zu dem Typ Mann hingezogen, den ihre Mutter verabscheute: zu den Rebellen, den gesellschaftlichen Außenseitern. Zu den Zach Danvers' dieser Welt.
    Doch Zach war nun einmal dasjenige Mitglied der Familie Danvers, dem sie instinktiv glaubte trauen zu können. Ihm trauen! Sie lachte spöttisch über ihre eigene Dummheit. Zachary Danvers war in etwa so vertrauenswürdig wie eine hungrige Klapperschlange. Adria ging ins Schlafzimmer, suchte eine Kopie der Videokassette heraus, deren Inhalt sie hierher nach Portland geführt hatte, und steckte sie ein. Während sie ihre Handtasche verschloss, fragte sie sich, warum sie sich in Bezug auf Männer nur immer wieder Illusionen hingab. Wann würde sie endlich vernünftig werden?
    Dass Zach möglicherweise ihr Halbbruder war, bedeutete noch lange nicht, dass sie sich bei ihm in Sicherheit wiegen durfte. Er war ein ungezähmtes Raubtier, ein Mann, der jede Herausforderung annahm, ein Mann, den es nicht kümmerte, ob sie seine Halbschwester war. Er hatte etwas Animalisches an sich, sehr männlich und äußerst tödlich, das sich über Familienbande hinwegsetzte. Er war sexy und ungehobelt und explosiv wie der Zünder einer Bombe.
    Kein Wunder, dass sie sich zu ihm hingezogen fühlte. Es lag von jeher in ihrem Charakter, dass unbändige, respektlose Jungs sie reizten.
    »Du Närrin«, sagte sie zu ihrem Spiegelbild, als sie da barfuß auf dem hellbraunen, in Türnähe fadenscheinigen Teppich stand.
    Aber wenn sie sich auf Zachary nicht verlassen konnte, wem aus der Familie durfte sie dann trauen? Niemandem. Genauso wenig, wie die anderen ihr trauen konnten.
    Nur mit einem Spitzenunterrock bekleidet ging sie zurück in das winzige Schlafzimmer, in dem ihr Kleid an einem Haken an der Tür hing. Sie hatte es in einer Second-Hand-Boutique gefunden, ein weißes Seidengewand mit einem Designer-Label, und es passte ihr wie angegossen. Solch eine Kreation hatte sie nie zuvor besessen, hatte nie zuvor so viel Geld für ein einziges Kleid ausgegeben – noch dazu für ein bereits getragenes!
    Ihre Adoptivmutter war eine sparsame, gottesfürchtige Frau gewesen, die fand, Frauen sollten sich überhaupt nicht herausputzen. Schmuck kam für sie nicht infrage, abgesehen von einem goldenen Ehering oder einem goldenen Kreuz am Halskettchen, und sie bevorzugte praktische Kleidung, vernünftige, feste Schuhe.
    Ganz anders Adrias Vater. Im Gegensatz zu seiner Frau war Victor ein Träumer gewesen, erwartete immer eine größere Ernte, als das Land hergeben konnte, war stets überzeugt, dass das Leben im nächsten Jahr leichter werden würde.
    Und sie hatte ihm geglaubt. Als sie sein Geheimnis erfuhr – dass er glaubte, sie könnte London Danvers sein –, hatte sie sich mit Feuereifer darangemacht, dieser Möglichkeit nachzugehen, und nicht wieder lockergelassen.
    Sie hatte recherchiert, jeden verfügbaren Artikel über die Familie Danvers und die Entführung gelesen, sämtliche alten Zeitungen im Schreibtisch ihres Vaters studiert, die Sekretärin ihres

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