Wehe Dem, Der Boeses Tut
sie stoned war, kam Zach besser mit ihr zurecht als im nüchternen Zustand, wenn sie ihre Pläne schmiedete. Was Nelson anging – der Kleine setzte seine Heldenverehrung fort, verfolgte Zach selbst bei der Arbeit und wollte immer wieder mit ihm über jene Nacht mit der Prostituierten reden. Zach konnte ihm noch so oft erklären, dass im Grunde nichts passiert war – außer dass er sich ein paar Narben zugezogen hatte –, Nelson war fasziniert und trotz allem überzeugt, Zach sei bei der Nutte »zum Zug gekommen« und wolle nur ihren Ruf schützen oder so.
Der Kleine ist krank, dachte Zach, als er aus der Duschkabine stieg und sich abtrocknete. Nelsons Faszination von allem, was mit Sex zu tun hatte, erschien ihm bedenklich. Immer stellte er Fragen über Hörigkeit und S&M und dergleichen, wovon Zach im Grunde selbst nichts wusste und auch nichts wissen wollte.
Zach schob alle Gedanken an Nelson von sich. In der Küche fand er noch Reste vom Abendbrot, und da das Mädchen sich schon zur Nachtruhe zurückgezogen hatte, wärmte er sich die Koteletts in der Mikrowelle auf, holte sich noch ein Bier aus dem Kühlschrank und ging mit seiner Mahlzeit auf die hintere Veranda, wo der alte Collie sich bei der Schaukel zusammengerollt hatte. Shep hob den Kopf, als er das Fleisch witterte, und winselte leise. Zach setzte sich und begann ungerührt zu essen.
»Komm mir bloß nicht so«, sagte er zu dem Hund. »Du bist sowieso zu fett.« Shep klopfte mit dem Schwanz auf den Boden. Irgendwo in der Ferne rief leise eine Eule, sonst störte nur das Flattern der Fledermäuse die Stille der Nacht. Es roch nach Pferden, Staub und Salbei. Hier, am Ende der Welt, glaubte Zach Frieden finden zu können. Wenn nur seine Familie nicht gewesen wäre.
Nachdem er sein Abendbrot beendet hatte, warf er die Knochen dem Hund hin und wischte sich die Finger am fransigen Saum seiner abgeschnittenen Jeans ab. Mit zwei Schlucken leerte er sein Budweiser, dann ging er in die Küche, um sich ein zweites zu holen. Auch das trank er rasch aus und fühlte sich bereits ein wenig beschwipst, als er die Blechdose in der Faust zerdrückte. In seinem Zimmer angekommen, drehte er die Stereoanlage auf und warf sich auf sein Bett. Er hörte einen alten Song von den Doors.
»… Come on, Baby, light my fire …«
Wie Kat. Verdammt noch mal, sie konnte ein gefährliches Feuer entzünden. Zach schloss die Augen und gab sich ganz der Musik hin.
»Try and set the night on fire !«
Die Fenstertüren standen einen Spalt offen und eine leichte Brise bauschte die Vorhänge. Zach schlug die Augen auf und starrte an die Decke. Er war hart, genauso hart wie neulich, als Kat ihn auf dem Dach des Werkzeugschuppens geküsst hatte. Der bloße Gedanke an ihre Nähe hatte ihm drei Nächte lang feuchte Träume beschert. Das Drängen in seinem Schritt war so überwältigend, dass er tatsächlich mit dem Gedanken spielte, mit seinem Bruder nach Bend zu fahren und eine Frau zu suchen, die seine Lust befriedigte. Doch die Erinnerung an seinen letzten Besuch bei einer Hure hielt ihn zurück. Er konnte nicht noch mehr Ärger gebrauchen. Trotzdem – Herrgott noch mal, er benötigte ein Ventil. Der Druck war unerträglich, ein pulsierendes Verlangen …
Dabei wusste Zach tief im Inneren, im dunkelsten Winkel seiner Seele, dass er nicht einfach irgendeine Frau brauchte. Zwar wäre ihm im Augenblick jede recht gewesen, die ihm zu Willen war, doch in Wirklichkeit würde keine außer Kat ihm genügen. Nur dass Kat, seine Stiefmutter , die letzte Frau war, an die er denken durfte. Er wälzte sich auf die Seite und erwog, sich selbst zu befriedigen. Es wäre weiß Gott nicht das erste Mal, doch hinterher fühlte er sich immer so … leer oder einsam oder dumm. Sieh den Tatsachen ins Gesicht, Danvers, du willst sie. Du brauchst nur über den Flur zu ihrem Schlafzimmer zu gehen, an ihre Tür zu klopfen, und die süßeste Muschi diesseits der Rocky Mountains wartet nur darauf, dir jeden erdenklichen Wunschtraum zu erfüllen!
Seine Kehle war staubtrocken; er schloss die Augen, ergab sich in sein Schicksal und griff sich an den Hosenschlitz.
Da hörte er die Tür knarren, spürte, wie der Wind sich drehte, und sein Herz setzte einen Schlag aus. Er riss die Augen auf. Zuerst glaubte er, sie sei eine Erscheinung, die schöne Frau jenseits der Glastür. Mondlicht glitzerte silbern auf Kats schwarzem Haar, ihr seidenes Pyjamatop schimmerte. Sein Herz schlug so heftig, dass er überzeugt
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