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Wehe Dem, Der Gnade Sucht

Wehe Dem, Der Gnade Sucht

Titel: Wehe Dem, Der Gnade Sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. E. Lawrence
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niemand Caleb auch nur verdächtigt.
    Seine Mutter hatte auch haselnussfarbene Augen gehabt. Haselnuss, mit karamellbraunen Sprenkeln. Noch heute träumte er von ihren Augen. Sie tanzten durch seine Träume wie die Maiskörner in einer Popcornmaschine. Seine Mutter hatte ihm früher oft Popcorn gemacht. Immer am Sonntagabend. Da lief Calebs Lieblingssendung – »Disneys wunderbare Welt « . Er liebte die Fee Glöckchen mit ihrem Zauberstab, aus dem jedes Mal Feuerwerk kam, wenn sie ihn benutzte. Davon bekam er immer ein Kribbeln im Bauch. Glöckchen sah süß aus in ihrem winzigen grünen Kleid. Ob sie wohl einen Feenfreund hatte, der genauso klein war wie sie? Manchmal stellte Caleb sich vor, wie er sie küsste, und in seiner Phantasie schmeckten ihre Küsse nach Zitrone.
    Als seine Mutter noch da gewesen war, hatte sie sich die Sendung mit ihm zusammen angesehen und Popcorn gegessen. Die Maschine besaß er heute noch und machte nun sonntagabends selbst Popcorn für sich und seinen Vater. »Disneys wunderbare Welt« gab es nicht mehr, jetzt schauten sie stattdessen Football oder was sonst gerade kam. Wirklich bitter, dass seine Mutter auch so verdorben gewesen war. Trotzdem wünschte er sich manchmal, sie wäre noch da und könnte sonntags Popcorn mit ihnen essen.
    Caleb stellte das Glas zurück an seinen Platz und ging wieder hinüber zu seinem Vater. Der bewegte die Lippen, wollte etwas sagen, bekam aber nur undefinierbare Laute heraus. Er quiekte wie eine verschreckte Maus.
    Caleb lächelte nachsichtig. »Was denn? Was willst du mir sagen? Du musst dich konzentrieren.«
    Sein Vater versuchte verzweifelt ein Wort herauszubringen. Vor Anstrengung wurde er ganz rot im Gesicht. Caleb wartete geduldig – sie hatten ja Zeit.

KAPITEL 36
    Lee und Butts gingen am nächsten Tag ins Jack Hammer, nachdem sie von Bob Vangetti erfahren hatten, dass er mit Joe dort die Freitagnacht verbracht hatte. Doch es war Mittwoch, und die Bar war geschlossen. Das war bitter, weil Lee und Butts sicher waren, dass Joe hier seinem Mörder begegnet sein musste.
    Bobby war an jenem Freitag so betrunken gewesen, dass er sich nur schemenhaft an das erinnern konnte, was in der Bar passiert war. Er hatte Lee und Butts nur immer wieder versichert, dass er und Joe wirklich »keine Schwuchteln« seien. Sie hatten sich nur einen Spaß machen wollen. Das wiederholte er unablässig, und sehr viel mehr bekamen Lee und Butts auch nicht aus ihm heraus. Wahrscheinlich hatte er am Freitag nicht nur getrunken, sondern auch noch andere Drogen genommen. Aber das spielte im Endeffekt keine Rolle, denn er konnte sich schlicht an kaum etwas erinnern.
    Da sie im Jack Hammer im Moment nichts ausrichten konnten, beschlossen sie, Dr. Martin Perkins noch einmal einen Besuch abzustatten. Richterin Deborah Weinstein, die sie um einen Durchsuchungsbeschluss für sein Haus gebeten hatten, um seine Patientenakten zu überprüfen, hatte ihren Antrag bedauerlicherweise abgelehnt. In Weinsteins Augen hatte die Polizei ihr keine stichhaltige Begründung dafür geliefert, dass der Mörder einer von Perkins’ Patienten sein könnte.
    Lee und Butts fuhren los. Nach anderthalb Stunden waren sie in Stockton angekommen. Weil sie Perkins überraschen wollten, hatten sie ihren Besuch bei ihm nicht angekündigt und parkten nun auch das Auto ein Stück vom Haus entfernt. Die Chancen, etwas aus einem potenziellen Verdächtigen herauszubekommen, stiegen erheblich, wenn er sich vorher nicht schon geistig auf die Befragung vorbereiten konnte.
    Sie klopften an die Tür, die gleich darauf geöffnet wurde. Dahinter erschien Martin Perkins, heute in einem cremefarbenen Anzug mit hellen italienischen Lederschuhen. Dazu trug er eine perfekt gebundene blau-weiß gestreifte Krawatte. Er schien direkt aus einem Stück von Oscar Wilde gesprungen zu sein. Auf seiner Nase saß eine altmodische Brille. Die Drahtbügel schienen handgefertigt zu sein.
    »Hallo«, begrüßte er sie und musste sich offensichtlich anstrengen, einen freundlichen Ton anzuschlagen. »Was beschert mir das Vergnügen eines erneuten Besuchs Ihrerseits?«
    »Wir haben nur noch ein paar Fragen«, antwortete Butts.
    »Verstehe.« Perkins trat hinaus auf die Veranda und schloss die Tür hinter sich. »Dann geht es also wieder um die arme Ana, ja? Ich weiß zwar nicht, was ich Ihnen zu dem Fall noch sagen könnte, aber ich helfe der Polizei natürlich immer gern.«
    »Mir ist Ihr Grüner Mann aufgefallen.« Lee deutete auf die

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