Wehe Dem, Der Gnade Sucht
und sah zu Matt hinauf. Der rang mit einer großen schlanken Frau – nein, Transe – mit langem dunklem Haar. Sie trug einen eng geschnittenen Jumpsuit und Stilettoabsätze. Ein paar andere Gäste beobachteten die Szene, aber die meisten tanzten und lachten einfach weiter, als wäre nichts passiert.
»Baby, Baby, was soll das?« Matt hielt die Arme des Transvestiten fest, weil der versucht hatte, ihm mit den blutrot lackierten Nägeln die Augen auszukratzen.
»Wie konntest du nur, du Schwein?«, rief die Transe.
»Ich habe doch nur ein bisschen geflirtet«, sagte Matt, ohne sie loszulassen.
»Das nennst du flirten?«, zischte die Transe. Sie bekam eine Hand frei und wollte ihm das Gesicht zerkratzen. Doch Matt duckte sich schnell und ließ dabei auch ihren anderen Arm los.
»Du bist mir zu heftig drauf, Baby!« Matt wich zurück. Erst jetzt schien er Elena auf dem Boden zu bemerken. »Ey, tut mir leid«, sagte er und wollte ihr aufhelfen.
In dem Moment ging die Transe wieder auf ihn los. Matt flüchtete rückwärts vor ihr in Richtung Ausgang. Mit blitzenden Augen verfolgte sie ihn und sah dabei aus wie eine wild gewordene Löwin. Trotz der hohen Hacken bewegte sie sich bemerkenswert schnell und sicher.
Elena wollte sich gerade aufrichten, als jemand sie bei den Schultern nahm und auf die Füße stellte. Sie drehte sich um. Es war der Barkeeper. Aus der Nähe wirkte er riesig – bestimmt zwei Meter groß und hundertfünfundzwanzig Kilo schwer, die aus reiner Muskelmasse bestanden. Dabei bewegte er sich mit der Geschmeidigkeit eines Balletttänzers.
»Alles in Ordnung?«, fragte er. »Violet kommt noch nicht so lange her«, fügte er hinzu und zeigte in die Richtung der Transe. Weder die Transe noch Matt waren irgendwo zu sehen, sie waren im Gewühl verschwunden. »Die kriegt sich schon wieder ein. Matt und sie hatten was miteinander, aber der sucht sich ständig Neue. Nicht schön, aber so ist es eben.« Er zündete sich eine Zigarette an und hielt Krieger die Schachtel hin. »Auch eine?«
Krieger hatte zwar vor zehn Jahren zum letzten Mal geraucht, aber im Moment konnte sie wirklich eine Zigarette vertragen. Mit zitternden Fingern nahm sie sich eine und steckte sie zwischen die Lippen. Der Barkeeper gab ihr Feuer. Sie atmete den ersten Zug ein, hielt ihn einen Moment in der Lunge fest und atmete dann wieder aus. Sofort bekam sie einen so heftigen Hustenanfall, dass sie sich am Arm des Barkeepers festhalten musste.
»Länger keine mehr geraucht, was?«
»Ja«, gab sie zu. Als der Husten aufhörte, nahm sie wieder einen Zug, diesmal allerdings keinen so tiefen. Ihr wurde wieder schwindelig, doch zumindest musste sie nicht wieder husten. Das Nikotin hatte eine beruhigende Wirkung auf sie. Der Barkeeper ging zurück auf seinen Posten, weil am Tresen ein Mann in engen schwarzen Hosen ungeduldig mit ein paar Geldscheinen wedelte.
»Hey«, rief Krieger dem Barkeeper nach. »Wie heißt du?«
»Mich nennen alle Diesel.«
Elena nickte nur, obwohl sie den Namen merkwürdig fand.
»Ich bin Lottie.«
»Schön, dich kennenzulernen, Lottie.«
»Ebenfalls.« Sie schaute Diesel bewundernd an. Das war einmal ein Mann, auf den man wirklich in jeder Lebenslage zählen konnte. Gelassen, schlau und so stark, dass er es wahrscheinlich leicht mit drei Männern gleichzeitig hätte aufnehmen können.
»Noch ein Bier bitte«, rief sie.
Diesel öffnete die Flasche für sie.
»Geht aufs Haus«, sagte er und lächelte sie zum ersten Mal an.
KAPITEL 41
Es war schon drei Uhr, als Elena Krieger das Jack Hammer verließ. Drinnen tobte die Party zwar noch immer, aber ihr reichte es. Ihre Augen brannten vom Zigarettenqualm, und ihr Mund war trocken. Außerdem hatte sie mehr Bier getrunken als normalerweise in einer ganzen Woche. Nicht dass sie Alkohol nicht gemocht hätte, aber sie hatte diese Figur nicht durch Zufall, sondern durch eiserne Disziplin.
Natürlich hatte sie noch andere Bewunderer in der Bar gehabt. Mehrere junge Männer hatten ihr Drinks ausgegeben, aber nach dem Vorfall mit Matt und seiner Freundin hatte sie Hemmungen. Krieger hatte immer wieder nach den beiden Ausschau gehalten, aber sie waren verschwunden.
Die Taxis auf der Sixth Avenue waren allesamt besetzt. Elena stand einen Moment an der Ecke und stöckelte dann auf ihren Stilettoabsätzen Richtung U-Bahn. Jeder Schritt schmerzte. Sie war übermüdet und freute sich nur noch auf ein heißes Bad, bevor sie dann ins Bett fallen würde.
Dass im Jack
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