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Wehe Dem, Der Gnade Sucht

Wehe Dem, Der Gnade Sucht

Titel: Wehe Dem, Der Gnade Sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. E. Lawrence
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Während sie aßen, spazierten die Menschen an ihnen vorbei. Es war ein lauer Sommerabend, dennoch merkte man zunehmend, dass der August seinem Ende zuging. Zwar hatte der Asphalt die Hitze des Tages gespeichert, aber vom Fluss wehte ein kühler Wind herüber.
    »Mann, ist das lecker«, stieß Butts kauend hervor.
    Das war es tatsächlich – die Füllung der Tasche bestand aus scharf gewürztem Hühnerfleisch mit einem Hauch Kardamom und Currypulver.
    Butts wischte sich Soße vom Mund. »Was tun die nur da rein? Wirklich köstlich. Ich muss meine Frau unbedingt dazu bringen, mal was in der Richtung zu kochen.«
    »Was gibt es denn sonst bei Ihnen?«, fragte Lee.
    »Corned Beef, Kartoffeln, Kohl … so was halt. Sie kommt aus einer irischen Familie«, sagte Butts entschuldigend.
    »Ich liebe ein kräftiges irisches Frühstück.«
    »Ja, aber was es den Rest des Tages gibt, ist eher mies.« Butts betrachtete seine Pitatasche und seufzte. »Manchmal glaub ich fast, meine Frau hat eine Gewürzallergie.«
    »Hey, ich komme aus einer schottischen Familie, das ist noch schlimmer.«
    Butts starrte ihn an. »Echt?«
    »Schottische Küche ist angeblich die schlechteste der Welt.«
    »Hört, hört«, murmelte Butts und biss kräftig in seine Pitatasche.
    Wahrscheinlich war seine Liebe zu gutem Essen ein Ausgleich zur Arbeit, bei der er ständig mit Grausamkeit und Tod zu tun hatte. Das vermutete Lee jedenfalls.
    »Wir haben morgen ganz früh ein Meeting in Chuck Mortons Büro. Er will dann wissen, was wir hier herausgefunden haben.«
    »Okay.« Butts leckte sich Soße von den Fingern.
    »Soll ich Krieger Bescheid sagen, oder wollen Sie das übernehmen?«
    Butts schnaufte verächtlich. »Oh, bitte, tun Sie sich da nur keinen Zwang an.«
    »Hab’s mir schon gedacht«, sagte Lee.
    »Hey, warum fragen Sie auch erst? Ihr Pech.« Butts schlang den Rest seiner Tasche herunter. Dann stand er auf, streckte seinen massigen Körper und wischte einen Krümel von seinen Kleidern. »Gut, ich mach mich auf den Weg. Ich habe noch ein paar Sachen zu erledigen. Ermittlungen, Ermittlungen. Bis morgen früh also.«
    »Bis dann.« Lee sah dem Detective hinterher, während der sich durch die Menschenmassen auf der Sixth Avenue schob. Dabei dachte er wieder an das Ouija-Brett.
    Frag nach dem roten Kleid.
    Wenn es nur jemanden gäbe, den ich fragen könnte …
    Natürlich hatte er unbewusst den Zeiger über das Brett geschoben – das war die einzige logische Erklärung. In seiner Verzweiflung wünschte Lee sich allerdings nichts sehnlicher, als dass ein einfaches Kinderspielzeug ihm tatsächlich die wichtigste Antwort seines Lebens geben könnte.

KAPITEL 34
    »Okay«, sagte Butts und warf eine Tüte mit Donuts auf Chucks Schreibtisch. »Ich habe gestern noch ein paar Ermittlungen angestellt. Unser erstes Opfer stand auf Seidenunterwäsche und hat sich gern als Frau verkleidet. Perücken, Make-up, hohe Hacken. Das volle Programm.«
    Es war Dienstagmorgen, kurz nach neun Uhr. Sie hatten sich alle im Büro versammelt: Chuck, Krieger, Lee und Butts.
    Butts nahm den Deckel von seinem Pappkaffeebecher ab und begann, laut zu schlürfen. »Klingt als hätten Sie goldrichtig gelegen, Doc.«
    »Gute Arbeit«, sagte Chuck. »Das könnte uns doch einiges darüber verraten, nach welchen Kriterien er seine Opfer auswählt.«
    »War nicht ganz einfach, das rauszukriegen«, sagte Butts und trank einen großen Schluck.
    Krieger runzelte die Stirn. »Warum wurde denn bei der Durchsuchung seiner Wohnung keine Frauenkleidung entdeckt?«
    »Weil er sie nicht da aufbewahrt hat«, erklärte Butts triumphierend. »Er hatte offenbar Angst, dass seine Frau ihm draufkommen könnte. Also hat er sich einen kleinen Lagerraum in der Innenstadt gemietet, wo er seine schicken Klamotten versteckt hat. Jedenfalls ist seine Schwester irgendwann damit rausgerückt, nachdem ich ein bisschen Überzeugungsarbeit geleistet hatte.«
    »Wirklich saubere Arbeit«, lobte Morton.
    »Moment, Chef, das ist noch nicht alles«, sagte Butts und stellte den Kaffee ab. »Unser zweites Opfer hatte eine Vorliebe für Transenschuppen.« Er sah die anderen drei erwartungsvoll an.
    »Wow!« Lee war beeindruckt. »Wie sind Sie denn an die Information gekommen?«
    »Kleiner Spaziergang durch die Schwulenbars in der Christopher Street plus Trinkgeld in Höhe meines Monatsgehalts für einen gewissen Barkeeper.«
    »Woher wussten Sie denn, welche Bar infrage kommt?«, wollte Krieger wissen.
    Butts zuckte mit

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