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Wehe Dem, Der Gnade Sucht

Wehe Dem, Der Gnade Sucht

Titel: Wehe Dem, Der Gnade Sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. E. Lawrence
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wir uns also darauf einigen, dass wir erst mal weiterarbeiten, bis uns zuverlässigere Möglichkeiten zur Verfügung stehen?«
    Krieger zuckte die Achseln. »Mir geht es wirklich nicht darum, die Ermittlungen zu erschweren. Ich wollte lediglich ein paar Fallstricke aufzeigen, die uns aufhalten können.«
    »Okay«, lenkte Chuck ein. »Lee, ist dir sonst noch etwas aufgefallen, was das Vorgehen des Täters angeht?«
    »Wie bereits erwähnt spielt Wasser eine große Rolle in den Phantasien des Täters. Obwohl eines der Opfer an einem Stromschlag gestorben ist, spielte auch in dem Fall Wasser eine Rolle, denn der Tote lag in der Badewanne.«
    »Es gibt etwas, das ich merkwürdig finde«, sagte Butts. »Meines Wissens kommt es doch nicht oft vor, dass diese Irren Männer und Frauen umbringen, oder?«
    »Das ist ein wichtiger Teil des Profils dieses Täters«, stimmte Lee ihm zu. »Aber ich kann noch nicht richtig deuten, warum das bei ihm so ist. Er sucht sich außerdem Opfer aus, die keine besonderen Risiken eingehen …«
    »Was meinen Sie damit?«, fragte Krieger.
    »Dass unser Mann sich keine Prostituierten oder Drogenabhängigen vorknöpft, die einen riskanten Lebensstil haben«, erklärte Butts.
    »Also, hat er einen gewissen Mut – er vertraut auf seine Klugheit«, stellte Chuck fest.
    »Stimmt«, bestätigte Lee. »Normale Bürger umzubringen, ist schwieriger und gefährlicher. Detective Krieger hat vorhin einen wichtigen Punkt angesprochen«, wandte sich Lee zu Elena. »Der größte Fehler, den wir im Moment machen könnten, wäre, zu früh irgendetwas auszuschließen, nur weil es uns unwahrscheinlich vorkommt. In einem Fall wie unserem sollte man so unvoreingenommen wie möglich vorgehen. Die Morde, die bisher geschehen sind, haben einige wirklich ungewöhnliche Aspekte. Deshalb bin ich mir ziemlich sicher, dass wir es nicht mit einem Täter zu tun haben, wie er in den Standardwerken forensischer Psychologie beschrieben wird.«
    »Einverstanden«, sagte Chuck. »Also schließen wir erst einmal nichts aus, bevor wir Genaueres wissen.«
    »Unser Täter entspricht also nicht den Standardwerken«, fasste Krieger zusammen. »Ich dachte, so etwas gäbe es ohnehin nicht.«
    »Genau genommen natürlich nicht«, antwortete Lee. »Keine zwei Verbrecher sind genau gleich, sie unterscheiden sich voneinander wie alle Individuen. Dennoch lassen sich viele von ihnen nach ihren Eigenschaften gewissen Typen zuordnen. In der forensischen Psychologie benutzen wir dafür Begriffe wie organisiert und unorganisiert, affektiv, sadistisch und kontrolliert – tatsächlich allerdings vereinigen die meisten Täter Merkmale verschiedener Typen auf sich.«
    »Und wie ist das bei unserem Mörder?«, fragte Krieger.
    »Ich vermute, dass es in seiner Vergangenheit irgendein Trauma gibt, wahrscheinlich in der frühen Kindheit, bei dem Wasser eine Rolle spielte. Und bei seinen Morden inszeniert er diese Ereignisse noch einmal, durchlebt sie erneut.«
    »Wieso in der frühen Kindheit?«, wollte Butts wissen.
    »Weil uns Ereignisse aus dieser Zeit besonders nachhaltig prägen. Das Gehirn von Kindern befindet sich in der Entwicklung, und die Muster, die in dieser Zeit angelegt werden, sind später fast unmöglich auszulöschen. Als also Ted Bundys Tante eines Tages inmitten von Messern erwachte, die ihr kleiner Neffe im Bett um sie herum ausgelegt hatte, war das das erste abweichende Verhalten eines späteren Serienmörders.«
    »Oh Gott!«, rief Butts. »Ist das wirklich so passiert?«
    »Ja, Sie können es in dem Buch nachlesen, das Anna Rule über Bundy geschrieben hat.«
    Elena Krieger stand auf und streckte die langen Glieder.
    »Das ist bestimmt alles sehr faszinierend«, sagte sie, »aber sollten wir uns nicht lieber mit unserem eigenen Fall beschäftigen?«
    Butts funkelte sie böse an. Er wollte gerade etwas sagen, als Lee schnell dazwischenging.
    »Hast du vielleicht doch noch eine Verbindung zwischen den Opfern entdeckt?«, fragte er Chuck.
    »Noch nicht, mal abgesehen davon, dass sie alle tot sind jedenfalls.«
    »Und die Abschiedsbriefe«, fügte Butts hinzu.
    »Richtig. Die weisen darauf hin, dass der Mörder mit seinen Opfern vorher in Kontakt stand – aber passt das zum üblichen Vorgehen eines Serientäters?«, fragte Chuck. »Ich dachte immer, die suchten sich Unbekannte als Opfer aus.«
    »Dieser Fall hat einige sonderbare Aspekte«, antwortete Lee. »Normalerweise töten solche Verbrecher tatsächlich Fremde, was ihnen

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