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Wehe Dem, Der Gnade Sucht

Wehe Dem, Der Gnade Sucht

Titel: Wehe Dem, Der Gnade Sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. E. Lawrence
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jeden Fall hätte er gewollt, dass wir Freunde bleiben.«
    »Das stimmt«, sagte Lee. »Tut mir leid, Diesel, aber gerade versucht jemand anderes, mich anzurufen.«
    »Kein Problem, du weißt ja, wie du uns erreichst.«
    »Na klar, hör mal, grüß Rhino zurück, okay? Und wir sprechen uns.« Lee nahm den anderen Anruf an.
    Die Stimme hatte wieder den gleichen kalten, monotonen Klang. Es war die Reptilie.
    »Ich weiß über das rote Kleid Bescheid.«
    Lee bekam Gänsehaut.
    »Wer sind Sie?«
    »Ist das wichtig?«
    »Wenn Sie etwas wissen«, sagte Lee mit gespielt fester Stimme, »warum gehen Sie dann nicht damit zur Polizei?«
    Der Anrufer lachte – ein kehliges, unangenehmes Geräusch, als würde man zwei Steine gegeneinander reiben.
    »Das würde mich ja der Freude unserer Gespräche berauben.«
    »Hören Sie«, sagte Lee, doch der Fremde hatte aufgelegt. Lee schaute schnell nach, aber die Nummer war unterdrückt gewesen.
    Lee nahm sein Glas und schüttete den Martini in einem Zug hinunter. Wenn dieser Anrufer wirklich etwas über den Mord an Laura wusste, würde er ihn so lange jagen, bis er ihn gefunden hatte. Das schwor sich Lee.

KAPITEL 19
    An jenem Tag hatte es angefangen. Da hatte er zum ersten Mal die weichen hauchzarten Stoffe und die Spitzenunterwäsche auf der Haut gespürt, und er liebte es! All die Sachen, die seine Mutter getragen hatte, als sie noch lebte. Es passierte gleich, nachdem er damals mit seinem Vater nach Hause gekommen und alles so still gewesen war. Keine klappernden Töpfe in der Küche, wo seine Mutter sonst um diese Zeit das Abendessen vorbereitete. Stattdessen vollkommene Ruhe. Nur oben auf dem Boden huschten Mäusefüße herum, und von der Dachrinne fielen Regentropfen gegen die Scheibe. Es hatte zu nieseln begonnen, als sie vom Fluss losfuhren. Sein Vater war schweigend im Regen nach Hause gefahren, immer größer waren die Tropfen geworden, die Scheibenwischer arbeiteten gegen den Sturzbach an. Er hatte zugesehen, wie sie über die Windschutzscheibe glitten, hin und her. Quietsch, quietsch, quietsch . Der Rhythmus des Geräuschs hatte etwas Beruhigendes, die Scheibenwischer bewegten sich vor seinen Augen wie ein Pendel, hypnotisierten ihn. Sie arbeiteten nicht ganz synchron, sodass einer immer etwas schneller war, als der andere. Quietsch, quietsch, quietsch .
    Wieder zu Hause, ging sein Vater ohne ein Wort hinunter in den Keller an seine Werkbank. Caleb streifte durch das leere Haus, lauschte dem Regen auf dem Dach. Er konnte sich nicht daran erinnern, absichtlich dort hingegangen zu sein, landete aber schließlich in der Kammer neben dem elterlichen Schlafzimmer, die seine Mutter als Ankleideraum nutzte. Dort stand auch ihr Schminktisch mit der Bürste und dem Kamm darauf, ganz so, als wäre seine Mutter nur kurz spazieren gegangen. Er nahm sich die Bürste mit dem Perlmuttgriff und zog ein langes braunes Haar aus den Borsten. Es war ihr Haar, wahrscheinlich noch von heute Morgen. Er wickelte das Haar auf und steckte es vorsichtig in die Tasche.
    Die oberste Schublade der Kommode stand offen, und etwas Glänzendes, Schwarzes lugte heraus. Caleb sah kurz hinüber zur offenen Tür, dann schlich er sich auf Zehenspitzen zur Kommode, zog das Stück Stoff heraus und strich sanft mit der Hand über das seidige Material. Es war eine schwarze Unterhose mit Spitzenborte. Er rieb die Wange daran. Dabei hörte er wieder die Worte seines Vaters. Schlampe! Miese, kleine Hure! Sie ist genau wie alle anderen – eine Lügnerin! Tief atmete er den Geruch der Mandellotion ein, die seine Mutter immer benutzt hatte. Vielleicht hatte sie die Unterhose getragen, als sie … Schlampe, Hure, Flittchen !
    Seine Hände zitterten, als er seine Hose öffnete und zu Boden fallen ließ. Behutsam zog er den Slip an. Beinahe wäre er ohnmächtig geworden, als der seidige Stoff über seine nackten Beine glitt. Er zog die Unterhose fest über seinen Schritt und stellte gleichermaßen aufgeregt und beschämt fest, dass er eine Erektion bekam. Schlampe, Hure, Flittchen! Er stellte sich vor, wie seine Mutter genau hier diese Unterhose angezogen hatte.
    Dann ging er hinüber zum Schrank, wo ihre Kleider hingen. Seine Mutter hatte Drahtbügel gehasst und immer nur welche aus Holz benutzt. Caleb griff nach einem ärmellosen gelben Sommerkleid und zog es an. Dann stopfte er den Ausschnitt mit einer Strumpfhose aus, die er in einer Schublade fand. Gerade als er das Ergebnis im Spiegel bewunderte, hörte er die

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