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Wehe Dem, Der Gnade Sucht

Wehe Dem, Der Gnade Sucht

Titel: Wehe Dem, Der Gnade Sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. E. Lawrence
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Hammer in den Toiletten jede Menge Drogen konsumiert worden waren, hatte sie natürlich bemerkt. Immer wieder waren Leute zu zweit oder dritt im Klo verschwunden, um danach mit roten Augen und feuchten Nasen wieder zurückzukommen. Und auf der Tanzfläche wurden nicht nur Zigaretten geraucht. Aber Elena war ja nicht von der Sitte, sondern in einer sehr viel ernsteren Angelegenheit als einer Drogenrazzia da gewesen. Deshalb hatte sie beschlossen, sich um die Einnahme illegaler Substanzen nicht zu kümmern. Sie durfte auf keinen Fall riskieren, dass man sie demaskierte.
    Der Weg bis zur U-Bahn kam Elena schier endlos vor. Es konnte kaum mehr als eine Viertelmeile sein, aber ihre Füße schmerzten mit jeder Sekunde mehr. Am liebsten hätte sie die Schuhe ausgezogen und wäre barfuß gegangen. Es war fast still in den Straßen, jedenfalls für New York. Elena konnte sogar die Blätter der Bäume im kleinen Park an der Sixth Avenue rauschen hören.
    Als sie an der Station in der Waverly Street ankam, hielt neben ihr eine schwarze Limousine mit einem Kennzeichen aus New Jersey. Die Fensterscheibe wurde heruntergelassen und ein adretter junger Mann lehnte sich aus dem Wagen.
    »Kann ich Sie irgendwo hinfahren?«
    »Sie schickt der Himmel!« Elena konnte ihr ungeheures Glück kaum fassen. Ein privater Limousinenservice würde zwar bestimmt doppelt so teuer wie ein normales Taxi werden, aber das war ihr egal. Die Fahrt mit der Bahn hätte ewig gedauert, und da gab sie das Geld gern aus, um schneller nach zu Hause kommen.
    Also stieg sie ein. Der Fahrer fragte höflich, wo sie denn hinwolle und bot ihr eine Flasche Evian an. Elena nahm sich fest vor, ihm ein extra großes Trinkgeld zu geben. Sie kuschelte sich hinten im Wagen in den Polstersitz, trank das Wasser und beobachtete, wie die Häuser draußen am Fenster vorbeizogen.

KAPITEL 42
    »Was soll das heißen, sie ist verschwunden?«, bellte Chuck Morton seinen Sergeant an, der sich ängstlich am Türgriff festhielt wie an einem Rettungsanker. Es war Montagmorgen, und als Morton sein Büro betrat, hatte ihn dort schon ein blasser Ruggles erwartet.
    »Ich kann sie nicht erreichen, Sir«, erklärte Ruggles. »Ich habe ihr auf die Mailbox gesprochen und auf den Anrufbeantworter, aber ohne Erfolg. Das passt einfach nicht zu ihr, Sir. Normalerweise ruft sie spätestens nach einer halben Stunde zurück.«
    Morton packte den Briefbeschwerer auf seinem Schreibtisch und drückte so fest zu, dass seine Knöchel weiß hervortraten.
    »Was wollen Sie mir damit sagen, Ruggles? Dass sie sich in Luft aufgelöst hat? Oder außer Landes geflohen ist?«
    »Nein, Sir, ich habe einfach schreckliche Angst, dass ihr etwas zugestoßen sein könnte.« Ruggles wurde noch bleicher. Die Augen hatte er weit geöffnet, und es bildeten sich Schweißperlen auf seiner Stirn.
    Chuck schnaubte. »Nach allem, was ich über Elena Krieger weiß, passiert ihr nichts.«
    »Aber ich habe keine andere Erklärung dafür, Sir. Es passt einfach nicht zu ihr …«
    »Ja, ja, das haben Sie schon gesagt«, schimpfte Chuck.
    Er wusste, dass er unfair war gegenüber Ruggles, aber es ging ihm auf die Nerven, wie verknallt der Mann in Krieger war. Diese Frau machte nichts als Ärger. Das war von Anfang an so gewesen.
    »Hören Sie mal«, sagte er etwas sanfter. »Wir wollen nicht gleich in Panik verfallen, okay? Versuchen Sie weiter, Elena Krieger zu erreichen, und sagen Sie mir Bescheid, wenn …«
    Das Telefon auf seinem Schreibtisch blinkte. Er griff nach dem Hörer.
    »Morton?«
    Ruggles beobachtete, wie sich der Gesichtsausdruck seines Chefs änderte. Bis eben schien er einfach verärgert zu sein, doch jetzt sah er grimmig aus. Ruggles war sofort klar, dass es schlechte Nachrichten gab – richtig schlechte Nachrichten.
    »Danke für den Anruf«, sagte Morton und legte auf. Erst schaute er weg, dann sah er Ruggles in die Augen.
    »Kriegers Handtasche wurde gefunden.«
    Die Worte trafen Ruggles wie ein Schlag. Mehr musste sein Chef gar nicht sagen, ihnen beiden war vollkommen klar, was das bedeutete. Ruggles bekam weiche Knie.
    »Wo?«
    Morton musterte seine Schuhspitzen. »Im Village.«
    »Er hat sie erwischt, oder?«
    Ruggles musste nicht groß erklären, wer mit er gemeint war. Das wussten beide nur zu genau.
    »Kann sein, Sergeant …« Morton klang wütend – müde und doch wütend.
    Ruggles wurde auf einmal schwarz vor Augen. »Entschuldigen Sie mich, Sir«, bat er und floh aus dem Raum, ohne sich noch einmal

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