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Wehe Dem, Der Gnade Sucht

Wehe Dem, Der Gnade Sucht

Titel: Wehe Dem, Der Gnade Sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. E. Lawrence
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Campbell war.
    »Ja, Mr Callahan, Sie auch!«, rief Angelica.
    »Na gut.« George setzte sich im Schneidersitz zwischen Angelica und Meredith. »Kann losgehen. Erst du«, sagte er zu Lee.
    Lee hatte kaum den Finger auf den Zeiger gelegt, als der wieder über das Brett raste. Lee beobachtete atemlos, was dann geschah.
    F_R_A_G_N_A_C_H_D_E_M_R_O_T_E_N_K_L_E_I_D
    Die Wände des Zimmers schienen näher zu rücken, und Lee hörte nicht einmal, dass es klingelte. Als seine Mutter mit dem Telefon hereinkam, musste sie ihn zwei Mal rufen, bevor er sie überhaupt wahrnahm.
    »Lee!« Sie hielt ihm das Telefon hin. »Chuck Morton für dich. Du sollst gleich kommen. Es gab …« Sie warf einen Blick auf die Mädchen. »… eine neue Entwicklung.«

KAPITEL 33
    Miguel Rodriguez, der Sicherheitsmann des Bürogebäudes der Sixth Avenue 545, wollte der Polizei wirklich gern helfen. Seine gesamte Gestik und Mimik verriet, dass er nichts zu verbergen hatte. Er saß Lee und Butts gegenüber auf einem der Stühle in der Lobby, hatte sich vorgebeugt und schaute die beiden offen an. Zwar war er ein wenig nervös, aber Lee wusste, dass das praktisch jedem Menschen so ging, wenn er von der Polizei verhört wurde. Auch wenn er tausendmal unschuldig war.
    Butts hatte ihn bereits gefragt, wer zur Tatzeit alles das Gebäude betreten hatte, aber bisher war dem Mann niemand eingefallen. Am Wochenende wurde ja allgemein nicht gearbeitet, auch wenn trotzdem einige Leute im Büro erschienen.
    »Also, Mr Rodriguez, überlegen Sie noch mal. Ist in den letzten vierundzwanzig Stunden jemand Unerwartetes hier gewesen?«
    Rodriguez ballte die Fäuste und beugte sich noch ein wenig weiter vor. Er war jung, ungefähr Ende zwanzig, wirkte ernst und hatte einen leichten puerto-ricanischen Akzent. Am Finger trug er einen Ehering und um den Hals ein winziges Goldkreuz.
    »Hey, warten Sie mal, ja! So gegen sechs Uhr am Samstag haben wir eine Lieferung von UPS erhalten.« Er schien froh zu sein, dass ihm das wieder eingefallen war, und er sah Butts an, als wollte er nun wie ein braver Schüler gelobt werden.
    »Ist das ungewöhnlich?«, erkundigte sich Butts.
    »Eigentlich nicht. Wir kriegen am Wochenende öfter mal Lieferungen von UPS. Schon weil man da besser hier parken kann. Manchmal sogar zweimal am Tag – vormittags und am späten Nachmittag.«
    »Kannten Sie den Mann von UPS?«
    Rodriguez drehte an seinem Ehering. »Nein, glaub nicht. War jedenfalls nicht der, der sonst kommt.«
    »Ach?«
    »Ja, das ist nämlich Jimmy, ein Jamaikaner. Und der ist schwarz. Der hier war weiß.«
    Butts sah Lee an und zog eine Augenbraue hoch. »Da sind Sie sich ganz sicher?«
    »Ja, absolut.« Rodriguez wirkte wieder ganz zufrieden mit sich.
    »Können Sie den vom Samstag noch etwas genauer beschreiben?«
    »Wird schwierig, der hatte irgendwie so ein Allerweltsaussehen. Und ich habe ihn mir nun auch nicht genauer angeschaut, wissen Sie.«
    »Ungefähre Größe und Gewicht?«
    »Durchschnitt. Vielleicht einen Meter achtzig, weder dick noch dürr. Durchschnittlich eben.«
    »Können Sie mir vielleicht sonst noch etwas über ihn sagen?«
    Rodriguez kaute an seiner Unterlippe und dachte angestrengt nach. Dann schüttelte er schließlich den Kopf. »Nee, irgendwie nicht, tut mir echt leid. Oder halt, doch da war was. Er hatte eine richtig sanfte Stimme – das fiel direkt auf.«
    »Inwiefern?«
    »Als würde er eher hauchen als sprechen und … na ja, das klingt bestimmt albern, aber …«
    »Aber was?«
    »Irgendwie hat mich die Stimme an Marilyn Monroe erinnert. Ich meine, das war eindeutig ein Kerl, trotzdem hatte die Stimme irgendwie … was Komisches.«
    »Glauben Sie, Sie würden die Stimme wiedererkennen?«
    »Weiß nicht, kann sein.«
    »Okay, Mr Rodriguez, dann danke ich Ihnen erst einmal«, sagte Butts, klappte sein Notizbuch zu und stand auf.
    Rodriguez sah ihn an. »Wenn ich noch was tun kann«, sagte er leise, »ganz gleich was, dann sagen Sie einfach Bescheid, okay?«
    »Machen wir«, versprach Lee. »Und vielen Dank noch einmal.«
    Rodriguez sprang auf, schüttelte den beiden die Hand und begleitete sie bis zur Eingangstür.
    »Mann«, sagte Butts, als sie draußen standen. »Wenn doch jede Zeugenbefragung so laufen würde.«
    Dann ging er los und zeigte nach ein paar Schritten auf einen Kebabstand. »Ich sterbe vor Hunger. Wie wäre es mit einem Sandwich?«
    »Klar.« Lee folgte Butts.
    Sie bestellten zwei Pitataschen und setzten sich damit vor einen Brunnen.

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