Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wehe Dem, Der Boeses Tut

Wehe Dem, Der Boeses Tut

Titel: Wehe Dem, Der Boeses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
die Bemerkung. »Wie war sie?«
    Zach spähte in die Dunkelheit und fragte zurück: »Was willst du über sie wissen?«
    »Warum sie Selbstmord begangen hat.«
    Sein Augenlid begann leicht zu zucken. »Kein Mensch weiß, ob sie sich umbringen wollte oder nur zu viele Pillen geschluckt hatte und daraufhin stürzte.«
    »Was denkst du?«
    »Ich denke gar nichts. Es nutzt ja doch nichts. Das macht sie nicht wieder lebendig«, entgegnete er schroff.
    »Wünschst du dir das denn? Dass sie noch am Leben wäre?«
    Er bedachte Adria mit einem missbilligenden Blick. »Damit eins klar ist: Ich mochte Kat nicht. In meinen Augen war sie ein manipulatives Miststück.« Er bremste vor einer Kurve ab und fügte hinzu: »Aber ich habe ihr nicht den Tod gewünscht.«
    Sie hatte offensichtlich einen Nerv getroffen, doch sie glaubte nicht, dass er völlig ehrlich war. Dafür waren seine Muskeln zu verkrampft, die Zornesfalten in seinem Gesicht zu deutlich. Da war noch mehr, was er ihr nicht sagte. »Was ist mit dem Rest der Familie – wie denken die anderen darüber?«
    Er schnaubte. »Das musst du sie schon selbst fragen.« Der Jeep war am Fuß des Hügels angelangt und Zach fädelte sich in den ostwärts strömenden Verkehr ein. »Wo wohnst du?«
    Sie hatte sich die Lüge bereits zurechtgelegt. »Im Benson.«
    Er zog eine Augenbraue hoch. Adria war klar, warum: Das Benson gehörte wie das Hotel Danvers zu den ältesten und vornehmsten Hotels in Portland. Würdenträger auf Besuch, Botschafter, Hollywoodstars und Politiker übernachteten im Benson wie auch im Hotel Danvers. Die Zimmer waren nicht gerade billig.
    Doch Adria brauchte ihre Privatsphäre, sie brauchte Abstand von den wachsamen Augen der Familie Danvers, und deshalb log sie. Was machte es schon, dass sie in Wirklichkeit in einem Wanzenloch an der 82nd untergekommen war? Niemand vom Danvers-Clan brauchte mehr über sie zu wissen. Jetzt zumindest noch nicht. Erst wenn sie dazu bereit war. Sie hatte nicht vor, ihnen Lügen über ihr Leben zu erzählen. Sie würde ihnen allen die Wahrheit sagen, wenn sie es für nötig hielt, doch im Augenblick war sie erschöpft, kampfesmüde und noch nicht bereit, in die zweite Runde zu gehen.
    »Wo wohnst du – wenn du nicht im Benson übernachtest?«
    Gute Frage. Ein Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. Sein zynischer Humor gefiel ihr. »In Montana, das sagte ich doch bereits. Ich bin in einer Kleinstadt namens Belamy aufgewachsen, in der Nähe der Bitterroots.«
    »Nie gehört.«
    »Kaum jemand kennt diesen Ort.«
    »Hast du dein ganzes Leben dort verbracht?«
    Sie musterte ihn verhalten. »Ich lebe dort, solange ich mich erinnern kann.«
    »Mit deinen Eltern?«
    »Mit meinen Adoptiveltern, ja.« Seine Frage ärgerte sie. Er suchte nach Lügen. Sie blieb bei der Wahrheit. Ihre Mutter hatte ihr zwar nie sehr nahe gestanden, Victor jedoch hatte sie freundlich und liebevoll behandelt und war sicher ein bedeutend geduldigerer Vater gewesen, als Witt Danvers je zu sein versucht hatte.
    »Hat deine Mutter auch geglaubt, dass du London bist?«
    Adria schüttelte den Kopf. »Soweit ich weiß, nicht.«
    Zach trat an einer Ampel aufs Gas, um noch bei Gelb über die Kreuzung zu kommen, dann fragte er: »Erinnerst du dich nicht an den Tag, als du deine Eltern zum ersten Mal gesehen hast? Wenn du London wärst, müsstest du damals knapp fünf Jahre alt gewesen sein. Und wie du selbst sagtest: Auch Fünfjährige haben Erinnerungen.«
    Adria betrachtete die Wolkenkratzer, die sich wie mahnende Finger in den nachtschwarzen Himmel reckten. »Ich habe keine Erinnerungen, keine richtigen. Nur einzelne Bilder.«
    »Bilder? Wovon?«
    In der Nähe des Benson bog er in eine Seitenstraße ab. »Von der Party. Es war laut und aufregend und …«
    »Du hast darüber gelesen.«
    »Ich erinnere mich an Witt. Mit seinem silbrigen Haar sah er aus wie ein Eisbär … so riesig …«
    »Wieder die Zeitungen.« Er schwenkte in die Spur ein, die den Gästen des Benson vorbehalten war, und sie sah ihn aus ihren erstaunlich blauen Augen an. »Du hast natürlich recht«, sagte sie und streckte die Hand nach dem Türgriff aus. »Aber da ist etwas, was nicht recht ins Bild passt. Unter all den verblassten Bildern in meinem Gedächtnis gibt es eines, das erschreckend klar und deutlich ist.«
    »Und welches?«, höhnte Zach, obwohl er das Gefühl hatte, dass sich eine Faust um sein heftig klopfendes Herz schloss.
    Sie sah ihn an. »Ich erinnere mich an dich, Zach.«
    »Das

Weitere Kostenlose Bücher