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Wehe Dem, Der Boeses Tut

Wehe Dem, Der Boeses Tut

Titel: Wehe Dem, Der Boeses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
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nicht angerührt.«
    »Woher weißt du das alles?«
    Trisha warf ihm einen kurzen Blick zu. »Ich halte die Ohren offen. An Schlüssellöchern und offenen Türen und Luftschächten gibt es einiges zu hören.«
    Zum ersten Mal interessierte Zach sich dafür, was seine Schwester ausspioniert hatte. Jahrelang hatte er Trisha für völlig egozentrisch gehalten und geglaubt, sie interessiere sich für nichts außer für sich selbst, ihre Maniküre, ihren neuesten Freund und die neuesten bewusstseinserweiternden Mittel. Allerdings war sie, wenn er es sich recht überlegte, in letzter Zeit nicht oft ausgegangen. Nach dem Fiasko mit Mario Polidori … Zach sah seine Schwester aus schmalen Augen an. Sie war durchaus hübsch mit ihrem rotbraunen Haar und den blauen Augen. Zwar trug sie zu viel Make-up und zu enge Kleidung, doch sie hatte etwas sehr Ansprechendes. Trotzdem war sie meist eher lästig.
    Mit zwanzig besuchte sie noch die Kunsthochschule, war drei oder vier Mal von zu Hause ausgezogen und jedes Mal mit gebrochenem Herzen, mit einer Anzeige wegen Drogenbesitzes oder einfach völlig pleite zurückgekehrt. Manchmal sogar aus allen drei genannten Gründen zusammen. Die Anzeigen wegen Drogenbesitzes – hauptsächlich Marihuana und hin und wieder ein bisschen Hasch – wurden vom guten alten Detective Jack bei der Polizei in Portland diskret und ohne Verhaftung behandelt, und Witt deckte stets Trishas überzogene Konten und Kreditkarten. Das gebrochene Herz hingegen ließ sich nicht so leicht heilen. Trisha blickte auf eine lange Liste von Losern zurück. Darunter auch Mario Polidori.
    Ganz gleich, was der jeweilige Anlass ihrer Rebellion war, Trisha kam immer zurück – mit eingezogenem Schwanz, in der Hoffnung auf Daddys Almosen. Zach vermutete, es läge daran, dass die Welt mit ihren Miet- und Stromkostenforderungen zu kompliziert für seine Schwester war. Ihr ging es besser, wenn Daddy die Rechnungen bezahlte.
    Er lehnte sich auf seiner Liege zurück und musterte Trisha. Schon jetzt wirkte ihr Mund leicht verkniffen und erinnerte ihn an seine Mutter. In den vergangenen paar Jahren, seit dem Polidori-Fiasko, hatte Trisha sich verändert. Zach wusste nicht genau, was zwischen Mario und ihr vorgefallen war, doch er hatte Streitereien gehört, die durch die Räume des alten Hauses hallten. Zach vermutete, dass Mario Polidori Trisha benutzt hatte, um Witt eins auszuwischen. Trisha war eine unschuldige, aber umso bereitwilligere Komplizin in dem Krieg, der seit fast einem Jahrhundert zwischen den beiden Familien herrschte. Ein Ende der Fehde war derzeit nicht absehbar. Was Zach ziemlich egal war.
    »Weißt du, Zach«, sagte Trisha und drehte die Staffelei um, damit er ihr Werk betrachten konnte – eine Karikatur seiner selbst als bettlägerigen, unrasierten, Cola trinkenden Teenager auf einer Liege. Auf einem Tisch standen ein Radio und eine Flasche Colt 45. »Du solltest vorsichtiger sein.«
    »Sehr witzig«, bemerkte er und deutete auf ihre Zeichnung.
    »Ich bin nicht die Einzige, die dich durchschaut.« Sie legte die Kohlestifte zurück in die Schachtel. »Kat und Dad sind dir auf die Schliche gekommen. Es wird viel darüber geredet, dich ins Internat zu stecken oder auf die Ranch zu schicken, damit du, ich zitiere: ›arbeitest bis zum Umfallen, damit dir die Flausen vergehen‹.«
    »Von wegen«, antwortete er und blickte auf zu den fedrigen Wolken, die von Westen her aufzogen.
    »Wie dem auch sei, Internat oder auf der Lazy M Mist schaufeln ist immer noch besser als MacLaren«, sagte sie und bezog sich dabei auf die staatliche Schule für straffällige Jungen.
    »Sie glauben, dort würde ich enden?«
    »Ich weiß nicht, was sie glauben, aber ich vermute es, Zach. Seit deiner Entlassung aus dem Krankenhaus und dem Zwischenfall mit den Reportern ist das Zusammenleben mit dir nicht gerade einfach.«
    Er grinste und rieb sich mit der einen Hand die Fingerknöchel der anderen.
    »… Du machst dir keine Freunde.«
    »Der Typ hatte es nicht anders verdient.« Zach hörte immer noch die Fragen, sah die auf ihn gerichteten Kameras, als er mühsam aus Witts Lincoln stieg und dabei dem Reporter zu entkommen versuchte, der plötzlich hinter einer Hecke hervorsprang.
    »Können Sie erklären, warum Sie überfallen wurden, und das ausgerechnet in der Nacht, als Ihre Halbschwester …«
    Er hatte blitzschnell reagiert und dem Kerl einen brutalen Kinnhaken verpasst. Blut hatte gespritzt und der Mann war stöhnend zu Boden

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